Ringen um den Schlachthof

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Wird künftig noch in Kulmbach geschlachtet oder gibt es eine Kooperation mit Kronach? Foto: Archiv/Melitta Burger Foto: red

Wie geht es mit dem Kronacher Schlachthof weiter? Nachdem ein Rechtsstreit mit dem Landratsamt wegen gestiegener Kosten für die Fleischbeschau beigelegt wurde, ist unsicher, wie der Betrieb zukunftssicher aufgestellt werden kann. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen. Der Kronacher Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU) hatte einen möglichen Neubau ins Gespräch gebracht. Auch eine Kooperation mit dem Kulmbacher Schlachthof, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, zieht er in Betracht.

 
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„Tierwohl und Regionalität müssen bei der ganzen Sache immer im Fokus stehen“, sagte Jürgen Baumgärtner. Dass das, zumindest am Anfang, Geld koste, sei nicht wegzudiskutieren. Und für ihn steht auch fest, wer das bezahlen muss: „Ich habe in der Volkswirtschaft gelernt: Was der Einzelne nicht leisten kann, ist Staatsaufgabe.“ Eine Region wie Kronach brauche einen kleinen Schlachthof mit kurzen Wegen. Bei einer Distanz von 15 Kilometern Luftlinie zu Kulmbach liege es nahe, sich zusammenzutun. Daher ist es Jürgen Baumgärtners Ziel, in Kooperation neu zu bauen.

Für die nächsten zehn Jahre

Das funktioniere nicht über Nacht. Er spricht von etwa einem Jahrzehnt. Es gehe nun darum, wie man den jetzigen Schlachthof für die nächsten zehn Jahre sichern kann. Der Landtagsabgeordnete äußert sich zuversichtlich: „Die Gespräche mit allen Beteiligten sind bisher sehr sachlich und lösungsorientiert.“ Noch vor der Sommerpause solle ein Lösungsvorschlag präsentiert werden. „Ob den dann alle gut finden, ist die andere Frage“, meint er.

Nicht zweimal neu bauen

Auch der Kronacher Metzger-Innungsobermeister Eberhard Kraus kann sich eine Kooperation mit Kulmbach grundsätzlich vorstellen. „Es macht ja Sinn, nicht zweimal neu zu bauen“, sagt er. Eines ist für ihn jedoch klar: Der neue Schlachthof müsste auf jeden Fall in Kronach stehen. „Wir schlachten viermal so viel wie die Kulmbacher“, argumentiert er. Außerdem habe der Kronacher Schlachthof ein Einzugsgebiet bis nach Jena. Daher sei es auch der strategisch günstigere Standort. „Wir würden einige Kunden aus Thüringen verlieren, wenn der Schlachthof in Kulmbach wäre“, sagte er. Und die Fleisch-Forschung, auf die sich Kulmbach immer berufe, könne man genauso gut in Kronach durchführen. Konkrete Gespräche mit beiden Seiten habe es jedoch noch nicht gegeben: „Erst einmal ist das ein Politikum.“

Schramm besteht auf Kulmbach

Ganz anders sieht die Standort-Frage der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). Zwar könne auch er sich eine Kooperation mit Kronach prinzipiell gut vorstellen – da habe man ja auch schon auf anderen Ebenen, wie beispielsweise der Sparkasse, gute Erfahrungen gemacht. Der Standort müsste aus seiner Sicht jedoch in Kulmbach liegen. „Hier hat sich in den vergangenen Jahren vieles positiv entwickelt“, berichtet er. Kulmbach sei inzwischen ein richtiger Lebensmittel-Standort geworden, und das örtliche Max-Rubner-Institut bringe sich sogar finanziell beim Schlachthof ein. Außerdem sei es gelungen, das einstige Defizit von einer halben Million Euro auf 100 000 Euro zu senken. Und nicht zuletzt habe der Betrieb gerade erst die EU-Zulassung erhalten.

Jürgen Baumgärtner ist guter Dinge, dass sich auch für den Standort eine gute Lösung finden wird, mit der alle gut leben können. „Wenn man kooperieren will, muss man ergebnisoffen in die Gespräche gehen“, stellt er klar. Daher wäre es aus seiner Sicht nicht in Ordnung, von vornherein zu sagen, man macht es nur in Kronach oder Kulmbach.

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