Rau: Thrash Metal aus Kulmbach

Von Moritz Kircher

Der Probenraum der Thrash-Metal-Band Dying Gorgeous Lies ist im Erdgeschoss der ehemaligen Schule in Gößmannsreuth. Das ist aber auch alles, was die fünf Musiker mit einer Schul- oder Hobby-Band gemeinsam haben könnten. Die Formation um Frontfrau Liz Gorgeous will Karriere und die Musik zum Beruf machen. Bald starten die Kulmbacher Hard&Heavy-Musiker als Vorband zu einer kleinen Osteuropa-Tour, die sie bis nach Moskau führen wird.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Beim Musikstil, mit dem die Band den Erfolg sucht, gibt es nichts zu verhandeln. Thrash-Metal. Der Begriff "Thrash" kommt aus dem Englischen und lässt sich mit dreschen oder prügeln übersetzen. Und so wird die Musik, die in den 1980er Jahren mit Bands wie Slayer groß raus kam, oft als Geknüppel abgetan, bei dem die Musiker auf ihre Instrumente eindreschen. Zumindest sehen das jene so, denen die Musik zu hart ist.

 

Aber die Bezeichnung Geknüppel wird dem, was Dying Gorgeous Lies machen, nicht gerecht. Mal eben so auf Gitarre, Bass und Schlagzeug loshämmern, so funktioniert es nicht. Die Musiker arbeiten jeden Tag drei bis vier Stunden für die Band: Songs schreiben, Merchandising, Grafiken und Videos erstellen und nicht zuletzt üben. Letzteres geht nicht immer gemeinsam, denn nur vier der fünf Musiker kommen aus dem Kulmbacher Raum. Ein Bandmitglied kommt aus Pfaffenhofen. Aber jeder für sich. An den Wochenenden proben sie gemeinsam. Die Musik der Band - typisch für Thrash-Metal - zeichnet sich durch hartes, schnelles und gleichzeitig präszies Spiel aus.

Der Gesang von Liz trifft den Stil der Band genau

Was die Musik von Dying Gorgeous Lies von anderen Vertretern ihre Genres unterscheidet, ist der Gesang. Am Mikrofon steht Liz Gorgeous. Ein Künstlername, wie die Namen der anderen Bandmitglieder E. Burned (Gitarre), Mashl J.(Lead Gitarre), Buzz'D Joe (Bass) und J.J. (Schlagzeug). Eine Frau als Sängerin einer Metalband? Das gibt es schon. So landete beispielsweise die Band Evanescence um Frontfau Amy Lee schon vor zehn Jahren in Deutschland auf Platz eins der Charts. Aber musikalisch ist der Gesang kein Vergleich.

Auch die Dying Gorgeous Lies hatten mit einer Sängerin angefangen, die hell und melodisch sang. "Dafür war unsere Musik aber zu hart", sagt Mashl. "Das hat nicht gepasst." Liz hat es dann einfach mal ausprobiert. Ihre Einstellung zur Musik und die Ziele der Band - das harmonierte von Anfang an. Und ihr Gesang traf den Stil der Band punktgenau: Rau, hart, aber gleichzeitig melodisch. "Es klingt einfach aggressiver als bei anderen Frauen", sagt Schlagzeuger J.J. "Es hat einfach zur Musik gepasst, und es hat sich richtig angefühlt", sagt Liz.

Mit den Thrash-Metal-Legenden von Testament beim Gig in Rom

Die vier haben sich 2009 gefunden und arbeiten seitdem kontinuierlich an ihrer Karriere. "Wir wollen das nicht nur als Hobby machen", sagt Liz. "Das ist sehr viel Arbeit." Alle vier Musiker arbeiten noch in einem Vollzeitjob. Fast jede freie Minute rutscht für das gemeinsame Ziel drauf. Genauso der Urlaub. Den müssen die Bandmitglieder nehmen, wenn sie Konzerte überall in Deutschland oder auch im Ausland spielen. Zuletzt waren sie als Vorgruppe der Thrash-Metal-Legenden Testament bei einem Gig in Rom dabei. Spätestens seitdem haben sie einen Fuß in der Tür des großen Metal-Geschäfts und sind bei den großen Agenturen auf dem Radar.

Dazu hat auch die zweite Platte von Dying Gorgeous Lies beigetragen, die im vergangenen erschienen ist. Auf "First World Breakdown" befasst sich die Band mit allem, was aus ihrer Sicht in der Welt schief läuft: Umweltzerstörung, gesellschaftliche Umbrüche aber auch Persönliches. In der Ballade "Jay" singt Liz über eine Freundin, die vor zehn Jahren ins Wachkoma gefallen ist. In "Join my Hate" befasst sich Liz mit den Problemen einer Frau im männlich dominierten Metal-Business. Das Lied sei "mein persönliches Fuck off" an alle, die sagen, dass eine Band mit Frontfrau keinen Erfolg haben kann.

"Der Sänger spaltet das Publikum immer"

"Mit dem Sänger steht und fällt eine Band", sagt Gitarrist Mashl. Und auch Schlagzeuger J.J. weiß, dass es um den Frontmann, im Fall von Dying Gorgeous Lies um die Frontfrau, geht. "Der Sänger spaltet das Publikum immer", sagt er. Die Fanschar der Kulmbacher Thrash-Metal-Kombo um Liz Gorgeous wird jedenfalls immer größer. Beim Konzert in Rom kannten sogar die meisten Testament-Fans die Namen der Bandmitglieder.

Vom 22. bis 25. September spielt die Kulmbacher Thrash-Metal-Band als Vorgruppe der Suicidal Angels in Riga, Tallin, Sankt Petersburg und Moskau. Der Durchbruch kann kommen.

Bilder