Die Festspiele-Chefin im Interview Katharina Wagner: Positives Fazit nach sieben Jahren

Von Michael Weiser
Christian Thielemann und Katharina Wagner führen künftig die Bayreuther Festspiele. Das Foto entstand im Vorjahr bei der Mitgliederversammlung der Freunde Bayreuths. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Zum Abschluss der Festspiele des Jahres 2015 beantwortet Katharina Wagner schriftlich einige Fragen des Nordbayerischen Kurier. Sie freue sich über die überwiegend guten Reaktionen auf die Aufführungen. Und es sei gut, dass wieder mehr über die künstlerischen Leistungen diskutiert werde.

 
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Ärger im Vorfeld der Festspiele, aber viel Lob für den „Tristan“: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz der Festspiele aus, als Intendantin und Regisseurin in einer Person?

Katharina Wagner: Mich freut vor allem die überwiegend positive Aufnahme der Aufführungen aller gezeigten Werke durch unser internationales Publikum. Nach meinem Eindruck setzen sich große Teile der Besucher intensiv mit dem Gehörten und Gesehenen auseinander. Und es wird auch wieder mehr über die einzelnen künstlerischen Leistungen diskutiert.

Nicht im Stress

Was stresst mehr?

Wagner: Weder stresst die Geschäftsführertätigkeit mehr als die des Regieführens noch umgekehrt.

Warum Umbesetzungen manchmal nötig sind

Fast einhellig war die Begeisterung über die musikalische und sängerische Qualität des „Rings“. Was ist der Grund dafür, dass weite Teile der Besetzung ausgetauscht werden?

Wagner: Dafür gibt es verschiedene Gründe: Teils sind Künstler beispielsweise anderweitige Verpflichtungen eingegangen oder sie wurden von ihren Stammhäusern nicht in ausreichender und erforderlicher Weise für die Festspiele freigestellt, teils gibt es auch private Gründe. Auch können Umbesetzungen zugunsten einer Qualitätsverbesserung erfolgen.

War das bereits eine Entscheidung des Musikdirektors Christian Thielemann?

Wagner: Nein, Christian Thielemann gibt zwar durchaus Anregungen und macht Vorschläge, aber er entscheidet nicht über Um- und Neubesetzungen.

Vorfreude auf den "Parsifal"

Wie weit sind die Vorbereitungen für den „Parsifal“ 2016?

Wagner: Die sogenannte Modellvorstellung zur „Parsifal“-Neuinszenierung hat vor einiger Zeit stattgefunden; dabei stellte Uwe Eric Laufenberg seine Konzeption vor und sein Bühnenbildner Gisbert Jäkel präsentierte die Bühnenbildmodelle. Auch die Kostümfigurinen von Jessica Karge liegen vor. Die Besetzung ist bis auf den Titurel komplett, heute (am 28. August) konnten wir noch den Namen der Kundry-Sängerin veröffentlichen. Alle Vorbereitungen sind gut gediehen, und ich sehe der Neuinszenierung erwartungsvoll entgegen.

Nicht so leicht auf einen Nenner zu bringen

Ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier ist aus der Geschäftsführung ausgeschieden, nach sieben Jahren Zusammenarbeit. Wie lautet Ihr Fazit?

Wagner: Mein Fazit ist ein durchweg positives. Allerdings sind sieben gemeinsame Jahre der Zusammenarbeit eigentlich viel zu umfangreich und vielfältig, um so knapp auf einen Nenner gebracht werden zu können.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Christian Thielemann in seiner neuen Funktion angelassen?

Wagner: Mit einem Wort: Hervorragend. Wir kennen uns seit langem und gut und können einander vertrauen, das ist eine ausgezeichnete Basis.

Erst einmal den zweiten Vertrag erfüllen

Bis zum Jahr 2020 steht die Planung in groben Zügen. Wie sieht es danach aus? Können Sie sich vorstellen, Ihren Vertrag zu verlängern?

Wagner: Am 1. September 2015 beginnt die Laufzeit meines neuen Vertrags. Lassen Sie mich diesen bitte erst einmal erfüllen. Über alles, was danach kommt, reden wir zu gegebener Zeit, schlage ich vor. Im Moment wäre alles nur rein spekulativ.

Unsere künstlerische Bilanz der Festspiele lesen Sie hier.