Polizei: Unterwegs in gefährlicher Mission

Von Charles Nouledo
Aussschreitungen in Leipzig in der Silvesternacht. Foto: Sebastian Willnow/dpa Foto: red

In Leipzig flogen am Silvesterabend Flaschen gegen Polizeiautos. In Oberfranken verlief er friedlicher. Doch auch in der Region nimmt die Gewalt gegen Polizisten zu. Wer es wagt, einen Polizisten anzugreifen, ist meist männlich und betrunken.

 
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Auch bei der Polizei glaubt man, dass manche Dinge früher besser waren. „Bei der heutigen Jugend nimmt die Respektlosigkeit gegenüber der Polizei zu. Es ist eine Generationensache“, stellt Alexander Czech fest. Er ist Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth und ist erleichtert, dass der Rutsch ins neue Jahr in der Region ohne größere Angriffe auf Polizeibeamte vonstatten ging. Nur zwei Fälle von Angriffen auf Polizisten seien zu beklagen: einer aus Bamberg und einer aus Hof.

Silvesternacht für die Polizei relativ ruhig

In Bamberg hat eine betrunkene 19-jährige Frau am Neujahrsmorgen Polizeibeamte beleidigt und tätlich angegriffen. In Hof wurde ein 54-jähriger Mann fast zur gleichen Zeit aggressiv seiner Ehefrau und den eingetroffenen Polizeibeamten gegenüber. Er beleidigte die Polizisten und ging auf sie los.

Von diesen beiden Fällen abgesehen, „war zum Jahreswechsel Gewalt gegen die Polizei kein großes Thema in Oberfranken“, meldet Pressesprecher Alexander Czech. Was nicht heißt, dass Polizisten der Region generell in der Ausübung ihres Berufs von Gefahren verschont bleiben. Wie beispielsweise in der Silvesternacht in Hof, als Polizisten einen Beziehungsstreit zwischen zwei Frauen und einem Mann in der Marienstraße beenden mussten. Beim Streit war ein Messer im Spiel. Verletzungen blieben den Beamten dabei erspart, aber die Beteiligten haben sich selbst verletzt und mussten ins Krankenhaus – und sind zurzeit wieder zu Hause, wie die Polizei mitteilt.

Betrunkene werden eher aggressiv gegenüber Polizisten

„Jeder Beruf hat seine Gefahren, da ist die Polizei nicht anders“, betont Pressesprecher Czech. „Wenn Sie beispielsweise an einer Schneidmaschine arbeiten und nicht aufpassen, ganz schnell kann der Finger weg sein. So hat die Polizei auch ihre Gefahren.“ Czech hält die oberfränkischen Polizeibeamten für gut geschützt – mit der richtigen Ausstattung. Die größten Gefahren für Polizisten gebe es normalerweise nicht im Streifendienst oder bei der Verkehrskontrolle. Aber manchmal eben doch. Wie vor einer Woche, als ein Lasterfahrer bei einer Verkehrskontrolle in Nordrhein-Westfalen ein Polizeiauto gerammt hat. Folge: eine getötete Polizistin.

Die Falluntersuchung ergab, dass der Fahrer des Tatfahrzeugs mit mehr als zwei Promille unterwegs war. „Im Polizeijargon heißt das ,Rauschzustand’. Das bedeutet, der Täter ist entweder alkoholisiert oder er steht unter dem Einfluss von Drogen“, sagt Czech. Die meisten Fälle von Gewalt gegen Polizisten seien auf einen solchen Rauschzustand zurückzuführen. „Oft passieren Angriffe auf Polizeibeamte bei der Identitätsprüfung von Personen im Rauschzustand. Solche Personen werden dann schnell aggressiv“, erklärt Polizeisprecher Alexander Czech.

Die meisten Angreifer sind männlich

Die Formen von Aggression und Gewalt, denen die Ordnungshüter in der täglichen Ausübung ihrer Tätigkeit ausgesetzt werden, sind vielfältig. Sie reichen vom Widerstand bei Aufforderungen über Beleidigungen bis hin zu Tätlichkeiten. In ihrem letzten Lagebericht über die Fälle des Jahres 2016 verzeichnet die Polizei bei der Gewalt gegen Beamte eine Zunahme von 14,2 Prozent in Oberfranken.

„2020 Ordnungshüter waren davon betroffen, rund 190 Beamte erlitten bei den Angriffen zum Teil schwere Verletzungen“, heißt es in dem Bericht. Dort stehen Beleidigungen und Körperverletzungen an der Spitze. Insgesamt 543 Fälle der Gewalt gegen die Polizei wurden ermittelt, mit 87 Prozent männlichen und 13 Prozent weiblichen Tätern. „Die Mehrzahl der Täter waren deutsche Staatsangehörige – 84 Prozent“, hält der Bericht fest. In 81,8 Prozent der Fälle „war Alkohol als Aggressionsverstärker Nummer Eins im Spiel“, stellt sich heraus.

Vielfältiger Beruf im Dienst der Gesellschaft

Innenminister Joachim Herrmann sieht beim Thema eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: „Wir müssen diejenigen beschützen, die uns schützen.“ Dazu gehöre auch Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung durch die Medien, findet Alexander Czech.

Das Motto „Polizei – dein Freund und Helfer“ sei nicht nur dahergesagt, betont Czech. Für den Nachwuchs sollte dieser Grundsatz Orientierung sein - auch bei der Berufswahl. Im Dienst der Gesellschaft gebe es kaum einen anderen Beruf, in dem die Arbeit so vielseitig und abwechslungsreich sei: „Von der Pferdestaffel bis hin zum Klassiker der Jugendlichen: Hubschrauberpilot.“

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