Frauen bei der Polizei: Beruf ist stark auf Flexibilität ausgelegt – Präsident Kunkel: Arbeiten an Lösungen Polizei: „Karriere geht nur ohne Kinder“

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Stefanie Meyer hat Karriere gemacht bei der Polizei: Die gebürtige Pottensteinerin ist Leiterin des Sachbereiches Grundsatzaufgaben im Polizeipräsidium Oberfranken. Kinder und Karriere, sagt sie hätte sie bislang noch nicht unter einen Hut bringen können. ⋌Foto: Waha Foto: red

Frauen sind in der Polizei nach wie vor in der Minderheit. Obwohl es Frauen seit fast 25 Jahren möglich ist, bei der Polizei Karriere zu machen. Oder besser: Polizistin zu werden. Denn Karriere und Familie kann man nach wie vor schlecht unter einen Hut bringen. Das sagt eine Frau, die sich für die Karriere bei der Polizei entschieden hat: Stefanie Meyer, seit 1. Mai Leiterin des Sachbereiches Grundsatzaufgaben im Polizeipräsidium Oberfranken, und seit 1998 im Dienst.

 
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Stefanie Meyer (36) sagt, sie sei „eher reingestolpert“ in die Laufbahn als Polizeibeamtin. Die gebürtige Pottensteinerin macht ihr Abitur in Pegnitz und beginnt, Lehramt zu studieren. Deutsch und Biologie. „Mein Schlüsselerlebnis im Studium in Biologie hatte ich, als wir Tiere sezieren mussten. Vor mir lag eine tote, aber noch warme Maus, die ich festpinnen und aufschneiden musste.“ Das sei der Moment gewesen, über das Studium nachzudenken. „Und da ich eine Freundin hatte, die bei der Polizei war und schwärmte, wie toll der Beruf ist, und wie viel Sport man da machen kann, bin ich zur Polizei.“ Fast zeitgleich jedoch hat die Freundin bei der Polizei aufgehört und ein Studium angefangen. „Aber Freundinnen sind wir geblieben“, sagt Stefanie Meyer.

Stufe für Stufe durchläuft sie die Ausbildung, steigt in der zweiten Qualifizierungsebene ein, dem mittleren Dienst, studiert an der Polizeihochschule, macht ihren Diplom-Verwaltungswirt, steigt in den gehobenen Dienst auf – und lernt Bayern kennen: Ausbildung in Sulzbach-Rosenberg, Einsatz-Hundertschaft Würzburg, dann fast zehn Jahre bei Aschaffenburg. „Erst bei der Verkehrspolizeiinspektion, dann in der Dienstgruppe, bei der Unfallaufnahme, dann bei der Drogenfahndung. Nach dem Studium war ich in Obernburg als Dienstgruppenleiterin.“

Nachdem sie wieder heim will, heim nach Oberfranken, bewirbt sie sich auf eine Stelle als Dienstgruppenleiterin der Polizeiinspektion Stadtsteinach. „Obwohl daheim auch relativ ist bei einer Entfernung von 70 Kilometern zwischen Stadtsteinach und Pottenstein.“ Aber: „Ich bekam die Stelle.“ Eineinviertel Jahre bleibt die Polizistin in Stadtsteinach, zuletzt als stellvertretende Dienststellenleiterin. „Und dann bin ich gefragt worden, ob ich nicht im Präsidium arbeiten wollte“, sagt sie. Sie will – und ist jetzt „so etwas wie der Event-Manager des Polizeipräsidiums“. Sie macht die Vorarbeit für Termine des Präsidenten Reinhard Kunkel, organisiert Dienstbesprechungen und Verabschiedungen. Im eigenen Büro, mit Blick auf die grünen Bäume an der Ludwig-Thoma-Straße. „Wo die Reise hinführt, ist offen. Da lasse ich mich überraschen.“

Denn eine Entscheidung hat sie für sich bereits getroffen: Wer Karriere machen will bei der Polizei, der braucht sich im Normalfall nicht für Kind und Familie entscheiden. Immer noch nicht, „obwohl der Dienstherr daran arbeitet, das zu ändern“. Flexibilität, sagt Stefanie Meyer, sei „Grundvoraussetzung, um nach oben zu kommen“. Man habe natürlich die „Möglichkeit, in der Laufbahn glücklich zu werden. Aber wenn man voran kommen will, ist es anders schwierig“. Denn die Spitzenpositionen im gehobenen oder höheren Dienst sind in Oberfranken rar gesät.

Das bestätigt Polizeipräsident Reinhard Kunkel: „Im Ballungsraum sieht das anders aus als in Oberfranken.“ Dass Frauen wegen der nach wie vor männlich dominierten Berufswelt der Polizei – in Oberfranken gibt es 295 Polizeibeamtinnen unter den 2133 Polizisten, was einer Quote von 13,83 Prozent entspricht – mehr leisten müssten, sieht Kunkel nicht jedoch so. „Das ist eine persönliche Einstellung, dass man vielleicht meint, mehr leisten zu müssen, weil es von den Männer erwartet werden würde.“ Die Leistungsbewertungen würden genau verglichen, „es ist ein Trugschluss, dass Frauen anders bewertet werden als ihre männlichen Kollegen“, sagt Kunkel. Ähnlich sei es bei der Bewerbung auf Stellen, die bayernweit ausgeschrieben werden: „Leistung, Eignung, Befähigung. Das sind die Kriterien, nach denen die Bewerber ausgewählt werden“, sagt Kunkel. „Nicht nach Mann oder Frau. Es spielt auch die Teilzeit keine Rolle. Alle Dienstposten sind teilzeitfähig.“ Polizeipräsident Kunkel hat als Chefredakteur beim Kurier für einen Tag einen Kommentar zum Thema Frauen bei der Polizei geschrieben. Bayernweit liegt der Frauenanteil bei der Polizei derzeit bei 15,5 Prozent, sagt die Sprecherin des Innenministeriums, Katja Winkler.

Ein Problem gebe es tatsächlich: „Kinder und Familie im Schichtdienst unter den Hut zu bekommen. Da arbeitet man an Lösungen. Eine können wir in Bayreuth schon konkret benennen: Zusammen mit Bayreuther Behörden sind wir dem Ferienprogramm beigetreten, das in der Uni angeboten wird.“ Man versuche auch, nach Möglichkeit auf die Bedürfnisse der Frauen, die Kinder haben, einzugehen, „etwa durch das flexible Schichtsystem, das wir anbieten“, sagt Kunkel.

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