Anwalt Gregor Gysi bestätigt: Klage gegen Mietvertrag bei Landgericht Bayreuth eingereicht Kampf um Grünen Hügel: Wieland-Stamm klagt

Von Michael Weiser
"Ich vertrete den rebellischen Zweig": Gregor Gysi vertritt den Wieland-Stamm. Foto: Uli Deck/ dpa Foto: red

Der Kampf um den Grünen Hügel wird vor Gericht ausgetragen: Gregor Gysi hat Klage gegen den Mietvertrag des Festspielhauses eingereicht. Hintergrund der Klage: Nike Wagner und ihre Geschwister fürchten um ihren Einfluss auf die Festspiele.

 
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"Ich vertrete sozusagen den rebellischen Zweig der Familie", sagte Gregor Gysi gestern dem "Kurier". Dabei geht es aber nicht nur um Zwist innerhalb der Familie Wagner, sondern überhaupt darum, wer auf lange Sicht das Sagen am Grünen Hügel haben wird. Und bei dieser Partie sitzen  Spieler wie Bund und Bayern mit am Tisch.

Im Ringen um die Leitung der Festspiele hatte Wielands Tochter Nike Wagner 2008 den kürzeren gezogen, gegen ihre Cousinen aus dem Stamm Wolfgang Wagner, Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Im vergangenen Jahr hatten sich die Gewichte nochmals zu Ungunsten der Familie verschoben. Und zwar durch den langfristigen Mietvertrag für das Festspielhaus, den die Richard-Wagner-Stiftung als der Eigentümer mit der Bayreuther Festspiele GmbH abgeschlossen hatte.

Mietvertrag gegen Sanierungskosten

Von diesem Vertrag hatten Bund und Freistaat die voraussichtlich 30 Millionen Euro teure Sanierung des Festspielhauses abhängig gemacht, die in wenigen Tagen beginnen soll. Einfach gesagt: Sowohl auf Seiten des Mieters wie auf Seiten des Vermieters geben diese beiden Schwergewichte den Ton an. "Es ist immer die alte Geschichte: In der GmbH sitzen dieselben Leute wie im Stiftungsrat", sagte dazu Wieland-Tochter Daphne Wagner.

Eine Überschneidung auf Kosten der Familie, fürchtet sie. Denn die Familie darf sozusagen den Mieter und Festspielbetreiber vorschlagen - und hatte damit die Möglichkeit, Einfluss auf den künftigen Kurs der Festspiele auszuüben. Doch dieser Mieter ist nun auf lange, sehr lange Zeit die Bayreuther Festspiele Gmbh (BF GmbH). Von "Erpressung" und "Enteignung" hatte Daphne Wagner daher schon gesprochen. Georg von Waldenfels, Vorsitzender der Freunde von Bayreuth und damit in der Runde der Gesellschafter, sieht dagegen alles im grünen Bereich: "Das ist auch von der Stiftungsaufsicht abgesegnet worden."

Das Recht, über die Festspielleitung mitzubestimmen

Die aktuelle Klage war  schon ein Dreivierteljahr lang im Raum gestanden. Nike Wagner und ihre Geschwister hatten nach dem Abschluss des Mietvertrages Gregor Gysi als Anwalt benannt. Der zweifelte sogleich die Rechtmäßigkeit dieses Vertrages  an. „Da geht es um das Recht, dass die Mehrheit der Mitglieder der Familie Wagner einen verbindlichen Vorschlag für die Leitung der Bayreuther Festspiele unterbreiten darf“, sagte Gysi seinerzeit. „Das ist ausgehebelt worden. Ich will ja nicht mehr Rechte für die Familie, ich will nur, dass die bestehenden Rechte eingehalten werden.“

Speerspitze Gysi

Toni Schmid, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, wollte gestern dem "Kurier" gegenüber keinen Kommentar über die Aussicht der Klage abgeben: "Ich bin kein Jurist." Gregor Gysi jedenfalls finde er "interessant und unterhaltsam". Von Waldenfels sagte:  "Wenn der Wieland-Stamm meint, mit Gregor Gysi als Speerspitze Schlagzeilen machen zu müssen, kann man es ihm nicht verbieten."