Prinzenpaar regiert Bayreuth

Von Norbert Heimbeck
Das Prinzenpaar der Bayreuther Mohrenwäscher in vollem Ornat: Kim I. und Markus II. übernehmen am Freitag die Rathausschlüssel. Foto: Jürgen Völkel Foto: red

Der Oberfranke im Allgemeinen und der Bayreuther im Besonderen tut sich schwer mit Fröhlichsein und Faschingsgaudi. Trotzdem stellen die verbliebenen drei Faschingsgesellschaften der Stadt Jahr für Jahr ein umfangreiches Programm auf die Beine. Ein Gespräch mit Markus II. und Kim I. über Ernsthaftigkeit, Alkohol und den Bayreuther Faschingsumzug.

 
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Hoheit oder Majestät, wie lautet die korrekte Anrede für das Prinzenpaar?
Kim I: Für den Prinzen ist Seine Tollität richtig, für die Prinzessin Ihre Lieblichkeit. Übrigens wird der Prinz zuerst genannt. Im Fasching darf das schon mal sein, daheim hat der Prinz sonst nix zu sagen.
Markus II: Du bist dir schon bewusst, dass wir mit der Presse sprechen? Der schreibt das bestimmt.

Wie seid Ihr denn zu dem Amt gekommen?
Markus II: Unsere Tochter Amelie tanzt in der Krümelgarde. Bei einem Auftritt auf der Landesgartenschau hat mir (Mohrenwäscher-Präsident) Jürgen Völkel die beeindruckendste Frage gestellt, die ich in meinem Leben gehört habe: Du wolltest doch schon immer mal Prinz sein?
Kim I: Ich saß im Auto und mich gewundert, wo die beiden bleiben. Es hat dann auch gedauert, bis ich zugestimmt habe.

Habt ihr die Entscheidung bereut?
Markus II: Niemals. Wir hatten zwar bis zur endgültigen Zusage ein emotionales Auf und Ab zwischen „Na klar, machen wir das!“ und „Niemals“. Aber eine solche Frage bekommt man nur einmal im Leben gestellt.

Heute bekommt ihr beim Rathaussturm die Schlüssel von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe überreicht. Wie wichtig ist dieser Termin für euch?
Kim I: Dabei darf ich endlich die offizielle Prinzessinnen-Robe tragen. Das ist schon was Besonderes. Ein bisschen wie bei der Hochzeit. Aber das Brautkleid trägt man ja nur einmal.

Markus II: In ganz Deutschland wird Faschingsanfang am 11. November gefeiert. Das sollte auch in Bayreuth möglich sein. Ist aber am Terminkalender der OB gescheitert. Wir haben elf Punkte, die sich die Oberbürgermeisterin anhören muss, ob es ihr gefällt oder nicht. Es wird unter anderem um die BAT-Schließung und um die Sanierung der Stadthalle gehen.

Warum tun sich die Bayreuther so schwer mit dem Fröhlich-Sein?
Markus II: Grundsätzlich sind die Oberfranken ja eher introvertiert. Der entscheidende Punkt ist, dass sich viele komisch vorkommen oder sich beobachtet fühlen, wenn sie mal aus sich herausgehen könnten. Wenn aber alle mitmachen, braucht sich keiner komisch vorzukommen.

Kim I: Wir verstehen unsere Aufgabe auch als Botschafter des Faschings. Deshalb werden wir beim Faschingszug als erstes Prinzenpaar nicht im Auto fahren, sondern den Zug zu Fuß anführen. Dann sind wir näher am Volk und können auch mal einzelne Leute begrüßen und Hände schütteln. Das haben wir uns extra gewünscht.

Ihr habt während der Saison über 40 Auftritte - wie anstrengend ist euer Job?
Kim I: Ich habe mir Urlaub genommen, bis Aschermittwoch. Und dann noch einmal zwei Tage zur Erholung.

Markus II: Da steckt wahnsinnig viel Spaß dahinter. Fasching ist ziemlich anstrengend, gar nicht mal wegen des Alkohols. Man hetzt von Termin zu Termin, hört spät in der Nacht auf und muss am nächsten Tag weitermachen. Unsere Tochter Amelie ist ebenfalls ganz begeistert davon. Aber unser Sohn kann damit nichts anfangen.

Kim I: Luca muss sogar auf seinen 13. Geburtstag verzichten, weil wir an dem Tag eine Veranstaltung haben.

Markus II: Meine Prinzessin und ich könnten das alles gar nicht alleine stemmen. Sämtliche Veranstaltungen werden lange vorher geplant und organisiert. Zum Glück haben wir einen erfahrenen Hofstaat an der Seite.

Habt ihr einen Wunsch an die Bayreuther?
Markus II: Ja. Vergesst während der Faschingszeit mal das ganze Drumherum. Probiert aus, was passiert, wenn man einfach mal mitmacht. Es tut nicht weh!

Info: Die Bayreuther Faschingsgesellschaften stellen im jährlichen Wechsel das Prinzenpaar. Die Mohrenwäscher haben Kim Schreiner und Markus Zitzmann-Schreiner ausgewählt. Am Freitag, 13. Januar, um 17 Uhr nehmen sie im Rathaus die Stadtschlüssel entgegen und laden dazu die Bevölkerung ein. Am Samstag ist im evangelischen Gemeindehaus der Fasching für alle Generationen, am Sonntag ist der Kinderfasching. Beginn jeweils 14 Uhr.

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