Regionalbanken: Druck von allen Seiten

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Geldautomaten sind ein echter Kostenfaktor. Foto: Uwe Zucchi/dpa Foto: red

Niedrigzinsen, Regulierung, Digitalisierung, immer mehr Wettbewerb - die Regionalbanken stehen unter Druck. Und in dieser Situation müssen sie ihre Regionalität in einer Welt bewahren, die durch den technischen Fortschritt zunehmend zum Dorf wird. Eine alles andere als leichte Aufgabe.

 
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Im Frühjahr ziehen die Banken Bilanz, auch die in der Region. Und alle sind sie unter Druck. Ob groß, ob klein – bei jedem Termin hört man die gleichen Klagen: Ertragsdruck vor allem wegen der jetzt schon fast zehn Jahre dauernden Niedrigzinsphase, Kostendruck unter anderem durch die zunehmenden Vorschriften aus Frankfurt und Brüssel, Wettbewerbsdruck durch immer mehr Mitspieler in der Finanzbranche und Veränderungsdruck durch die rasante Digitalisierung. Da erstaunt es fast, dass es den Häusern vor Ort immer noch gelingt, halbwegs ordentliche Bilanzen vorzulegen, wenn auch hier und da mit dem einen oder anderen Klimmzug. Dass es bei der einst so stolzen Deutschen Bank drunter und drüber geht und sich dem gegenüber das Geschäftsmodell der Regionalbanken wie schon in der Finanzkrise als stabiler erweist, ist da nur ein schwacher Trost. Auch wenn der Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbands, Gregor Scheller, recht hat mit seiner launigen Bemerkung: „Oberfrankens VR-Banken haben 2017 mehr Gewinn gemacht als die Deutsche Bank.“

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Zumal sich die Frage stellt: Wie lange noch? Die Zeiten, als vor allem eine üppige Zinsspanne für ebenso üppige Erträge sorgte, mit denen sich verlustbringende Geschäftsfelder locker quersubventionieren ließen, sind vorbei. Und sie werden kaum wiederkommen. Niemand rechnet damit, dass die EZB ihre Leitzinsen rasch erhöht. Zumal ein zu schneller Anstieg in den Bilanzen vieler Banken ebenfalls verheerende Folgen haben dürfte.

1000 Euro Aufwand für 5,83 Euro

Und auch an der Vorschriftenfront ist kaum Entlastung zu erwarten – im Gegenteil. Das Problem: Je kleiner und damit regionaler die Bank, desto schwieriger wird es, den Anforderungen gerecht zu werden. Und da kursieren wirklich abenteuerliche Geschichten. Dass die Beratungspflichten immer weiter verschärft werden, dient immerhin dem Verbraucherschutz. Aber wenn der Vorstand einer kleinen VR-Bank erzählt, dass er 1000 Euro für Mitarbeiter und Gebühren aufwenden musste, um seinen Jahresbeitrag zum Bankenstabilisierungsfonds zu ermitteln, und dieser dann 5,83 Euro betrug, dann ist die Frage nach Maß und Ziel schon erlaubt.

Konkurrenz weltweit

Doch was hilft alles Jammern? Darüber, dass der Durchschnittskunde der Sparkasse Bayreuth gerade noch ein Mal im Jahr zur Beratung in eine Filiale kommt? Oder, wie es ein VR-Banker sagte, darüber, dass der einzige Konkurrent früher die Sparkassenfiliale auf der anderen Straßenseite war, heute aber durch das Internet auch ein Tausende Kilometer entfernter Anbieter zum Mitbewerber wird? Und dass der kaum kostenintensive Filialen oder Geldautomaten betreibt?

Die regionalen Banken stehen vor der Aufgabe, ihre Regionalität in einer Welt zu bewahren, die durch den technischen Fortschritt zunehmend zum Dorf wird. Sie dürfen die Älteren nicht vergraulen, indem zum Beispiel auf breiter Front Filialen geschlossen werden. Und sie müssen die Jungen wieder zurückholen, indem sie ihnen möglichst die gleichen digitalen Möglichkeiten bei ihren Bankgeschäften bieten wie die Internetkonkurrenz. Und sie müssen hoffen, dass die Menschen vor Ort bereit sind, für Regionalität und die damit verbundene Möglichkeit der persönlichen Beratung auch etwas zu zahlen, ohne die Gebührenschraube zu überdrehen. Ob dabei Fusionen und damit größere Einheiten der bessere Weg sind, oder die Eigenständigkeit kleiner und kleinster Häuser, auf die die Menschen vor Ort nicht selten stolz sind, das ist noch lange nicht entschieden.

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