Auch in anderen Städten Übergriffe

Foto: Stephan Jansen dpa/Archiv Foto: red

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigt sich entsetzt über zahlreiche Übergriffe auf Frauen rund um den Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht. „Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht“, sagte der NRW-Landesvorsitzende der GdP, Arnold Plickert, der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Inzwischen wurden noch mehr Fälle bekannt. Auch in Stuttgart und Hamburg soll es einen Übergriff auf Frauen von einer Gruppe junger Männer gegeben haben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Als «Straftaten einer völlig neuen Dimension» hat Polizeipräsident Wolfgang Albers die vielfachen Übergriffe auf Frauen rund um den Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht bezeichnet. «Es ist ein unerträglicher Zustand, dass mitten in der Stadt solche Straftaten begangen werden», sagte er am Montag.

1000 Männer

Albers zufolge versammelten sich am Silvesterabend auf dem Bahnhofsvorplatz etwa 1000 Männer, die «dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum» stammen. Dies hätten alle Zeugen übereinstimmend ausgesagt. Aus der Menge hätten sich Gruppen von mehreren Männern gebildet, die Frauen umzingelt, bedrängt und ausgeraubt hätten.

Vergewaltigung

Der Polizeipräsident sprach von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung. Ähnlich hatten sich die Polizei und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zuvor in Pressemitteilungen geäußert. Für Dienstag hat Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ein Krisentreffen einberufen.

Der Polizei lagen bis Montag 60 Anzeigen vor, darunter auch Diebstähle von Taschen, Handys und Geldbörsen. Die Ermittler gehen von weiteren Opfern aus, die sich bisher noch nicht gemeldet haben.

Abschreckung

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) reagierte scharf auf die Übergriffe. «Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen», zitierte der Kölner «Express» (Dienstag) den Minister. «Deshalb ist es notwendig, dass die Kölner Polizei konsequent ermittelt und zur Abschreckung Präsenz zeigt.»

Die Polizei hatte die Ansammlung auf dem Bahnhofsplatz in der Silvesternacht nach eigener Darstellung beobachtet und den Platz schließlich vorrübergehend räumen lassen, weil Böller in die Menge geworfen wurden - der vielfache Missbrauch sei den Beamten zunächst nicht aufgefallen.

Ermittlungsgruppe

Die Kölner Polizei hat nach den Vorfällen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Am Sonntag nahmen Polizisten in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs fünf Männer fest, die Frauen bedrängt und Reisende bestohlen haben sollen. Ob sie auch etwas mit den Taten in der Silvesternacht zu tun haben, ist nach Angaben der Ermittler noch unklar.

Die GdP reagierte entsetzt auf die Vorfälle. «Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht», sagte der NRW-Landesvorsitzende der GdP, Arnold Plickert, der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Die stark alkoholisierten Täter seien «völlig enthemmt und gewaltvoll» vorgegangen. «Ein Täter hat einer Zivilpolizistin in die Hose gefasst», berichtete Plickert. Bei den am Einsatz beteiligten Polizeibeamten herrsche eine «tiefe Betroffenheit».

Krisengespräch

Nach Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker für diesen Dienstag ein Krisentreffen angesetzt. Daran sollen unter anderem die Kölner Polizei, die Bundespolizei und Stadtdirektor Guido Kahlen teilnehmen, wie eine Stadtsprecherin sagte.

Auch Übergriffe in anderen Städten

Derweil wurde ein ähnlicher Vorfall auch aus Stuttgart von verschiedenen Medien gemeldet. Zwei 18 Jahre alte Frauen waren in der Silvesternacht gegen 23.30 Uhr auf dem Schlossplatz im Bereich des Königsbaus unterwegs, als sie plötzlich von etwa 15 Männern umringt wurden. Die Männer hinderten sie am Weitergehen, bedrängten sie sexuelle und wollten sie ausrauben, wie die Polizei Stuttgart mitteilte. Einer der beiden Frauen wollten die Täter die Handtasche entreißen. Erst als Passanten und ein Türsteher zu Hilfe kamen, ließ die Gruppe von den jungen Frauen ab. Danach bemerkten die 18-Jährigen, dass ihnen im Getümmel ihre beiden Handys geklaut worden waren.

Auch die Polizei in Hamburg ermittelt wegen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht. Die Opfer seien jeweils von mehreren Männern an der Reeperbahn umringt und an der Brust oder im Intimbereich angefasst worden, sagte Polizeisprecher Holger Vehren am Dienstag. Zugleich hätten ihnen die Täter Handys, Papiere und Geld weggenommen. Es gehe um neun Fälle von sexueller Beleidigung, Raub und räuberischem Diebstahl.

Die Täter sollen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren gewesen sein. Die Polizei sucht nun Zeugen. Vehren zeigte sich optimistisch: In der Tatzeit zwischen 1 und 3 Uhr am Neujahrsmorgen hätten die zahlreichen Feiernden auf der Reeperbahn sicherlich viele Fotos gemacht.

Politiker twittern zu den Vorfällen

Der CDU-Politiker Jens Spahn hat nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof einen erneuten gesellschaftlichen «Aufschrei» gefordert. «Wo ist eigentlich d #aufschrei, wenn es wirklich einen braucht? Bei Dirndlwitzen lautstarke Helden überall, jetzt aber betretenes Schweigen», twitterte Spahn am Dienstag. Mit dem Hashtag #Aufschrei berichteten vor rund zwei Jahren Internetnutzer von Sexismus-Erfahrungen und Belästigungen im Alltag. Ausgelöst hatte die Debatte damals eine Dirndl-Bemerkung des FDP-Politikers Rainer Brüderle zu einer Journalistin.

Bundesjustizminister Heiko Maas meldete sich auf Twitter ebenfalls zu Wort und sprach von «abscheulichen Übergriffen»: «Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden», schrieb er. Nach Polizei-Angaben hatten sich am Silvesterabend auf dem Bahnhofsvorplatz rund 1000 Männer versammelt, die «dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum» stammen. Aus der Menge bildeten sich den Ermittlungen zufolge Gruppen von mehreren Männern, die Frauen umzingelten, bedrängten und ausraubten.

 

dpa/red

Autor