Rockiger Auftakt für Jazznovember

Von Wolfgang Karl
Ist es Jazz, ist es Rock? Aline Frazão & Band im Bechersaal. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ist das noch Jazz? Diese Frage stellen sich die Menschen im Becher-Saal zum Auftakt des Jazz-November. Da merkt man dem Bayreuther Publikum schon kleine Startschwierigkeiten an. Ein paar Leute gehen. Aber das kann schon mal passieren. Den Rest bekommt Aline Frazão im Laufe des Abends in den Griff – und sogar zum Mitsingen.

 
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Was man so gemeinhin unter Jazz versteht, das ist es wohl nicht. In weiten Teilen des Abends verschieben zwei E-Gitarren das Ganze schon hart gegen Rock. In den ruhigeren Momenten scheint der Fado durch. Jazz hört man vor allem in seiner weichen, südamerikanischen Form: dem Bossa Nova.

Man mag sich gar nicht vorstellen, dass es sich verträgt, das weiche Portugiesisch Frazãos und die Klänge von E-Gitarren. Aber es geht wunderbar auf. Man kann sich vorstellen, wie Frazão ihr neustes Album „Insular“ aufnahm: Umgeben von herber schottischer Natur und der rauen See der Hebriden, einen warmen Tee in der Hand.

Eigentlich sehr gemütlich

Es klingt wie ein Abend am Kamin, wenn es draußen stürmt – und passt deshalb perfekt in den Bechersaal mit seinem Kachelofen. Draußen regnet es bei Temperaturen knapp überm Gefrierpunkt. Auf der Bühne lächelt Aline Frazão: „Ich erzähle jetzt lieber nichts mehr zu den Stücken. Ich rede immer zuviel, wenn ich glücklich bin,“ sagt sie und spielt lieber weiter.

In ihren Stücken geht es um den Verlust geliebter Menschen und Freiheitskampf, also um durchaus ernste Themen. Doch dabei strahlt die Angolanerin übers ganze Gesicht, also wollte sie uns sagen: Kein Thema ist zu ernst, um darüber einen Song zu schreiben – und mit dieser Musik dann Spaß zu haben.

Auch Rock war dabei

Frazão ist das uneingeschränkte Zentrum dieses Abends. Das schon erwähnte Lächeln, ihr Lockenkopf, das weite Kleid und ihre wunderbar warme, leicht rauchige Stimme machen sie zum kreativen Kopf der Band. Dabei ist sie keine Rampenfrau, sie drängt sich keineswegs auf. Es ist ein ganz natürliches Charisma, eine bestimmte Wärme, die von ihr ausgeht.

Die drei Herren, mit denen sie sich umgibt sind ausgemachte Könner an ihren Instrumenten. Sei es Miroca Paris an den Percussions, Francisco Rebelo am Bass – oder Gitarrist und Pianist Marco Pombinho. Letzterer ist selbst ein veritabler Star in der portugiesischen Rock-Szene – und wohl für die Rockelemente in Frazãos Musik verantwortlich.

Ein guter Auftakt

Doch bei Aline Frazão fließen die krativen Kräfte dieser Musiker zu einem hochpräzisen und komplexen Gesamtkunstwerk zusammen, dass Frau Frazão geradezu federleicht mit diesem Lächeln dirigiert. Ein gelungener Auftakt für den Bayreuther Jazz-November in einem ausverkauften Bechersaal. Muito obrigado - vielen Dank!

Programm beim Jazz-November/Jaffrika

Freitag, 11.11., 20 Uhr, Bechersaal: Biboul Darouiche'S Soleil Bantu; Samstag, 12.11.. 20 Uhr im Bechersaal: Kalo Yele; Samstag, 12. November, 23 Uhr, Glaushaus, Tumi Morgorosi; Sonntag, 13. 11., 10.30 Uhr, Bechersaal: Prof. Al Coda & die Jazzganoven; Sonntag, 13.11. 20 Uhr, Bänz Oester & The Rainmakers.