Prozess um Faustschlag beim Kartenspiel

Von Manfred Scherer
Foto: Britta Pedersen dpa-Archiv Foto: red

Schön ist so ein Kartenspiel, macht viel Spaß und kost' nicht viel - dieser alte Spruch passt überhaupt nicht zu einem Kartenspiel, das für zwei Beteiligte Folgen hatte: Der eine hatte nach einem Faustschlag auf die Nase das Gegenteil von Spaß und der andere kam als Angeklagter vor Gericht.

 
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Der Goldene Pfau in Eckersdorf ist ein von nur noch wenigen, wunderbaren Dorfkneipen der Region. Hier gibt es einen Tresen, an dem man meist länger hockt, als ursprünglich gewollt. Hier gibt's einen großen Fernseher an der Wand für die Fußballfans, die im Pfau Wimpel und Fahnen und sonstige Devotionalien aufgehängt haben: Der Nürnberger Club hat seinen Eck-Altar, der FC Bayern und die Borussia aus Gladbach. Hier gibt es drei Tischreihen, an denen oft Karten gespielt wird. Hier gibt es eine Wirtin, Sonja, die alles im Griff hat, schon deshalb, weil sie die Macht über den Zapfhahn hat. Hier gibt es Stammgäste, die sich kennen und mögen.

Und je nach Alkoholpegel ändert sich das Verhalten der Gäste: Die einen werden von Redseligkeit übermannt und mutieren zu dem, was auf fränkisch "Sauwaafn" heißt. Die anderen verspüren ein gewisses Anlehnungsbedürfnis und verfallen in einen mühsam versteckten Kuschelmodus.

Es gibt aber auch Aggression: Manche werden laut und plärren sich Schimpfworte an den Kopf. Doch bis vor einem Jahr gab es bei Sonja noch nie eine Fotzerei.

"Es sind Karten vom Tisch gefallen"

Am 19. Februar vergangenen Jahres war es soweit. Der 47-Jährige, der erst kurz zuvor nach Eckersdorf gezogen war und der mittlerweile zurück ist nach Bayreuth, sagt in seinem Prozess bei Amtsrichter Stefan Käsbohrer, dass er als neuer Gast einer Art Initiationsritus unterzogen worden sei, als man ihm beim Schafkopfspielen in neue Regeln einweihte, die er als Betrug empfand.

"Ja, Herr Richter, das stimmt. Ich hab dem einen Faustschlag auf die Nase verpasst. Es hat mir in dem Moment schon leid getan und ich möchte auch ein angemessenes Schmerzensgeld zahlen. Aber mir hat es halt gestunken, wie die beschissen haben beim Karten. Es wurde geklopft. Es sind Karten vom Tisch gefallen, wenn ich ein gutes Blatt hatte, damit neu gegeben werden muss".

Ein Streit quer über den Spieltisch

Der 39-Jährige, dessen Nase durch die Faust des Angeklagten gebrochen wurde, sagt: "Bis heute weiß ich nicht, warum. Ich bin einfach da gesessen." Der Angeklagte und ein 29-jähriger Mitspieler standen zu dem Zeitpunkt am Tisch und stritten sich. Lautstark. Quer über den Tisch.

In der Anklage der Staatsanwaltschaft stehen Schimpfworte wie "Wichser" und "A...loch". Doch die Beleidigung und auch eine angebliche Bedrohung mit "Schädel einschlagen" sowie eine versuchte Körperverletzung gegenüber dem 29-Jährigen bleiben im Prozess zweifelhaft und werden vom Richter eingestellt.

Der Angeklagte und der Verletzte hatten schon bald nach dem Schlag im Ort getroffen, und der Jüngere bestätigt vor Gericht, dass der Angeklagte sich schon damals gleich entschuldigt habe: "Ich habe die Entschuldigung angenommen."

Verteidiger Karsten Schieseck und der Anwalt des Opfers, Tobias Liebau, verhandelten im Gerichtssaal das Schmerzensgeld und einigten sich auf 1500 Euro. Die Strafe des Richters für die Körperverletzung: 3600 Euro. Macht insgesamt 5100. Dieses Kartenspiel, es kostet viel.

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