Rockbunker: eine explosive Mischung

Von Thorsten Gütling
Andy Oliva ist der Betreiber der Diskothek Rockbunker am Bindlacher Berg. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Dass ein Partyveranstalter damit wirbt, zu später Stunde die alten Lieder der Deutschrockband Böhse Onkelz zu spielen, kann kritisiert werden und zwar aus vier Gründen.

 
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Da ist erstens die Geschichte der Lokalität, in der die Party stattfinden soll. Ein früherer Bunker der Wehrmacht am Bindlacher Berg, in dem sich schon vor zehn Jahren dubiose Gestalten versammeln wollten um Neonazi-Bands bei einem Konzert zu lauschen. Nur ein Großaufgebot der Polizei konnte das verhindern.

Unrühmliche Vergangenheit

Da ist zweitens die Geschichte der Band Böhse Onkelz, deren Musik bei dieser Party gespielt werden soll. Gleich sechs Lieder auf dem ersten Album der Band haben dazu geführt, dass das Album 1986 als jugendgefährdend indiziert und wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt wurde. Das Verbot, die Lieder weder öffentlich aufzuführen noch zu bewerben, wurde 2011 erneuert. Unter anderem singen die Böhsen Onkelz: „Wir saufen mit links und herrschen mit der Rechten.“ Auch wenn sich die Band später vehement vom Rechtsextremismus frei sagte, spielte die Band gerne mit ihrem Image. So, wie es der Veranstalter tut, wenn er für seine Party wirbt: „Je später, umso älter die Titel“.

Vorbestraft und drogensüchtig

Da ist drittens die Geschichte des Böhse Onkelz-Sängers Kevin Russell. Der bei einem Konzert schon einmal in Anlehnung an die Flagge des Deutschen Reiches gesungen haben soll „Schwarz-weiß-rot, wir steht zu dir“. Auch wenn sich der Rest der Band später davon distanzierte, fällt es doch schwer zu glauben, dass ein solcher Satz heraus rutscht, wer mit rechtem Gedankengut nichts am Hut hat. Russell hat auch Jahre später noch für Schlagzeilen gesorgt. Als er unter Drogeneinfluss und mit Tempo 230 auf einer Autobahn einen schweren Autounfall verursachte und anschließend von der Unfallstelle floh. Zwei schwer verletzte Männer überließ er ihrem Schicksal und soll sich Gerichtsberichten zufolge im Gerichtssaal über sie lustig gemacht haben. Die gegen ihn verhängte Haftstrafe wollte er zunächst nicht antreten, später ließ er sich nach nur vier Monaten Haft wegen seiner Drogensucht in eine Therapieeinrichtung einweisen.

Rassistische Parolen im Internet

Und da ist zu guter Letzt der Veranstalter der Party. Der sich auf Fotos gerne mit Kevin Russell an seiner Seite schmückt. Der im Internet Bilder verbreitet, auf denen afrikanische Männer zu sehen sind und dazu der Schriftzug: „Das Sozialamt ist pleite, ab heute wird gearbeitet“. Auf anderen Bildern ist ein weinendes Kind zu sehen und der Satz: „Mama, ich habe Hunger. Ich weiß mein Schatz, aber erst kommen die Fremden dran.“

"Schwarzer Humor"

Das alles mag eine Verkettung unglücklicher Umstände sein und die Bilder im Internet nichts weiter als „schwarzer Humor“, wie es Kommentatoren behaupten. Dann wäre der Titel der Veranstaltung einfach nur ungeschickt gewählt. Auf jeden Fall aber ist es eine explosive Mischung und könnte, wenn nicht sogar sollte, als Einladung an ein Publikum verstanden werden, das am äußerst rechten Rand des politischen Spektrums steht. Nach dem Motto: „Wenn wir erstmal unter uns sind, dann greifen wir tiefer in die Plattenkiste.“ In diesem Fall wäre jede Kritik eine Werbung für die Veranstaltung und die Wahl des Titels treffend gewählt.