Wasser in der Tiefgarage des Balthasar-Neumann-Wohnparks: Stadtrat entscheidet über Pumpstopp Pumpen aus und zwar sofort

Von Frank Schmälzle
Steht in der Kritik - und weist doch alle Vorwürfe zurück: Gerhard Müller, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Bayreuth. Foto: Archiv/Lammel Foto: red

Pumpen aus. Und zwar sofort. Das wird die Verwaltung am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung den Stadträten vorschlagen. Wenn die Räte sich diesem Vorschlag anschließen, läuft die Tiefgarage des neuen Balthasar-Neumann-Wohnparks am Hofgarten mit Wasser voll. Bis der dortige Grundwasserpegel erreicht ist. Noch arbeiten die Pumpen und schaffen Tag für Tag bis zu 8000 Liter Wasser weg. So viel wie in 80 Badewannen passt. Doch was passiert nach einem Pumpstopp? Wohnungseigentümer und Nachbarn machen sich große Sorgen.

 
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Der Ältestenausschuss hätte die heikle Angelegenheit, bei der es um eine millionenschwere Nachbesserung und einen ausgewachsenen Rechtsstreit zwischen Stadt und Bauträger gehen könnte, am Montag vorberaten sollen. Doch dazu kam es nicht. Der langen Tagesordnung wegen. Gegen 20.15 Uhr stellte Michael Hohl (CSU) den Antrag auf Schluss der Debatte und Vertagen der übrigen Tagesordnungspunkte. Inklusive der Frage, wie sich die Stadt zum Wasser in der Tiefgarage des 85 Wohnungen großen Wohnparks stellen soll. Hohl sagt: „Das muss nicht unbedingt der Stadtrat entscheiden. Wenn die Fakten klar sind, kann auch die Verwaltung einen Pumpstopp anordnen.“ Das Bauprojekt war zu Zeiten genehmigt worden, als Hohl Oberbürgermeister war.

Die Fakten sind: Seit Fertigstellung des Balthasar-Neumann-Wohnparks im Sommer 2013 laufen die Pumpen in der Tiefgarage, die 3800 Quadratmeter groß ist und Platz für 146 Autos hat. Woher es kommt? In der Vergangenheit hatte die Wohnungsbaugesellschaft Bayreuth, Bauträger des Balthasar-Neumann-Parks, stets erklärt, es handele sich um Oberflächenwasser, das wegen eines Baumangels in die Tiefgarage eindringt. Das Wasserwirtschaftsamt in Hof widerspricht: „Insbesondere auch Grundwasser“ sammele sich in der Tiefgarage. Neuerdings spricht auch die Wohnungsbaugesellschaft von Grundwasser. Der Antrag der Bauträgergesellschaft , über den die Stadträte heute zu beraten haben, zielt auf eine „dauerhafte Förderung von Grund- und Sickerwasser zur Trockenlegung der Wohnanlage“ ab.

Das Wasserwirtschaftsamt warnt die Stadt eindringlich davor, Abpumpen auf Dauer zu genehmigen. Nicht nur die Bewohner des Balthasar-Neumann-Parks, von denen einige die Abschlussrate für ihre Wohnung zurückhalten, machen sich Sorgen. Auch Nachbarn leben in der Angst, dass mit einem Absinken des Grundwasserspiegels durch dauerhaftes Abpumpen Schäden an ihren Häusern entstehen. Würde die Stadt einem dauerhaften Abpumpen zustimmen, wäre auch sie in der Haftung.

Wohnungsbau-Chef Gerhard Müller muss sich die Frage gefallen lassen, ob er die Grundwassergefahr bewusst ignoriert habe. Am 1. April 2012 hatte das Unternehmen Dechant, das den Wohnpark gebaut hat, darauf hingewiesen, dass „durch die auftraggeberseitig geplante Konstruktion keine Wasserundurchlässigkeit der Gebäudehülle erreicht wird.“ In dem Schreiben, das dem Kurier vorliegt, heißt es weiter: „Wir lehnen bereits jetzt jegliche Verantwortung ab. Wir gehen davon aus, dass weitere notwendige Maßnahmen von Bauherrenseite beauftragt werden.“ Der Grundstein für den Balthasar-Neumann-Wohnpark war am 3. Februar 2012 gelegt worden. Als Müller den Brandbrief der Baufirma erhalten hatte, so heißt es aus dem Rathaus, hätte er reagieren können. Hätte eine sogenannte weiße Wanne, mit der Gebäude vor Grundwasser geschützt werden, einbauen lassen können. Eine solche Wanne lässt sich auch jetzt noch nach Fertigstellung der Wohnanlage einsetzen – allerdings nur mit großem Aufwand. Im Stadtrat beziffert man die Kosten auf mindestens eine Million Euro. Was geschieht, wenn der Stadtrat heute entscheidet, dass die Pumpen sofort abgeschalten werden?

„Die Folgen kann ich derzeit noch nicht absehen“, sagt Wohnungsbau-Chef Müller. Er sieht die Ursache des Problems immer noch in einem Schacht auf dem Gelände des Balthasar-Neumann-Parks, der derzeit untersucht werde. Und er sei nach wie vor davon überzeugt, dass durch diesen Schacht ausschließlich Oberflächenwasser in die Tiefgarage eindringe. Sobald Oberflächenwasser versickert, sprächen die Behörden von Grundwasser. „Das muss ich so hinnehmen“, sagt Müller und bleibt dabei: In der Tiefgarage sammelt sich ausschließlich Regenwasser. Deshalb gehe der Vorwurf, er habe die Grundwassergefahr ignoriert, ebenso an der Realität vorbei wie Spekulationen darüber, ob eine weiße Wanne nachträglich eingebaut werden müsse. „Das würde zwei Jahre dauern“, sagt Müller. Sorgen der Wohnungskäufer, sie könnten am Ende auf den Sanierungskosten sitzen bleiben, weist der Geschäftsführer zurück: „Wir stehen zu unseren Sachen.“

Die Entscheidung über einen sofortigen Pumpstopp in der Tiefgarage des Balthasar-Neumann-Wohnparks fällt am Mittwoch im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung. Am Donnerstag will die Stadt den Beschluss bekanntgeben.

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