Robert Alan: Der Meister der Kunstpause

Von Wolfgang Karl
Der Auftritt in seiner Heimatstadt ist für Robert Alan ein Leichtes. Das Publikum liebt ihn, selbst wenn er es manchmal beschimpft. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Gerade 27 Jahre jung, aber er bringt ein komplettes Kabarettprogramm auf die Bühne. Und Robert Alan macht bereits vieles richtig. Robert Alan hat keinen Künstlernamen. Robert Alan Peschke heißt der Mann tatsächlich. Zu dem Namen gekommen ist er, weil er am selben Tag wie Bob Dylan geboren wurde, und der heißt schließlich bürgerlich Robert Allen Zimmerman.

 
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Solch ein Name ist natürlich auch ein Auftrag. Er war quasi von Geburt an zur Berühmtheit verdammt. Sein Programm dreht sich denn auch vor allem um seine verschiedenen Versuche, Rockstar zu werden. Natürlich ist Robert Alan damit gescheitert, wir sitzen ja schließlich in einem Kabarettprogramm. Aber so ganz gescheitert ist er nun auch wieder nicht. Denn neben seinem Namen hat er von Hause aus eine ordentliche musikalische Begabung mitbekommen. Vor allem Blues, in allen Formen und Farben, kommt aus seinem Keyboard. Dazu trägt er eine schwarze, nietenbesetzte Schirmmütze aus Leder. Ältere kennen so ein Teil noch von Videos der Village People.

Vom Rapper zum Kabarettisten

Seine ersten Gehversuche hatte der Mann mit dem Singer-Songwriter-Namen aber als Rapper. Mit vierzehn Jahren. In der Oberfrankenhalle, vor dem Publikum des BBC Bayreuth. Jetzt lebt er in Berlin, der Abend ist dennoch ein Heimspiel für ihn. Die Bayreuther mögen seine Art, lachen viel, applaudieren viel. Doch seine Art, sie ist gar nicht so leicht zu greifen.

Am nächsten kommt man ihm wohl noch, bezeichnet man ihn als Meister der Kunstpause. Spielt er ein Lied, nimmt er gern sechs Takte, statt vier am Piano vorweg. Dazu öffnet er leicht seinen Mund, so, als wolle er singen, nur, um sich im letzten Moment vom Mikrofon wegzudrehen. An anderer Stelle haut er in die Tasten, brüllt: „Wollt ihr Rock ’n’ Roll?“ Das Publikum gibt ein lautes „Ja“ zurück. „Gut, dann spiel ich jetzt eine Ballade!“ – so bricht Robert Alan ständig die Erwartungshaltung des Publikums.

Von Nazis, Hippies und Veganern

Gut, das machen auch andere Comedians. Über einen ganzen Abend wird diese Methode leicht langweilig. Bei Robert Alan ist überraschenderweise das Gegenteil der Fall: Dass er immer das Gegenteil macht, von dem, was wir erwarten, wissen wir bald. Aber umso spannender wird die Frage, was er denn jetzt genau machen wird. Und er findet tatsächlich immer eine überraschende Lösung. Dazu kommt er mit großartigen Einzeilern daher: „Dein Opa war Nazi, deine Eltern waren Hippies, aber du bist nur vegan,“ sagt Alan Er beklagt die mangelnde Haltung der heutigen Gesellschaft, die Orientierungslosigkeit seiner Generation. Er folgt dabei keiner programmatischen Linie – aber er macht richtig Spaß. Das ist auch, was er nach eigenem Bekunden will. Denn die „Erwartungshaltung des Kabarettpublikums“ wolle er auf keinen Fall erfüllen.

Denen hat Alan sogar ein Lied gewidmet. Darin singt er, sie seien die einzigen, die sich seine Karten noch leisten könnten. Allerdings seien sie Pack, das von ihm Dinge erwarte, die er nicht bereit sei zu geben. Ein Lied über Titten sei auch Kunst, singt Alan. Das ist durchaus mutig, das eigene Publikum zu beschimpfen – es gelingt, weil es witzig ist. Am Ende ist es dann doch ein wenig Rock ’n‘ Roll.