Weitere Tote nach Lawine geborgen

Eine Woche nach dem Lawinenunglück in Italien besteht kaum noch Hoffnung, Lebende aus den Trümmern des verschütteten Hotels zu ziehen. Fast alle Vermissten wurden tot geborgen. Mittlerweile wurden 24 Leichen gefunden, 5 Menschen wurden noch vermisst, wie die Präfektur in Pescara am Mittwoch mitteilte.

 
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Vergangenen Mittwoch war nach einer Erdbeben-Serie eine Lawine in der Abruzzen-Gemeinde Farindola abgegangen und hatte das Hotel Rigopiano unter sich begraben. Elf Menschen überlebten das Unglück. Die ersten Opfer wurden bereits zu Grabe getragen. Zugleich trauerten die Rettungsmannschaften an dem Hotel auch um die Opfer des Absturzes eines Rettungshubschraubers in der Gegend des Gran-Sasso-Bergmassivs. Unter den Toten waren auch Helfer, die zuvor bei dem Lawinenunglück im Einsatz waren. Sie hatten einen verletzten Skifahrer abtransportieren wollen, als der Helikopter abstürzte.

Die acht Überlebenden des Lawinenunglücks im italienischen Erdbebengebiet sind aus den Trümmern des verschütteten Hotels gerettet worden und wohlauf. Sie befänden sich in gutem Zustand, sagte der Helfer Marco Bini der Nachrichtenagentur Ansa. Medienberichten zufolge handelte es sich um zwei Kinder, drei Frauen und drei Männer, die am Freitagvormittag von Einsatzkräften in dem zerstörten und von der Lawine begrabenen Hotel ausgemacht wurden.

Zeugen zufolge hatten die Gäste nach der Erdbebenserie vom Mittwoch auf ihre Abfahrt gewartet, die sich aber im Schneechaos verzögert haben soll. Acht Menschen überlebten das Unglück.

Bilder einer Videokamera zeigten, wie die Lawine in das Vier-Sterne-Hotel Rigopiano mit 45 Zimmern eindrang. Die Schneemassen erschwerten die Rettung. Die ersten Helfer kamen nur auf Skiern zu dem Hotel. Das Hotel soll Medienberichten zufolge von der Wucht der Lawine um zehn Meter verschoben worden sein. Ein Bekannter eines Überlebenden erzählte italienischen Medien, er habe Alarm ausgelöst, aber niemand habe ihm geglaubt. «Sie hatten schon die Koffer gepackt, alle Gäste wollten abreisen», sagte der Mann.

Vier Beben, jeweils mit einer Stärke über 5, hatten am Mittwoch das Gebiet erschüttert, das bereits im August und Oktober von Erdstößen heimgesucht worden war. Erdbeben und seit Jahrzehnten nicht da gewesene Schneefälle hätten eine beispiellose «Kneifzange» gebildet, sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni. In den nächsten Tagen soll es in der Erdbebenregion weiter schneien oder regnen. Die Polizei warnte vor weiteren Lawinen.

Die Einsatzkräfte verschafften sich am Donnerstag Zutritt zum Hotel und suchen mit Spezialhunden, Geophonen - mit denen Bodenschwingungen erfasst werden können - und Kameras nach den Vermissten. Der Feuerwehr zufolge hatten sich viele Menschen in der Bar aufgehalten, als die Lawine am Mittwoch über das Hotel hineingebrochen war.

Aus dem Gebäude soll es dann am Abend einen Hilferuf per SMS gegeben haben, wie Medien berichteten. «Hilfe, Hilfe, wir sterben vor Kälte», zitierten Ansa und die Zeitung «La Repubblica» die Textnachricht.

«Wir rufen, aber niemand antwortet», berichteten Helfer. Die dramatische Szenerie, die sich den Helfern zeige, sei ein «tragisches Gemisch aus Erdbeben und Lawine». Die Lawine sei «immens». Einige der Rettungskräfte steckten im Schnee fest. Auch Krankenwagen kamen zeitweise wenige Kilometer von dem Hotel entfernt nicht weiter.

Weil sie sich im Freien aufhielten, überlebten mindestens zwei Menschen aus dem Hotel überlebt. Ein 38-Jähriger sei unversehrt, weil er zum Auto gegangen sei, um etwas zu holen, berichtete Ansa unter Berufung auf Ärzte. Der Mann habe die Einsatzkräfte alarmiert. Er selbst sei auch verschüttet worden, habe sich aber aus eigenen Kräften befreien können. Er bange um Frau und zwei Kinder.

Ein Bekannter des Überlebenden erzählte Medien zufolge: «Giampiero und alle anderen Hotelgäste hatten bezahlt und die Eingangshalle erreicht, um mit einem Schneeräumgerät abzufahren.» Dieses hätte um 15 Uhr kommen sollen, verspätete sich den Angaben zufolge aber. Die Staatsanwaltschaft in Pescara leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung ein. Gegen wen, war unbekannt.

In der Nacht zu Donnerstag kam es zu weiteren Erdstößen in der Region. Einige Orte waren wegen des Schnees von der Außenwelt abgeschnitten, Tausende Haushalte ohne Strom.

dpa

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