Neonazis horteten Waffen und Sprengstoff

Von Benjamin Stahl
Foto: dpa Foto: red

Bei der Razzia am Mittwoch hat die Polizei in mehreren Wohnungen in Bamberg und Umgebung Waffen, Sprengstoff und neonazistisches Propagandamaterial gefunden. Elf Personen aus dem rechtsextremen Milieu stehen im Verdacht, eine kriminelle und gewaltbereite Gruppe gebildet zu haben. Möglicherweise haben sie einen Anschlag geplant.

 
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Die Polizei hat offensichtlich rechtsextreme Anschläge auf Asylbewerberheime und auf einen Treffpunkt der linken Szene in Bamberg verhindert. Wie die Ermittler am Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz bekanntgaben, wurden bei einer Großrazzia am Mittwoch in insgesamt zwölf Objekten in Ober- und Mittelfranken neben unterschiedlichen Waffen darunter eine Pistole der Wehrmacht samt Munition über 16 Kilogramm sprengfähiges Material in Form von illegaler Pyrotechnik sichergestellt, das die Beschuldigten in Polen bestellt hatten, so Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager.

Der Polizei sei es zwar gelungen, eine größere Lieferung abzufangen. Die Verdächtigen seien aber bereits im Besitz von zwei sogenannten Kugelbomben gewesen. Diese hätten hohe Sprengkraft besessen und könnten laut einer Einschätzung von Experten des Landeskriminalamts tödliche Wirkung haben, wenn sie etwa in ein Fahrzeug oder in einen Raum geworfen worden wären, erklärte Polizeivizepräsident Werner Mikulasch. Die Beschuldigten wollten offenbar in zwei Bamberger Flüchtlingsunterkünfte Sprengsätze werfen, um dort Angst und Schrecken zu verbreiten, sagte Ohlenschlager.

Bei den Durchsuchungen wurden elf Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 21 und 36 Jahren vorläufig festgenommen. Dabei wurden drei bereits bestehende Haftbefehle vollstreckt, weitere wurden nun von der Staatsanwaltschaft beantragt. Ermittelt wird unter anderem wegen des Verdachts, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben.

Laut Mikulasch standen Anschläge wohl unmittelbar bevor. Ein Ziel der mutmaßlichen Neonazis hätte demnach auch das sogenannte Balkan-Zentrum in Bamberg sein können. Derzeit sind dort knapp 500 Migranten aus den westlichen Balkan-Ländern untergebracht. Sie haben kaum eine Aussicht darauf, dass ihr Asylantrag bewilligt wird. Am Morgen hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) das Rückführungszentrum besucht. Angesichts der Ermittlungen zeigte er sich besorgt über das Ausmaß an Gewaltbereitschaft.

Die Ermittler befürchteten unterdessen, dass für den 31. Oktober ein Anschlag auf einen Treffpunkt der linken Szene in Bamberg geplant gewesen sei. Für den Tag haben Rechtsextreme in der Stadt zu einer Demonstration gegen Flüchtlinge aufgerufen. Im Anschluss hätten die Beschuldigten zu dem Treffpunkt gehen wollen, um die Anwesenden zu verprügeln und die Räumlichkeiten zu verwüsten.

Gegen die Angehörigen der rechtsextremen Gruppierung werde seit längerer Zeit intensiv ermittelt, hieß es weiter. Dabei seien Staatsanwaltschaft und Polizei auf Verflechtungen der Gruppierung sowohl in rechtsextreme Kreise als auch in die überregionale Hooliganszene gestoßen. So gehörten einzelne Zielpersonen der Partei Die Rechte an. Damit bestätigten die Behörden den gestrigen Bericht dieser Redaktion.

Darüber hinaus erkannte die Polizei eine Nähe zu Ablegern der fremdenfeindlichen Bewegung Pegida. So habe einer der Beschuldigten in Nürnberg eine Nügida-Veranstaltung angemeldet. Eine Verbindung zum Würzburger Pegida-Ableger wollte die Polizei auf Nachfrage nicht bestätigen, aber auch nicht ausschließen. Laut Informationen der Redaktion ist unter den Festgenommenen aber auch ein Wügida-Ordner. Mehrfach waren Mitglieder von Die Rechte aus dem Raum Bamberg bei Demos in Würzburg. Zuletzt am 12. Oktober.

Die Bundesanwaltschaft, die zuletzt den Fall um den Galgen bei einer Pegida-Demonstration an sich zog, will sich mit den Bamberger Ermittlungen im Moment nicht befassen, wie eine Sprecherin sagte. Bislang haben wir keine Anhaltspunkte, dass unsere Zuständigkeit berührt wird.