Der vielfach preisgekrönte US-Schriftsteller Philip Roth ist im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Manhattan gestorben. Die Todesursache sei Herzversagen gewesen, sagte Judith Thurman, eine enge Freundin Roths der «New York Times» am Dienstagabend (Ortszeit). Zu den erfolgreichsten Werken des Pulitzer-Preisträgers gehören die Roman-Trilogie «Der Ghostwriter», «Zuckermans Befreiung» und «Die Anatomiestunde». Kennern galt Roth seit langem als Favorit für den Literaturnobelpreis, den er aber nie bekam.

Times: Herausragende Figur der Literatur

Der Erfolgsautor sei vor zwei Wochen mit Herzrasen in eine Klinik eingeliefert worden, zitierte der US-Sender CNN Thurman. An dem Problem habe er schon seit Jahren gelitten. In seinen letzten Minuten sei er umgeben von Familienmitgliedern und engen Freunden gewesen.

Die «New York Times» bezeichnete ihn als eine «herausragende Figur der Literatur des 20. Jahrhunderts», die «Lust, jüdisches Leben und Amerika erforscht» habe. Die «Washington Post» griff ein Zitat der Literaturprofessorin Aimee Pozorski auf, die viel über Roth geschrieben hat: Sie nennt ihn «die Stimme seiner Generation». «Roth ist niemals damit gescheitert, mit seinen vielen Büchern (...) zu provozieren», schrieben CNN-Reporter.

Den einen Klassiker schrieb Roth nicht

Geboren wurde der Schriftsteller am 19. März 1933 als Sohn jüdischer Einwanderer in Newark - auf der anderen Seite des Hudson River von New York aus gesehen. Er wuchs in einfachsten Verhältnissen im Arbeiterviertel Weequahic auf. Gleich mit einem seiner ersten Werke, «Goodbye, Columbus» von 1959, gewann Roth einen Literaturpreis. Fast drei Dutzend Bücher veröffentlichte er im Laufe seiner Karriere, oft eines pro Jahr, alle sarkastisch, humorvoll, voller Melancholie. Viele davon spielen im Newark seiner Jugend. Doch den einen Klassiker schrieb er nicht.

Mit der Ankündigung seines Ruhestands hatte der US-Schriftsteller 2012 den Literaturbetrieb geschockt, sein letztes Buch wurde damit das 2010 erschienene «Nemesis». «Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei», hatte er sich damals auf einen gelben Zettel geschrieben und auf seinen Computer geklebt. «Jeden Morgen schaue ich auf diesen Zettel, und das gibt mir sehr viel Kraft.»

Roth: Nicht jeder kann für immer ergiebig sein

Zu seinem 85. Geburtstag in diesem März sagte Roth, er bereue seinen Ruhestand nicht: «Die Bedingungen, die mich dazu gebracht haben, mit dem literarischen Schreiben aufzuhören, haben sich ja nicht verändert.» Schon 2010 habe er das Gefühl gehabt, dass seine beste Arbeit hinter ihm liege. «Ich hatte einfach nicht mehr die geistige Lebhaftigkeit oder die verbale Energie oder die physische Fitness um einen großen kreativen Angriff auf eine komplexe Struktur wie einen Roman zu starten. Jedes Talent hat seine Bedingungen, seine Beschaffenheit, sein Ausmaß, seine Kraft - nicht jeder kann für immer ergiebig sein.»

dpa