Pläne für das Gausportfeld aufgetaucht

Von Peter Engelbrecht
Der Bau des Flussbades in der Hammerstatt war das erste Projekt des geplanten riesigen „Gausportfelds“ am Flößanger. Die Marine–HJ paradierte bei der Einweihung des Flussbades am 7. Juli 1940. Das historische Bild stellte Dieter Härtl zur Verfügung. Foto: red

Der Bayreuther Heimatforscher Dieter Härtl hat unserer Zeitung zwei  seltene Baupläne aus der NS-Zeit übergeben. Auf leicht vergilbtem Papier dokumentieren sie die Planungen für das „Gausportfeld“, das ab 1939 am Flößanger errichtet werden sollte. Doch der Kriegsbeginn brachte die Bauarbeiten zum Erliegen.

 
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Unterzeichnet sind die Originalpläne vom Bayreuther Architekt und Regierungsbaumeister Hans Reissinger (1890-1972). Der kleinere Plan vom 10. November 1939 zeigt das Schwimmbad, das neben dem Roten Main auf dem Flößanger entstehen und Teil des „Gausportfeldes“ sein sollte. Eingezeichnet sind ein Sprungbecken, ein Schwimmbecken und ein Nichtschwimmerbecken im Maßstab 1 zu 200. Ein weit größerer Plan vom 29. November 1939 dokumentiert die ovale „Hauptkampfbahn“ im gleichen Maßstab.

Das Fassungsvermögen des Sportfeldes betrug laut den Angaben  1400 Tribünenplätze und 16.600 Plätze auf einem oval angelegten Erdwall. Bei Kundgebungen sollten insgesamt 69.000 Menschen Platz finden. Zum Vergleich: Die Stadt Bayreuth hatte damals 45.000 Einwohner. Angelegt werden sollten Laufbahnen, ein Fußballfeld, Bereiche für den Hochsprung, den Speerwurf, für Diskuswerfen und Kugelstoßen. Unter dem Vorsitz von Gauleiter Fritz Wächtler wurde im März 1939 sogar ein Verein „Gausportfeld“ mit Geschäftsstelle in der Ludwigstraße 27 gegründet. Die Nationalsozialisten maßen dem  Sport eine wichtige, ideologische Bedeutung bei. Für Diktator Adolf  Hitler war er ein Mittel „zum Heranzüchten kerngesunder Körper“. Sportvereine sollten „Pflanzstätten soldatischer Tugenden und Schulen staatlichen Geistes“ werden, hieß es.  

Die Baupläne fehlten bislang

Dieter Härtl bewahrte die beiden Pläne seit Jahrzehnten auf und überließ sie nun dem Kurier. Nach der Auswertung für den Zeitungsbericht werden wir die beiden Dokumente dem Stadtarchiv geben. Im Archiv befinden sich zwar Akten zu dem Thema, doch Baupläne fehlen. Der 82-Jährige vermutete, Reissinger habe die Pläne seinem Schwiegervater, dem Bayreuther Architekten Walter Schmidt, geschenkt. Dieser verstarb in den 1950er Jahren, und Härtl fand die Pläne im Nachlass. Als einziges Bauwerk ist noch das Wehr zur Regulierung des Roten Mains vorhanden. Mit dem Bau von zwei Schwimmbecken wurde  begonnen, sie wurden nie fertiggestellt. Die Becken  dienten den später auf dieser Fläche angesiedelten Kleingärtnern als Sammelplatz für Kompost, wurden 1970 verfüllt. Die Bodenbewegungen wurden laut Härtl mit Loren getätigt, von einer Diesellok auf Schienen gezogen.  

Die Grundsteinlegung zum Flussbad war am 1. März 1939. Im ersten Bauabschnitt wurde der Rote Main im Bereich des Flößangers reguliert und begradigt. Eröffnet wurde dann das Flussbad als erste Sportstätte des „Gausportfeldes“ Anfang Juli 1940 von Gauleiter Wächtler. Es grenzte direkt an das geplante Schwimmbad an. „Das schöne, 25 Meter breite Flussbad weist eine stattliche Länge von 300 Meter auf und ist von 0,90 bis 1,30 Meter tief“, hieß es damals in einem Zeitungsartikel. Steintreppen führten von der südlichen Böschung zum Wasser hinunter. Ein Musikkorps der Kriegsmarine nahm an der Eröffnungsfeier teil. Nach der Kundgebung fand ein Massenschwimmen statt, 500 Schwimmerinnen und Schwimmer unter anderem der Hitlerjugend (HJ), der Marine-HJ und Soldaten der Wehrmacht nahmen daran teil. „Ich lernte in dem Flussbad das Schwimmen“, erinnerte sich Härtl.     

Auch ein Aufmarschplatz

Das „Gausportfeld“ sei nicht nur für sportliche Großwettkämpfe gedacht, sondern auch für einen Aufmarschplatz „für die politischen Soldaten des Führers“, schrieb die NS-Zeitung „Bayerische Ostmark“ am 28. April 1939 kurz vor dem Spatenstich. Sein Fassungsvermögen gebe Gauleiter Wächtler die Möglichkeit, „in einer würdigen Fest- und Feierstätte die Gemeinschaft aller Deutschen zu dokumentieren“, hieß es weiter. Zur Bewältigung der Arbeiten sollten auch auswärtige Arbeiter eingesetzt werden, geplant war der Einsatz von 1500 Mann, die für vier Jahre benötigt würden. Zwar wurden 1940 noch weitere Arbeiten am „Gausportfeld“ ausgeschrieben, doch wegen des Krieges wurden die Bauarbeiten bald eingestellt.   

Nach dem Krieg bis Anfang der 1960er Jahre befand sich auf dem Gelände ein Barackenlager, berichtete Christine Bartholomäus vom Stadtarchiv.  

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