Retter mit Promille: Auch nur Menschen

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Mit Promille zur Rettung: Zu dem schweren Unfall mit einem Schulbus kam ein Retter alkoholisiert. Foto: Münch Foto: red

Ein Feuerwehrmann rückt nach ein paar Bierchen zum Einsatz aus. Und wird erwischt. Ein Unding? Ja, aber Retter sind eben auch nur Menschen.

 
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Mit Stoff am Steuer geht halt leider gar nicht. Das gilt für Hinz und Kunz und Helfer genauso. Leider wird der angebliche Alkohol-Genuss immer noch viel zu schön geredet. Alkohol ist eine bewusstseinsverändernde Droge, da reißt kein noch so schlankes Bacardi-Model und kein Craft-Beer-Hipster einen Kronkorken raus.

Wer das Zeug unbedingt in sich reinkippen will, sollte danach wenigstens nicht ans Steuer. Genuss endet da, wo er andere in Gefahr bringen könnte. Eigentlich bei null Komma mull Promille. Was genau an dem Wort „nüchtern“ ist so schwer zu verstehen?

Tja, wenn es so einfach wäre, gäbe es weder Übergewichtige noch Raucher noch den Feuerwehrmann, der sich nach dem Frühschoppen ans Steuer setzt und mit Blaulicht zum Einsatz rast, um das Leben von vielen Schulkindern zu retten, die in einem Bus-Wrack eingeklemmt sind. Denn von einem solchen Horrorszenario ist er ausgegangen. Wer jetzt mit dem Finger schadenfroh auf ihn zeigt, der sollte bei sich selbst anfangen.

Den Finger auspacken darf höchstens der, der noch nie, nie, nie nach ein, zwei Bierchen nach Hause gefahren ist. Der sich auch in seiner Freizeit immer komplett korrekt verhält. Also der nur, weil die Arbeit rufen könnte, rund um die Uhr nichts trinkt, gar nichts.

Denn das kommt bei Feuerwehrlern und anderen Rettern erschwerend dazu. Der Alarm richtet sich nicht nach Geburtstagsfeiern und Kirchweihbesuchen. Und schon gar nicht die Schwere der Katastrophe, zu der sie gerufen werden.

Das entschuldigt nicht, dass sich der Retter mit Alkohol im Blut ans Steuer gesetzt hat. Und das relativiert auch die Gefahr für andere nicht. Aber das zeigt: Helfer sind auch nur Menschen. Und sie dürfen auch Fehler machen. Die machen Hinz und Kunz auch, nur unter dem Radar der Öffentlichkeit.

otto.lapp@nordbayerischer-kurier.de

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