Prunksitzung der Bayreuther Mohrenwäscher

von Norbert Heimbeck

Annabell hüpft auf dem Schoß ihrer Mutter auf und ab. Sie schwenkt ein Fähnchen hin und her. Ihre Augen leuchten. Die Siebenjährige tanzt normalerweise in der Krümelgarde der Faschingsgesellschaft Bayreuther Mohrenwäscher. An diesem Samstag aber darf Annabell einfach nur feiern. Wie rund 300 weitere Gäste bei der Prunksitzung zum elfjährigen Bestehen des Vereins.

 
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Die Bühne im evangelischen Gemeindehaus ist extra für diesen Abend vergrößert worden, zeitweise tummeln sich bis zu 70 Tänzerinnen und einige Männer gleichzeitig auf dem Podium. Auch im vollbesetzten Saal geht es eng zu. Viele Frauen tragen elegante Abendkleider, die Männer haben sich ihre Faschingsorden an die Brust geheftet, am entspanntesten springen die Kinder umher. Jürgen Völkel und Nadja Wittauer moderieren den Abend und lassen sich auch nicht von kleinen Pannen aus der Ruhe bringen. Bis kurz vor Mitternacht geht das offizielle Programm aus Akrobatik, Tanz, Musik und guter Laune.

Prinzenpaar für alle Bayreuther

Die drei Bayreuther Faschingsgesellschaften stellen abwechselnd das Prinzenpaar. Markus II. und Kim I. von den Mohrenwäschern sind in diesem Jahr dran. In ihrer launigen Grußrede betonen sie: "Wir wollen das Prinzenpaar für alle Bayreuther sein." Sie spielen damit ganz kurz auf den nicht immer freundlichen Umgang der Faschingsvereine untereinander an. Aber bei der Prunksitzung will man nichts Kritisches hören - die Freude darüber, dass der Verein in den vergangenen elf Jahren sich so gut entwickelt hat, prägt den Abend.

Vorbildliche Jugendarbeit

15 Menschen haben am 28. Februar 2006 den Verein gegründet. Alleine in der Jugendabteilung tanzen heute fast 100 Faschingsfans. Für seine Inklusionsarbeit wurde der Verein von der Stadt Bayreuth ausgezeichnet.  In Anerkennung ihrer Aufbauarbeit werden zwei Menschen besonders geehrt: Vereinspräsident Jürgen Völkel und stellvertretende Jugendleiterin Yvonne Höhn erhalten aus der Hand von Alexander Maisel die höchste Auszeichnung des Fastnachtsverbandes Franken: den Till von Franken in Silber.

Gut eine Stunde feiern die Gäste bereits, als Annabell flüstert: "Ich habe Durst!" Nicht nur das Kind sitzt auf dem Trockenen. Endlich wird das bestellte Getränk serviert. Annabell hat sich inzwischen irgendwoher Leuchtstäbe besorgt und spielt mit ihren Feundinnen. Auf der Bühne zeigen die Garden kurze Ausschnitte aus den Schautänzen der vergangenen Jahre: Indianer, Tarzan und seine Freunde, Knastbrüder und -schwestern und viele mehr. Annabells Eltern erzählen: "Es ist toll, was die Garden da zeigen. Sie trainieren aber auch sehr fleißig. Die Krümel sind freitags dran, mindestens zwei Stunden, manchmal drei dauert das Training." Annabells Eltern begleiten ihre Tochter zu ihren Auftritten, auch wenn sie selbst eigentlich keine besonders närrischen Faschingsfreunde sind.

Ehrenorden für Christian Wedlich

Eine weitere Ehrung erfährt an diesem Abend der "bestaussehende Stadtrat" und "Mister 1000 PS": Christian Wedlich wird neuer Träger des Mohrenwäscher-Ehrenordens. Sein Vorgänger Franz-Peter Wild hält die kurze Laudatio. Die Faschingsgesellschaften aus Spalt und Bad Berneck haben ebenfalls Auftritte. Die Spalter "Fleckla" zeigen wahrlich akrobatische Leistungen, zumal die Tänzer unter ihren Holzmasken fast nichts sehen. Die Bernecker Wikinger ernten dann den stärksten  Applaus für ihren Tanz der Neandertaler.

Annabell wird langsam müde, wechselt auf Papas Schoß und kuschelt sich an. Auf der Bühne hat der "Der bergische Jung" Willibert Pauels seinen Solo-Auftritt. Von ihm bekommen die Mohrenwäscher, die er politisch korrekt als "Stark-Pigmentierte-mit-Migrationshintergrund-Reiniger" bezeichnet, den Adelsschlag: "Das ist ja hier richtig Karneval!" ruft er in den Saal. Und: "Es lebe Oberfanken!"

Saisonabschluss am 28. Februar

Gegen 22 Uhr ist es schließlich soweit, Annabell muss nach Hause. Die anderen Gäste der Prunksitzung dürfen noch gut zwei Stunden lang weiter feiern. Am 28. Februar ist noch einmal Gelegenheit, mit den Mohrenwäschern fröhlich zu sein: Am Faschingsdienstag nämlich wird im Arvena-Hotel an die Vereinsgründung vor elf Jahren erinnert.

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