Versuch glückt: Residenztage ziehen an einem Wochenende so viele Besucher wie sonst an zwei Residenztage: Fürstlich freuen

Von

Der Versuch ist geglückt: Zum ersten Mal seit der Premiere 2005 hat die Bayerische Schlösserverwaltung am Konzept der Residenztage gedreht. Zwei Tage statt bislang zwei Wochenenden. Ein Barockfest mit Picknick, Theater und Musik am ersten Tag. Opernhaus-Führungen am zweiten. Es kamen: fast genauso viele Besucher wie sonst auch. Und längst nicht alle konnten teilnehmen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

"Wir wollten ein Fest, das familientauglich ist. Wir wollten den Leuten mehr Aufenthaltsqualität bieten", sagt Cordula Mauß, die Pressesprecherin der Schlösserverwaltung, am Sonntagnachmittag im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Samstag sei unter dem Motto "Fürstlich feiern" auf das Leben bei Hofe ausgerichtet gewesen, das die Besucher mit den Robenträgern aus Bayreuth, Ansbach und von befreundeten Gruppen den ganzen Tag erleben konnten. "Wir hatten allein bei dem Fest am Samstag rund 550 Besucher. Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, als sie gegangen sind, waren richtig angetan, haben gefragt, ob wir das wieder machen, weil es ihnen so gefallen hat", sagt Mauß.

Robenträger hatten ihren Spaß

"Es hat richtig großen Spaß gemacht", sagt Michaela Hoppe vom Verein Barock Oberfranken. Sie war mit ihrer Gruppe ein Teil der rund 50 Robenträger, die die Zeit der Markgräfin Wilhelmine am Samstag den ganzen Tag über zurück ins Neue Schloss und in den Hofgarten holten. Und die damit den Residenztagen eine fürstliche Perücke überstülpten. "Die Besucher haben sogar mitgetanzt. Beim Picknick mittags haben sich Familien mit ihren Decken in den Hofgarten gesetzt. Es waren ja alle eingeladen, sich zu beteiligen", sagt Michaela Hoppe.

Theater, Blumen, Bratwurst

Die Angebote vom Theater über Tanz, Picknick, Blumen eintopfen wie die höfischen Gärtner bis hin zum fränkischen Bratwurst-Workshop seien von den Besuchen gut genutzt worden, sagt Cordula Mauß. "Auch die Führungen, die wir an dem Tag im Neuen Schloss angeboten haben, waren sehr gut nachgefragt." Die Führungen bei den Residenztagen böten die Möglichkeit, mehr zu erfahren als sonst, "weil wir Referenten einsetzen können, die man nicht jeden Tag erleben kann". Ob es im nächsten Jahr beim jetzt getesteten Konzept bleibt, ist noch nicht sicher. Man werde in den nächsten Tagen einen Kassensturz machen und darüber diskutieren. Eines sei aber sicher: "Wir denken, dass es noch ein bisschen mehr Besucher werden können beim barocken Fest, wenn wir keine Terminüberschneidungen haben wie zum Beispiel mit dem Kinderfest. Die Termine des kommenden Jahres in Bayreuth habe ich mir schon geben lassen."

Opernhaus: Führungen hätten mehrfach ausverkauft werden können

Ungebrochen groß sei das Interesse an den Themenführungen in der Restaurierungsbaustelle des Welterbes Markgräfliches Opernhaus, dem zweiten Thementag der Residenztage am Sonntag. "Die Führungen hätten wir mehrfach ausverkaufen können", sagt Mauß. Die Mitarbeiter der Schlösserverwaltung hätten viele Stunden am Telefon verbracht. Und vielen Gästen absagen müssen. Drei Führungen mit je 25 Teilnehmern hat der Projektrestaurator am Sonntag gemacht. Keine endet pünktlich. "Die Leute fragen sehr viel. Sie haben einen Mords-Respekt vor der Arbeit, die die Restauratoren hier leisten. Wollen wissen, wie sie arbeiten: Jahrelang ohne Tageslicht, in Schutzanzügen. Teilweise tausende Stunden Näharbeit über Kopf verrichten", sagt der Restaurator Martin Hess im Gespräch mit unserer Zeitung.

Neue Arbeitsweise verlangt Erklärungsbedarf

Für das Opernhaus wurde eine neue Arbeitsweise entwickelt: Abnehmen der früheren Übermalungen, Sicherung des gut erhaltenen Originals. Eine Arbeitsweise, die sich die aktuell neun Restauratoren erst einmal aneignen mussten. Das habe am Anfang Zeit gekostet. Zeit, die man inzwischen wieder hereingearbeitet habe. "Wir sind im Logenhaus zu 65 Prozent fertig. Ich bin der Meinung, wir schaffen das auch bis zum geplanten Eröffnungstermin im Frühjahr 2018", sagt Hess. Die Arbeitsweise und das neue Erscheinungsbild des Opernhauses, das mit den Vorgaben der Unesco abgestimmt ist, erfordere bei den Führungen ebenfalls die eine oder andere Erklärung: "Es geht um das Erleben der originalen Substanz", sagt Cordula Mauß. Die sei es, die das Opernhaus, "das ja nie für so eine lange Zeitspanne gedacht war", so einzigartig macht.

Autor

Bilder