Bei der Podiumsdiskussion zur Familienfreundlichkeit geht es vor allem ums Ehrenamt Ratlose Eltern: Wie gut ist Bayreuth?

Von Katharina Wojczenko

Familienfreundlich, was bedeutet das eigentlich? Eine Podiumsdiskussion soll Klärung schaffen. Und zeigt doch nur, wie uneinig man ist. Immerhin: Das Jugendamt ist nicht böse. So viel stellte Sozialreferent Hillgruber klar. Sonst noch Fragen? Aber eine ganze Menge.  

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Ehrenamt ist in Gefahr und das Jugendamt nicht böse. Die Podiumsdiskussion im Kinder- und Elternzentrum Mama Mia zum Thema "Familienfreundliches Bayreuth" zeigte vor allem eins: Wenn Eltern in Bayreuth ein konkretes Problem haben, können sie es selbst noch nicht in Worte fassen.

Zumindest packten sie am Freitag nicht die Gelegenheit am Schopfe, die Herrschaften aus dem Rathaus zu löchern und mit vielen neuen Hausaufgaben heimzuschicken. Genau dafür war die Veranstaltung aber gedacht gewesen.

Auf dem Podium im Elternzentrum saßen Eva Rundholz vom Regionalmanagement und Familienbündnis Bayreuth, Sozialreferent Carsten Hillgruber, die Stadträte Tina Krause (SPD), Tim Pargent (Grüne) und Franz-Peter Wild (CSU). Ihnen gegenüber: etwa 25 Eltern mit ihren Kindern, darunter einige Erwachsene, die genauso gut auf dem Podium hätten Platz nehmen können, weil sie Ämter oder Vorsitze innehaben.

Wahrscheinlich ist das Problem, dass sich die meisten schon damit schwer taten, den Begriff Familienfreundlichkeit zu definieren. Klar wurde: Es hat für sie etwas zu tun mit kurzen Wartezeiten auf den Kitaplatz, mit Arbeitsplätzen und bezahlbarem Wohnraum für Familien. "Hund ist okay, aber mit Kind, bitte nicht" - als Tina Krause von ihrer Wohnungssuche erzählte, nickten doch ein paar im Publikum.

Was die Betreuungsproblematik angeht, lenkte Moderatorin M.S. das Augenmerk schnell auf die Großelterngeneration. Hier schilderte Franz-Peter Wild berührend, welche Herausforderungen eine Mutter mit Demenz ist. Die Eltern würden immer älter. Und dann hieße es nicht mehr: Ich gehe einkaufen, kannst du auf meine Tochter aufpassen. Sondern: Kannst du meine Mutter nehmen?

Eine umgekehrte Rolle erfüllen ältere Menschen beim Großeltern-Leihdienst in der Saas, wenn sie Eltern eine Auszeit bescheren und Kindern eine ältere Bezugsperson. Eine gute Sache, die es in anderen Stadteilen auch geben sollte, sagte Wild. Ein ähnliches Angebot habe die Familienbildungsstätte, ergänzte Jugendamtsleiter Christian Hübsch. Es mangle aber an Ehrenamtlichen. Das Stichwort für die Damen im Publikum, um einen kleinen Werbungblock für ihre Vereine anzubringen.

Viele der Angebote, die es in der Stadt gibt, waren im Publikum nicht bekannt, wurde in der Diskussion deutlich. Das neue Familienportal der Stadt soll's richten. Spätetens im Juli soll es online gehen, sagte Hillgruber. Eine Frau im Publikum forderte trotzdem mehr kostenlose Beratungsstellen von der Stadt. Die der Diakonie sei jetzt "am Wackeln". "Gerade im sozialen Bereich müssen wir aufpassen, dass wir bei den Beratungsangeboten keine Doppelstrukturen schaffen", widersprach Hillgruber. Die erste Anlaufstelle sollte das Jugendamt sein. "Heute ist zum Glück jedem klar, dass das Jugendamt nicht böse ist."

UMFRAGE:

Birgit Elitzer-Böhner (33), drei Kinder: "Die Politiker haben Bayreuth mit Großstädten verglichen, wo Krippenplätze ein Problem sind. Familienfreundlichkeit ist für mich aber nicht nur, dass Mann und Frau arbeiten können und alle untergebracht sind, sondern dass man zusammen eine schöne Zeit hat. Das bedeutet, dass ich mit Kindern in der Stadt nicht schräg angeschaut werde. In der Stadtmitte gibt es weder einen Spielplatz noch ein Café mit Kinderspielecke. Die gab es im Hugendubel. Aber der hat zugemacht. Und der nächste Spielplatz ist im Hofgarten."

Rosi Babel (42), drei Kinder: "Ich finde es schade, dass junge Mütter sich heute schwer tun, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wir kriegen im Mama Mia immer weniger dazu, sich einzubringen. Dass sie nicht nur das Café hier nutzen, sondern auch mal den Kaffee kochen und wissen, es muss nicht alles perfekt sein. Ich bin vor acht Jahren nach Bayreuth gezogen und habe meinem Mann daheim den Rücken freigehalten. Für mich ist das ein reiches Leben, weil ich die Kinder aufwachsen sehe."

Yuki Raps (40), drei Kinder: "Ich bin Ausländerin und kann nicht so gut Deutsch lesen und reden. Deshalb kann ich die Informationsangebote der Stadt für Familien nicht nutzen. Für mich ist das Mama Mia ganz wichtig. Ich komme bei Fragen und Problemen hierher, tausche mich mit anderen Müttern aus. Ich habe hier gute Freundinnen gefunden.

Katja Eckert (31), zwei Kinder: "Ich finde es gut, als Familie in Bayreuth zu leben. Die Freizeitangebote und die Umgebung sind toll. Ich wünsche mir aber mehr Anerkennung von der Stadt für unsere Arbeit im Kinder- und Elternzentrum. Wir machen das nicht nur für uns, es kommen auch andere, und im Gegensatz zu den Angeboten der Familienbildungsstätte kostet es nichts. Wir haben nicht einmal eine Unterstützung bekommen, um unser Café zu renovieren."

Bilder