Wahlrecht muss reformiert werden
Das Nein zu der Verfassungsreform wirkt sich auch auf das neue Wahlrecht aus, das seit diesem Jahr gilt, allerdings allein für das Abgeordnetenhaus. Die Partei, die mindestens 40 Prozent der Stimmen bei einer Wahl gewinnt, sollte dort automatisch 55 Prozent der Sitze bekommen. Da der Senat aber in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, muss auch das Wahlrecht erneut reformiert werden.
Renzi hatte bis zuletzt für seine Verfassungsreform geworben. "Unser 'Ja' wird nicht nur Italien ändern, sondern auch Europa und die ganze Welt", sagte er am Freitagabend in Florenz. "Wenn wir diese Chance verpassen, kommt sie 20 Jahre nicht wieder." Am Sonntag gab er in seiner Heimatstadt nahe Florenz gemeinsam mit seiner Frau Agnese Landini seine Stimme ab.
Starke Opposition gegen das Referendum
Gegen Renzis Pläne hatte sich jedoch eine breite Koalition gebildet: Die Front reichte von der extremen Linken über Gewerkschaften und die Protestbewegung Fünf Sterne (M5S) des Populisten Beppe Grillo und die rechte Mitte des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bis hin zur rassistischen Lega Nord und der rechtsextremen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens).
Renzis Gegner feierten den Ausgang des Referendums. Lega-Nord-Chef Matteo Salvini und Grillo forderten umgehend vorgezogene Neuwahlen. "Es lebe die Demokratie", schrieb Grillo in seinem Blog. "Auf Wiedersehen Renzi, die Italiener müssen so schnell wie möglich wählen." Die Fünf-Sterne-Bewegung, die einem Referendum über einen Austritt Italiens aus der Eurozone nicht abgeneigt ist, kann sich Hoffnungen darauf machen, stärkste Partei in Italien zu werden. Derzeit liegt sie in Umfragen knapp hinter Renzis DP auf dem zweiten Platz.
Auch die deutsche Linkspartei äußerte sich zufrieden über das Ergebnis des Referendums. "Ministerpräsident Renzi wollte mit dem Referendum einen Demokratieabbau vorantreiben, um sein neoliberales Programm durchzusetzen", erklärte Parteichef Bernd Riexinger. Doch die Mehrheit der Italiener habe Renzis Politik "eine klare Absage erteilt".
dpa