Gift war gestern Selbstschussanlagen gegen Ratten

Von Klaus Trenz
Margit Ebner, Leiterin der Bauverwaltung, Firmenmanager Thomas Braun und Bürgermeister Joachim Neuß (von links) beobachten, wie die Selbstschussanlage im Schacht installiert wird. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Die Stadt Auerbach beschreitet einen neuen Weg bei der Rattenbekämpfung. Als erste bayerische Gemeinde will man den unliebsamen Nagern in der Kanalisation mit einer Art Selbstschussanlage den Garaus machen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vor rund fünf Wochen hat die Firma Anticimex – die bundesweit zweitgrößte Schädlingsbekämpfungsfirma – drei dieser Fallen an drei Standorten in Auerbach platziert. Mit wortwörtlich durchschlagenden Erfolg. An einer Stelle im Kanal eines Wohngebiets kostete der Kontakt mit dem Apparat rund 30 Ratten das Leben.

App zeigt Betrieb der Falle an

Die Ausbeute zählen konnte der städtische Schädlingsbekämpfer Andreas von der Grün auf seinem Computer. In der Selbstschussanlage der Marke Smart-Trap ist eine Steuerungseinheit eingebaut, die über eine App den Betrieb und den Status der Falle anzeigt. So kann von der Grün mitverfolgen, wie viele Ratten getötet wurden. Läuft keine Ratte mehr in die Falle, bedeutet das für den Jäger: „Kanal vermutlich rattenfrei.“ Dann wird die Falle an anderer Stelle eingesetzt.

Die elektronische Rattenfalle funktioniert so, dass bei der Registrierung von Bewegung und Körperwärme der Ratte mittels zweier Sensoren mit großer Kraft ein Bündel tödlicher Stempel abgeschossen wird, der der Ratte die Wirbelsäule bricht und sie dadurch schnell und effizient tötet, erklärt Markus Gaßmann, Mitarbeiter der Firma Anticimex. Die Stempel werden anschließend wieder zurückgezogenen, die tote Ratte mit dem Abwasser in die Kläranlage gespült. Die Technologie und die Fallen sind vom Bundesumweltamt in Berlin geprüft und als tierschutzgerecht zertifiziert. „Tierschutzgerecht deshalb, weil die Ratte keinen langen und qualvollen Gifttod mehr erleiden muss”, sagt der operative Manager der Firma, Thomas Braun aus Sulzbach-Rosenberg. Die fünfwöchige Testphase war für die Stadt Auerbach kostenlos.

Endkanalstück eingebrochen

Die elektronische Falle scheint Bürgermeister Joachim Neuß so effektiv, dass nun vier der Geräte eingesetzt werden. Was nicht bedeute, dass Auerbach ein großes Rattenproblem habe. Das sei, so Neuß, nicht größer als das anderer Städte. Allerdings sei man im August dieses Jahres mit dem Rattenproblem auf unangenehme Weise konfrontiert worden. In einem Siedlungsgebiet sei ein Endkanalstück auf mehrere Quadratmeter eingebrochen. Der Grund: Von Ratten an- und durchgenagte, alte Holzverschalungen. Dabei sei man daran erinnert worden, „welche Aufgabe wir als Stadt auch haben”. Da ginge es nicht nur um die Sicherheit der Bürger, sondern auch um den Schutz der Kanalisation. Wenn Ratten sehr aktiv sind und dazu noch in großer Anzahl, könnten sie große Schäden anrichten.

Zudem geht es Bürgermeister Neuß auch um den Trinkwasserschutz, denn Rattengift könne in das Grundwasser einsickern. Außerdem gebe es dann auch keine vergiftete Ratten mehr, die an die Oberfläche kommen und unter Umständen eine Gefahr für Mensch und Tier darstellten.

Kein Gift mehr streuen

Von der Grün wird also in Zukunft kein Rattengift mehr streuen. Was sowieso problematisch sei, erklärt er, vor allem weil die Gesetzgebung in Deutschland bestimmte Arten von Rattengift verbiete. Und wenn er einen Giftköder ausgelegt hatte, konnte er nicht überprüfen, wie wirksam der ist, weil die Ratte erst nach einiger Zeit und an einem anderen Ort verendet. Außerdem besitzen Ratten eine besondere Eigenschaft, die den Schädlingsbekämpfer vor Probleme stellt: Soziale Intelligenz. Das heißt, Ratten warnen sich gegenseitig vor Gefahren. Im Falle der Selbstschussanlage Smart-Trap nutzt ihre soziale Intelligenz den Ratten nichts: Weil sie auf der Stelle tot sind, können sie andere Ratten nicht mehr warnen. „Das ist restlos überzeugend“, sagt Bürgermeister Neuß.