Poetry Slam mit Trump und Tinder

Von Andrea Pauly

Von Trump und Tinder, Faschismus und Käse, Geschäftsideen für Jesus und heldenhaften Astronautinnen reichten die Themen beim Poetry Slam im Zentrum. Das Publikum applaudierte, die Jury bewertete - sie waren sich einig: Daniel Wagner aus Heidelberg lieferte die besten Texte.

 
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Wagner sprach in der ersten Runde über "Käsida" - die Käsefaschisten gegen die Salamisierung des Abendbrots. Er schaffte es, die Leute mit unzähligen Käse-Wortspielen ("Wir sind Hallouminati, wir beten nur zu Cheeses") zum Lachen zu bringen und trotzdem einen ernsthaften Schluss zu finden: "Vielfalt bedeutet Reichtum - und Faschismus ist immer Käse". Auch in der zweiten Runde verband der fünffache Finalist deutschsprachiger Meisterschaften Politik und Humor und führte zugleich Matheaufgaben aus seiner Kindheit ad absurdum.

Zwei Bayreuther auf der Bühne

Zwei Bayreuther waren diesmal dabei. Für Marina Koch war es der erste Auftritt bei einem Slam. Sie wünschte sich in ihrem Text, sie könne wie bei der Dating-App Tinder "mit dem Finger durch das Leben swipen". Dominic Hopp hatte einen Text verfasst, der erst wie ein Psychothriller wirkte und dann überraschend zum Drama wurde.

Fakenews und die AfD

Der fränkische Slam-Vizemeister Helmuth Steierwald aus Nürnberg spannte den Bogen vom Geschichtsunterricht zu "Fakenews" und AfD. Er fordete sein Publikum auf, Informationen nicht unreflektiert zu verarbeiten, sondern sie zu hinterfragen. Österreichs U20-Meisterin Anna-Lena Obermoser präsentierte in ihrem Text eine Mischung aus Verletztheit und Wut, Stärke und Wachsen: "Ich ergebe mich, ich erhebe mich."

Katzen, Gurken und Verlust

Ksafa aus Österreich dichtete über eine Astronautin, die nach den Sternen greift und zugleich zur unerkannten Heldin wird. Damit war er der erste, der es ins Finale schaffte, gefolgt von Julia Szymik aus Marburg. Ihrem Text, der zwischen einer neuen Verliebtheit und einer familiären Katastrophe schwankte, zwischen tiefgründigen Gedanken und solchen an Katzen und Gurken, Trumps Haare und Kaffeeschokolade, lauschte das Publikum gebannt.

Erotik zum Valentinstag

Beim nächsten Slam im Zentrum am Dienstag, 14. Februar werden sich alle Texte im Zentrum um das Thema Erotik drehen. Moderator Michael Jakob gab mit seinem eigenen Beitrag schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was das Publikum am Valentinstag erwartet - allerdings wie immer außer Konkurrenz.

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