Rösser, Kälte und Minister Seehofer

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) steht beim Rossmarkt in Berching zwischen zwei Pferden. Der Markt gilt als das größte Wintervolksfest im Freistaat. Teilweise kommen die Pferdebesitzer schon seit Jahrzehnten mit ihren Tieren zu dem Markt. Foto: Armin Weigel/dpa Foto: red

Wieder einmal lockt der Berchinger Rossmarkt viele Besucher an. Im Mittelpunkt stehen die prachtvoll geschmückten Pferde. Im Vorfeld der Bundestagswahl lässt sich Ministerpräsident Seehofer seinen fünften Besuch auf der traditionsreichen Bühne nicht nehmen.

 
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Prächtige Rösser, winterliche Kälte - und ein Ministerpräsident als Zugpferd: Beim traditionellen Berchinger Rossmarkt hat CSU-Chef Horst Seehofer Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) für ihre Bauernregeln kritisiert. Diese seien nicht nur eine «Verunglimpfung, sondern eine Beleidigung», sagte der Ministerpräsident am Mittwoch vor rund 20 000 Besuchern. «Ich rufe die Umweltministerin auf, sich bei den Bauern zu entschuldigen.»

Zudem kündigte Seehofer auf dem größten Wintervolksfest in Bayern an, im März nach Russland reisen zu wollen. «Ohne Moskau werden viele Brandherde in der Welt nicht gelöst werden können», betonte der Ministerpräsident. Im vergangenen Herbst hatte der Ministerpräsident eine geplante Russlandreise «aufgrund der innenpolitischen Situation und wichtiger anstehender politischer Entscheidungen» abgesagt.

Im Februar 2016 hatte Seehofer während der Hoch-Zeit der Flüchtlingskrise für eine Lockerung der westlichen Sanktionen gegen Russland geworben. Dies war allgemein als Affront gegenüber Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefasst worden.

Seehofer zum fünften Mal beim Rossmarkt

Bei winterlichen Bedingungen wurden am Mittwoch mehr als 100 prachtvoll geschmückte Pferde beim Berchinger Rossmarkt präsentiert. «Kälte und Trockenheit sind perfekt für das größte Wintervolksfest Bayerns», sagte Bürgermeister Ludwig Eisenreich (CSU) zu Beginn der Traditionsveranstaltung. Viele der gut 60 Pferdehalter kommen seit Jahrzehnten ins oberpfälzische Berching, um voller Stolz ihre Rösser zu präsentieren. Dafür erhalten sie pro Tier eine nach Rassen gestaffelte Prämie von bis zu 55 Euro.

Seehofer war heuer bereits zum fünften Mal in Berching und stellte damit den Rekord von Franz Josef Strauß ein. Besonders gerne redet Seehofer beim Rossmarkt im Vorfeld von Bundestagswahlen. Bereits 2009 und 2013 stand er vor den Wahlen auf der Bühne. Auch in diesem Jahr wird wieder der Bundestag gewählt. «Ich komme gerne wieder. Dann habe ich Franz Josef Strauß wenigstens in einem Feld übertroffen», betonte Seehofer.

"Es ist zwar offiziell ein Rossmarkt, aber verkaufen kommt gar nicht in Frage"

Der Ministerpräsident war zwar das Zugpferd, die eigentlichen Stars in Berching sind jedoch die liebevoll geschmückten Rösser. Fredi und Titan sind zwei gewaltige französische Kaltblutpferde, die aus Vilseck im Landkreis Amberg-Sulzbach gekommen sind. «Die beiden werden zum Holzrücken eingesetzt und als Zugpferde für Brauereien bei Volksfesten», erläuterte Besitzer Thomas Wölker, dessen Familie seit drei Generationen Pferde ausbildet.

Sabrina Reindl aus Oberweickenhof im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz war das erste Mal beim Rossmarkt und hat ihre beiden süddeutschen Kaltblutpferde am Vortag gesäubert, die Mähne geflochten und Blumen am Schweif befestigt. «Es ist zwar offiziell ein Rossmarkt, aber verkaufen kommt gar nicht in Frage», betonte die 23-Jährige.

Der Rossmarkt geht auf eine jahrhundertealte Vorschrift zurück. Im Jahr 1722 erging in Berching ein Erlass, wonach Pferdebesitzer ihre Tiere für Gesundheitsuntersuchungen vorführen müssen. Damit sollten Seuchen vermieden werden. Heute werden allerdings keine Pferde mehr verkauft.

dpa

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