Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH entscheidet am Freitagnachmittag, die Stelle nicht auszuschreiben Ponsel bekommt Chefarzt-Stelle

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Foto: Ronald Wittek Foto: red

Das wochenlange Warten und Bangen von Dr. Oliver Ponsel hat ein Ende: Der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH hat sich am Freitagnachmittag in seiner Sitzung entschieden, dass Ponsel Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie und damit Nachfolger von Prof. Klaus Henneking wird. Der Aufsichtsrat folgt mit der Entscheidung einer schriftlichen Zusicherung des Klinikums, die Ponsel vor acht Jahren bekommen hatte. Die war in der jüngeren Vergangenheit infrage gestellt worden.

 
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Eine Welle der Solidaritätsbekundungen hatte Ponsel in den vergangenen Monaten getragen: Die Sportler des Schwimmvereins Bayreuth (SVB), der Eishockeyverein EHC, die niedergelassenen Ärzte in Bayreuth und der Region, viele Leserbriefe, zuletzt die Mitarbeiter im Gesundheitswesen und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Thomas Bauske. Sie alle hatten das Klinikum und den Aufsichtsrat, begleitet von mehreren Hundert Unterschriften, aufgefordert, zu dem Wort zu stehen, das man Ponsel im Sommer 2008 schriftlich gegeben hatte. Wegen dieser Zusicherung hatte Ponsel mehrere Stellen, die ihm angeboten worden waren, ausgeschlagen und war am Klinikum geblieben. Wegen der Perspektive, die man ihm am Klinikum aufgezeigt hatte.

Kurze Mitteilung des Klinikums

Die Mitteilung des Klinikums, die am Freitag um 17.46 Uhr verschickt wurde, ist relativ kurz. Der Aufsichtsrat habe sich nach intensiver Diskussion am Freitagnachmittag entschieden: "Der designierte Nachfolger Dr. Oliver Ponsel wird nach dem Ausscheiden von Prof. Klaus Henneking zum Chefarzt berufen." Der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH habe dabei "alle entscheidungsrelevanten Faktoren wie fachliche, praktische und theoretische Qualifikation und Erfahrung Ponsels, aber auch die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten oder die Patientenzufriedenheit" berücksichtigt. In der Mitteilung heißt es, der Geschäftsführer des Klinikums, Joachim Haun, freue sich "auf einen weiteren neuen Chefarzt", der "die Entwicklung des einzigen Maximalversorgers Oberfrankens an entscheidender Stelle mit vorantreiben wird".    

"Bestätigung der geleisteten Arbeit"

Oliver Ponsel sagt auf Anfrage unserer Zeitung, er sei erleichtert, dass die Entscheidung des Aufsichtsrats so ausgefallen sei. "Das ist eine Bestätigung der geleisteten langjährigen Arbeit." Und Ergebnis des Vertrauens, das er sich bei den Patienten und den niedergelassenen Ärzten habe erarbeiten können. Er freue sich, dass er die Leitung der Abteilung der Allgemeinen Chirurgie "in vollem Umfang", also auch mit der Thorax-Chirurgie, übertragen bekomme, wenn Klaus Hennking am 31. August wie geplant in den Ruhestand gehe. "Ich werde die Aufgabe mit viel Energie angehen und kann dazu die positive Resonanz, die ich in den vergangenen Wochen aus der Bevölkerung bekommen habe, gut nutzen." Ponsel sagt, er wolle der Aufgabe, die er bekomme, "gerecht werden". Es sei Ziel, "die Abteilung weiter auf gutem Kurs zu halten. Wir haben ein gutes Team". Zusammen mit der Geschäftsführung wolle er für die Abteilung auch neue Bereiche erschließen. Dass er die Position bekomme, helfe, "einige unangenehme Dinge hinter mir zu lassen". 

"Sehr geil"

"Sehr geil" sei, dass Ponsel die Chefarztstelle der Allgemeinen Chirurgie bekommen habe, sagt Dr. Ralf Cronenberg. Er gehört zu den 92 niedergelassenen Ärzten, die sich in einem Schreiben an die Aufsichtsräte für die Besetzung der Stelle mit Ponsel ausgesprochen hatten. "Da hat sich das Engagement gelohnt. Das ist definitiv Volkes Stimme", sagt Cronenberg und spielt auf die Unterschriftenaktionen an. "Der Druck war offensichtlich groß auf das Gremium", sagt Cronenberg. Aber: "Es ist die absolut richtige Entscheidung. Ich kenne Oliver Ponsel seit vielen Jahren. Er ist ein Mensch, der immer mehr als 100 Prozent gibt. Er hat dem Klinikum viel gegeben. Er ist ein Mann der Region, der mit den Leuten kann." Ponsel habe sich zu einem ausgezeichneten Operateur entwickelt, "hat viel operiert, wo die in Erlangen gesagt haben, da langen wir nicht hin", sagt Cronenberg. Bayreuth, das Klinikum, brauche einen Mann aus Bayreuth, "der gut vernetzt ist, der mit den Leuten reden kann", sagt Cronenberg. "Einer, der zudem menschlich in Ordnung ist, ist viel mehr wert als einer, der einen tollen Professorentitel hat."

"Hat Ärger vom Klinikum abgewendet"

Thomas Bauske, der sich zuletzt in einem Schreiben an die Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe in die Diskussion eingeklinkt hatte, sagt: "Ich begrüße die Entscheidung des Aufsichtsrats", aus wenn es lange gedauert habe, bis es so weit gewesen sei. "Sie hat Ärger vom Klinikum abgewendet. Nach innen und nach außen. Und wir haben einen hoch angesehenen Mediziner in dieser Position. Nicht einen, den man einkauft wegen seines Titels, von dem man aber nicht weiß, was er kann."    

"Lässt mich ans Gute glauben"

"Die Entscheidung lässt mich ans Gute, an die gute Seite Bayreuths glauben", sagt Stefan Keßler, der die Unterschriftenaktion des SVB mit initiiert hat. "Eine super gute Nachricht, die uns aufbaut. Aber es bleibt ein schaler Nachgeschmack", sagt Keßler. "Denn ich frage mich, wie kann man mit einem Menschen so umgehen?" Man habe Ponsel viel zu lange hingehalten. "Und damit meine ich nicht die acht Jahre." Er könne sich nur wundern "über die politische Dummheit, das so laufen zu lassen", sagt Keßler. "Darüber könnte ich mich trotz der guten Nachricht endlos ärgern." 

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