Die Bayreuther Polizistin Andrea Lutz, stellvertretende Kreis- und Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht das ähnlich. Ihre Gewerkschaft war dem Taser gegenüber früher kritisch eingestellt, auch weil es nach Einsätzen in den USA zu Toten gekommen war. Mittlerweile seien die Geräte verbessert worden und mehrere Gutachten hätten belegt, dass die Menschen Herzprobleme hatten und "an akutem Stress" gestorben seien - und nicht am Taser. "Taser haben eine große Signalwirkung", sagt Lutz, "weil der Täter an der Lichtmarkierung an seinem Körper sieht, dass auf ihn gezielt wird. Im besten Fall gibt er dann schon auf."
Nur das SEK darf derzeit tasern - da ist der Sanitäter nicht weit
Derzeit dürfen nur Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) die Elektroschockpistole in Bayern verwenden. Bei einem gemeinsamen Einsatz hat sie so auch Lutz kennengelernt. Als ein Mann sich in der Öffentlichkeit mit einem Gewehr erschießen wollte. "Ich habe auf ihn eingeredet, damit er sich nicht umbringt, die Kollegen vom SEK haben ihn getasert und festgenommen." Übertrieben fände Lutz es allerdings, wenn jeder Polizist einen Taser mit sich führte. "Einer pro Streifenwagen reicht, wir tragen schon genug Geräte am Körper."
Laut bayerischem Innenministerium kommt der Taser bislang vor allem wegen des hohen Schulungsaufwands nur beim SEK zum Einsatz, die Getaserten werden anschließend sofort untersucht. Eine Arbeitsgruppe mit Polizeiexperten prüft aber seit Ende 2015 weitere Einsatzmöglichkeiten. "Die Ergebnisse liegen uns voraussichtlich Ende 2016 vor", sagt ein Sprecher dem Kurier.
Info: Das ist ein Taser
Taser ist das englische Wort für die Elektroschockpistole oder Distanz-Elektroimpulswaffe. Er funktioniert wie eine Harpune: Per Knopfdruck schießt man ein Projektil mit zwei oder vier Widerhaken auf den Gegner. Ein Draht verbindet sie mit der Pistole. Über diesen bekommt der Getroffene Stromstöße, die ihn etwa zwei Minuten lang am ganzen Körper lähmen.
Ein Gerät kostet etwa 1800 Euro, jeder Schuss 40 Euro. Die Geräte verfügen über einen Chip, der seinen Gebrauch aufzeichnet. Bei der Schweizer Polizei ist er seit 2003 zugelassen und gehört heute zur Standardausrüstung.
Das Wort Taser ist die Abkürzung für "Thomas A. Swift’s Electric Rifle" aus dem gleichnamigen Jugendbuch von 1911. Der Erfinder des Elektroschockers, Jack Cover, hatte es als Kind gelesen.
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