Mit Isabel Quesada Leyva beim Wettkampf Fitnessmeisterschaft in Wunsiedel: Pumpen bis zur Perfektion

Von Heike Hampl

In Wunsiedel haben am Samstag Athleten um Titel bei der Deutschen Fitness-Meisterschaft gekämpft. Strenge Diäten und tägliches Training formen die Muskeln der Sportler. Wir haben eine von ihnen am Wettkampfabend begleitet. Die Halbkubanerin Isabel Quesada Leyva landete auf dem dritten Platz bei der Wahl zum "Fitness Model".

 
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Ein großer Schluck Rum. Pur, bei Zimmertemperatur, aus einer Plastiktrinkflasche. Es ist das einzige, was sie an diesem Tag trinkt. Der Alkohol schießt ihr in die Venen. Die Haut kribbelt. Normalerweise trinkt Isabel Quesada Leyva niemals Alkohol. Das verbietet ihre strenge Diät. Und auch heute genießt die Halbkubanerin den Rum nicht. Sie trinkt ihn, um besser auszusehen. „Der Alkohol lässt die Adern stärker heraustreten, er fördert die Durchblutung“, sagt die 26-Jährige. Und darum geht es ihr am Samstagabend in der Fichtelgebirgshalle in Wunsiedel. Herausgetretene Adern betonen Muskeln. Ein bisschen leiser sagt die Sportlerin: „Der Rum hilft aber auch gegen die Aufregung.“ Isabel Quesada ist am Samstag aus Magdeburg angereist, mit dem Ziel, mindestens Dritte zu werden bei der deutschen Fitnessmeisterschaft des Fitness und Fitnessmodelverbandes. Das schafft sie. Nach zweieinhalb Monaten Plagerei.

Rund 200 Menschen kamen am Samstagabend nach Wunsiedel, um zu sehen, was man mit eisernem Willen und hartem Training aus seinem Körper machen kann. Eine Jury wählte den „Mister Adonis“ in zwei Kategorien: unter 1,80 Meter Körpergröße und darüber. Außerdem kürte die Jury den „Mister Fitness“ und bei den Damen das „Fitness Model“.

Die Männer, die um dem Titel des „Mister Adonis“ kämpfen, präsentieren sich in zwei Runden. In der ersten tragen sie Anzug. Als Zuschauer hat man das Gefühl, dass ein maßgeschneiderter Anzug eine gute Investition ist. Mancher Teilnehmer wirkt ein bisschen verloren im günstigen Zwirn, den er zwei Nummern zu groß kaufen musste, damit das breite Kreuz die Nähte nicht sprengt.In der zweiten Runde tragen die Männer Badehose. Luft anhalten, Muskeln anspannen bis zum Zittern. Der Schweiß läuft – und mit ihm die gebräunten Cremes, die die Muskeln betonen.

Tanzen und Turnen

Bei der Wahl zum „Mister Fitness“ geht es um Bewegung. Die Bewerber tanzen oder turnen. Das sind die besten Momente des Abends – Muskeln im Einsatz. Die Frauen, die „Fitness Model“ werden wollen, zeigen sich in Abendgarderobe und im Bikini, der eine Mindestgröße erfüllen muss. Sicher ist nicht alles echt an ihnen – manche Brüste sind zu prall und manche Zähne zu weiß, um echt zu sein. Aber darum geht es hier nicht. Die Frau, die hier gewinnen will, muss nicht natürlich sein. Sie muss perfekt sein. Perfekte Muskeln. Perfekte Proportionen.

Das Adrenalin in Isabel Quesadas Blut lässt sie den Abend durchhalten. Immer unter Spannung, immer lächeln. Und das mit nichts als ein bisschen Rum im Blut. „Am Vortag ist mir beim Friseur schwarz vor den Augen geworden, mir ist kalter Schweiß ausgebrochen – ich bin richtig zusammengeklappt“, sagt sie. In der Woche vor dem Wettkampf hat sie bis zu acht Liter Wasser am Tag getrunken. „Um die Nieren anzutreiben.“ Am Tag vor dem Wettkampf hört sie auf, zu trinken. Nur ein paar Schluck Wasser, wenn die Zunge zu sehr am Gaumen klebt. Das Wasser muss raus aus dem Körper, damit die Muskeln hervortreten.

Schokolade nach dem Wettkampf

Niemals isst die Halbkubanerin, die von Beruf Fitnesstrainerin ist, Kohlehydrate. Kein Reis, keine Nudeln, kein Brot, keine Kartoffeln. „Kohlehydrate bekommen Frauen nicht. Die schwemmen auf.“ Sünden gibt es in ihrem Leben nicht. Mit einer Ausnahme.

Nachdem sie ihren Pokal für den dritten Platz im Empfang genommen hat, läuft Isabel Quesada schnell in die Umkleide und greift in eine pinke Tüte. Gummibärchen, ein Schoko-Osterhase, Kuchen und eine Portion pures Nutella. An diesem Abend isst sie alles auf. Tags darauf steht sie wieder im Fitnessstudio. Zweimal jeweils eine Stunde Ausdauer- und eine Stunde Krafttraining. Wie jeden Tag ihres Lebens.

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