Verzögerung des Planverfahrens für die Stromautobahn als Etappenziel – 3000 Menschen protestieren in Marktredwitz, 500 in Goldkronach Proteste: Gegner der Stromtrasse spielen auf Zeit

Von Moritz Kircher
Demonstrationszug von Nemmersdorf zum Kreuzstein. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Protest gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Laut Veranstalter waren es 3000 Menschen, die am Samstag in Marktredwitz gegen die Stromautobahn auf die Straße gingen. Auch in Goldkronach wurde protestiert. Die Gegner der Trasse wollen den Beginn des Antragsverfahrens hinauszögern.

 
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„Die Politik wird so langsam reagieren müssen“, sagte Organisator Karl Paulus am Rande der Demonstration in Marktredwitz. Zuvor hatte der Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz Wunsiedel in seiner Rede am Alten Rathaus die Trassenpläne scharf attackiert. „Wir sind die Versuchskaninchen einer neuen Technik“, wetterte er. „Dieses Wahnsinnsprojekt muss vom Tisch.“ Lauter Jubel unter den Teilnehmern der Demonstration.

Paulus fordert, dass das ganze Konzept noch einmal auf den Prüfstand kommt. Der Bund Naturschutz fordere eine dezentrale Energieversorung. Die Grundlage für die Trasse – der Bundesbedarfsplan – stamme aus dem Jahr 2011. „Da wollte man zentralistische Versorgungsstrukturen schaffen. Die Potenziale der regenerativen Energien sind überhaupt nicht berücksichtigt worden“, sagt Paulus im Gespräch mit dem Kurier.

Seelbinder: Die Bundespolitik ist gefordert

Die Marktredwitzer Bürgermeisterin Birgit Seelbinder (parteilos) will als erstes Etappenziel erreichen, dass das Antragsverfahren für die Gleichstrompassage ins Stocken gerät. „Wir wollen die vollständige Aufhebung oder zumindest die Verzögerung der Antragstellung. Und das müssen wir erreichen“, sagte sie. In der vergangenen Woche hatte der Netzbetreiber Amprion bereits durchblicken lassen, dass der Antrag auf Bundesfachplanung – der erste Schritt im Planverfahren – nicht wie ursprünglich gedacht im März gestellt werden soll.

In Sachen Stromtrasse sei nun die Bundespolitik gefordert, sagte Seelbinder. Doch auch die bayerische Staatsregierung müsse ihren Ankündigungen Taten folgen lassen. Die Bürgermeisterin verwies auf die gesetzlichen Grundlagen zur Trasse, die auch Bayern in der Vergangenheit unterstützte. „Im Moment ist die Beschlusslage Zustimmung zur Stromtrasse“, so die Bürgermeisterin. Das müsse sich ändern.

Bei der Demonstration in Marktredwitz wiederholten die Redner von Bund Naturschutz, Fichtelgebirgsverein und Naturpark Steinwald das, was die Trassengegner schon seit Wochen fordern: Eine erneute Überprüfung, ob die Trasse gebraucht wird, eine gesetzliche Möglichkeit zur Erdverkabelung und eine Erklärung, warum die Gleichstrompassage ab Münchberg Richtung Markredwitz verläuft und nicht den direkten Weg entlang der A 9 nimmt.

Förster: Uns ärgert, dass die Trasse als Energiewende-Projekt dargestellt wurde

Auch entlang der alternativen Trassenführung geht der Protest weiter. So marschierten am Sonntagmittag Nachmittag knapp 500 Menschen vom Goldkronacher Ortsteil Nemmersdorf zum Kreuzstein. „Wir sind der Meinung, die Trasse ist nicht notwendig, und sie gefährdet die Energiewende“, so Initiator Martin Förster von der Bürgerinitiative Goldkronach gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost. „Uns ärgert vor allem, dass die Trasse als Energiewende-Projekt dargestellt wurde“, sagt Förster im Gespräch mit dem Kurier. Doch es gehe vor allem darum, Strom aus Braunkohlekraftwerken zu transportieren.

Das Planverfahren für die Trasse hinauszuzögern ist auch für die Goldkronacher ein Ziel. Förster sieht dabei vor allem die Politik in der Pflicht. „Ich glaube nicht, dass Amprion sich von den Protesten beirren lässt“, sagt er.

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