Aufgewühlt und überglücklich verließ der deutsche Weltmeister in der Nacht zum Sonntag das walisische Nationalstadion. «Es ist etwas ganz Besonderes, diesen Titel zu verteidigen, den wirklich jede Mannschaft in Europa gerne haben will. Wahnsinn», sagte Kroos. Das bald vierjährige Söhnchen Leon hielt er beim letzten Interview des Abends die ganze Zeit an der Hand. Der Kleine war hundemüde. «Aber ich konnte ihm den Wunsch nicht ausschlagen, hier dabei zu sein», erzählte Papa Toni.
Der Mittelfeldstratege, der gleich nach dem Schlusspfiff zu Final-Verlierer Sami Khedira schritt und diesen lange umarmte, siegte als erster Deutscher zum dritten Mal in der Champions League. Kroos reihte sich bei den großen Bayern-Legenden um Franz Beckenbauer und Gerd Müller ein, die dreimal den Landesmeistercup gewannen. Der Nationalspieler, der mit dem FC Bayern im Jahr 2013 und mit Real vor zwölf Monaten feierte, ist jetzt schon einer der größten deutschen Fußballer. Und er ist erst 27 Jahre alt.
Glücklicher Zidane
Im magischen Champions-League-Moment dankten alle Real-Stars mit großer Bewunderung auch ihrem Trainer. Der frühere Weltfußballer Zinedine Zidane trumpft in der zweiten Karriere grandios auf. Ausgerechnet der erst 44 Jahre alte Jungtrainer feierte die Titelverteidigung. «Heute ist es ein historischer Tag für die ganze Madrid-Familie», sagte der Franzose.
Zidane war einst Co-Trainer unter Carlo Ancelotti bei Madrid. Nach der Trennung von Rafael Benítez im Januar 2016 wurde er befördert - und feiert nun ein Real-Märchen nach dem nächsten. Zwei der sechs Titel in der Champions League gehen auf sein Trainerkonto, insgesamt steht die Nummer 1 bei zwölf Triumphen im Meistercup. In der Schwarz-Weiß-Ära waren die Könglichen die Besten, in der Farb-Zeit sind sie es auch.
«Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass mir dieser großartige Club die Gelegenheit gegeben hat, diese fantastischen Spieler trainieren zu können. Ich bin wirklich glücklich – ich könnte fast schon tanzen, und dieses Gefühl habe ich dem Club zu verdanken», beschrieb es Zizou. «Es ist der Club meines Herzens, das müssen wir jetzt genießen.» Zidane hat es nicht nur geschafft, die Kräfte der Weltklassestars mit ihren Eitelkeiten in einer Mannschaft zu bündeln und die Rotation für mehr Power im Saisonendspurt mehr durchzudrücken. Auch der Stil ist facettenreicher geworden. Atemberaubend bleibt das Umschaltspiel der Angriffsriege um Ronaldo.
Dazu kommt diese unfassbare Siegermentalität. Auch das sechste Endspiel in der Champions League wurde gewonnen. «Cristiano ist ein geborener Anführer», hob Zidane in den emotionalen Tagen von Cardiff hervor. «Wir sind eine großartige Gruppe und haben einen großartigen Trainer wie Zizou», erklärte Kapitän Sergio Ramos. Dieser Coup soll nicht der letzte gewesen sein.