Rosenau: Wie die Feier, so die Diskussion

Von Thorsten Gütling
Die Diskussion über den Wiederaufbau der Rosenau wird so geführt, wie früher darin gefeiert wurde, findet Reporter Thorsten Gütling. Foto: Nils Katzenstein Foto: red

Die Art und Weise, wie über einen möglichen Wiederaufbau der abgebrannten Rosenau diskutiert wird, zeigt, was schon der Disco fehlte: Anstand und Stil.

 
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Im Internet rufen Menschen, die die Rosenau seit Jahren nicht mehr besucht haben, zum Boykott der benachbarten Hotelgaststätte auf. Andere planen eine Demo vor der Lohmühle, und der frühere Rosenau-Betreiber „Magoo“ setzt Gerüchte über Missmanagement in die Welt, die das Zeug haben, das Hotel zu ruinieren. Und alles nur, weil dessen Geschäftsführerin offen ausspricht, was viele Nachbarn der Rosenau denken: „Gott sei Dank hat der Wahnsinn ein Ende.“

Eigentlich dürften die Reaktionen nicht verwundern. Denn die Rosenau war nicht einfach irgendeine Disco. Sie war eine Einrichtung der Extreme, sowohl was die Diskussion darüber, als auch die Art des Feierns darin betrifft.

Der Sauftempel der Stadt

Die Rosenau war schließlich der jahrzehntelang gewachsene Sauftempel der Stadt. Nahezu jeder Bayreuther hat einen ganz furchtbaren Rausch aus der Rosenau nach Hause getragen. Wer in die Rosenau ging, der tat das nicht selten mit dem Vorsatz, auf allen vieren wieder heraus zu kommen. Die Rosenau übernahm damit eine wichtige Funktion in der Stadt: Sie bot einen relativ geschützten Rahmen. Weil jeder jeden kannte, bot die Rosi ein Mindestmaß an sozialer Kontrolle. Und weil die Rosi mitten in der Stadt lag, war die Verlockung gering, betrunken mit dem Auto nach Hause zu fahren.

Weil es so lustig war und weil man noch Jahre später in diesen Erinnerungen schwelgen kann, ist die Trauer um die abgebrannte Rosenau so groß. Und es mag erklären, warum dem ein oder anderen im Internet jetzt die Sicherungen durchbrennen. Die Vorwürfe gegen die Hotelchefin sind maßlos und mitunter ungerecht.

Regelmäßig daneben benommen

Denn vergessen wird dabei: Vor keiner anderen Disco haben sich die Bayreuther so regelmäßig daneben benommen wie rund um die Rosenau. Da wurde an Hauswände, Autos und Fahrräder gepinkelt. Da wurde geklaut, was nicht niet- und nagelfest war und volltrunken gegen Fahrräder, Laternen und Autospiegel getreten. Da wurden Flaschen auf der Straße zerdeppert und Kippen auf Fensterbrettern ausgedrückt. Wenn die Nachbarn Glück hatten, wurde nur in ihre Mülleimer gekotzt. Wenn sie Pech hatten, ging die Sauerei neben die Tonnen oder gar in den Hauseingang.

Es ist nachvollziehbar, dass die Anwohner sich jetzt gegen einen Wiederaufbau der Rosenau aussprechen. Die Art und Weise, wie die Chefin des Hotels Lohmühle angegangen wird, gibt ihnen nur noch mehr Recht.

thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de