Rote Karte für Launert
Vermutlich hätte sich Silke Launert nicht träumen lassen, dass der farbig-stumme Protest in Form der roten Karten auch sie treffen könnte. Zu jenem Zeitpunkt ging es um die Frage nach der Ehe für alle. Da sei die CSU doch recht nahe an der AfD, hieß es auf dem Podium. Fraglos eine undankbare Aufgabe für Launert, hierauf eine schlaue Antwort zu finden. So lavierte sie sich ein wenig durch die Thematik, um dann kund zu tun, dass sie schon offen dafür sei, aber ihre Partei halt noch nicht so ganz. An einer ähnlich verlaufenen Stelle der Diskussion und angesichts eines vergleichbaren Antwortmusters, musste sich Launert daraufhin von Anja-Maria Meister den Kommentar gefallen lassen: „Die CSU überfordert die Menschen, weil sie immer dafür und dagegen ist.“ Großes Gelächter im Saal. Daumen hoch für die Moderatorin. Auch die übrigen Kandidaten hatten Gelegenheit, sich entsprechend in Szene zu setzen. Als der eloquenteste von allen stach der Vorsitzende der Jungen Liberalen heraus. Aufgewachsen in einem Dorf mit Bushaltestelle und Telefonzelle, wusste er doch zu allem etwas und meist viel Kluges zu sagen. Mit am imponierendsten geriet sein flammendes Plädoyer für Europa, das die Forderung enthielt: „Wir sollten dringend eine Flüchtlingsunion schaffen.“
Nicht weniger vehement und vorgetragen mit bayerisch-kerniger Dialektfärbung legte sich Uli Grötsch (SPD) für die europäische Sache ins Zeug, forderte eine gemeinsame europäische Außenpolitik und, dass wir „als ein einmaliger Raum in der Welt wirken“.
Studentische Themen
Natürlich ging es bei der Diskussion an der Uni auch um studentische Themen wie Studiengebühren, Bologna und die Frage, wie die Parteien junge Akademiker bei Unternehmensgründungen unterstützen würden. Thomas Gambke von den Grünen machte keinen Hehl aus seiner Abneigung für die einstigen, studienzeitverkürzenden Bologna-Reformen. Sein Credo: „Jeder Student sollte ein Semester in einem anderen Land studiert haben.“
Da zückte niemand die Rote Karte.
Info:
Wie halten es die Parteien mit Studiengebühren?
Laut Konstantin Kuhle (FDP) sollte jede Hochschule selbst entscheiden, ob sie Studiengebühren erheben will.
Uli Grötsch (SPD) hält Studiengebühren für falsch. Es sei eine staatliche Aufgabe, für Verbesserungen an den Universitäten zu sorgen.
Dass Studenten wieder mehr über den eigenen Tellerrand schauen müssen, fordert Thomas Gambke (Grüne). Studiengebühren seien dafür hinderlich.
Silke Launert musste einräumen, dass sich die CSU schon einmal die Finger beim Thema Studiengebühren verbrannte hatte. Diesen Fehler wolle man kein zweites Mal machen.
Alexander Gauland (AfD) forderte eine Strafgebühr für Studenten in höheren Semestern.