"Pastor Ephraim Magnus": Ein langer Abend voller Blut und Tränen, auf den die Zuschauer mit Beifall und Pfiffen reagieren Castorf laufen die Zuschauer davon

Frank Castorf, "Ring"-Regisseur in Bayreuth, inszenierte in Hamburg "Pastor Ephraim Magnus". Das Foto zeigt die Schauspieler Jeanne Balibar als "Johanna" und Christoph Luser als "Ephraim". Foto: dpa Foto: red

Frank Castorf, Bayreuther "Ring"-Regisseur - inszeniert Hans Henny Jahnns Jugendwerk "Pastor Ephraim Magnus". Ein langer Abend voller Blut und Tränen, auf den die Zuschauer mit Beifall und Pfiffen reagieren. Viele waren aber vorher schon weg.

 
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Mit dem Ergebnis eines gigantischen, mehr als fünfstündigen Konglomerats aus Wollust und Inzest, Gewalt und Tod sowie gefühlt endlosen Debatten über den Sinn des Theaters – viel Musik, Video-Livebilder und Fremdtexte inklusive. Frank Castorf (63), so gefeierter wie geschmähter Regie-Altstar, hat am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg "Pastor Ephraim Magnus" inszeniert. Das extrem radikale, grobschlächtig sündentriefende, einst Skandal machende, dann kaum je gespielte Jugendwerk des Hamburgers Hans Henny Jahnns von 1919 entstand unter dem Eindruck des Weltkriegs in Norwegen.

Vom Premierenpublikum gab es Donnerstagabend am Ende freundlichen Beifall und Pfiffe. Etliche Zuschauer hatten den Saal da bereits während der Vorstellung und in der Pause verlassen.

Der gern provozierende Regisseur, der seinen Weg in der DDR begonnen hat, gilt als Exponent des Postdramatischen Theaters, das sich Stücke freizügig für den Eigengebrauch zurechtzimmert. Seit 1992/93 leitet er die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Meist geraten seine Arbeiten umstritten, was den Künstler zu beflügeln scheint. Castorfs Münchner Inszenierung von Brechts "Baal" wurde gerade abgesetzt, weil seine Auffassung den Erben der Rechte missfiel. Der Volksbühnen- Vertrag des 63-Jährigen läuft noch bis 2017 – den will Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) jedoch nach dann 25 Jahren nicht verlängern.

In Bayreuth trat Castorf 2014 mit der Inszenierung des "Rings" in Erscheinung.

dpa

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