Klaus Leipziger soll bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben – Beweislage ist dünn Plagiatsvorwürfe gegen Leipziger: Klinik stärkt Mollath-Gutachter den Rücken

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Klaus Leipziger, der Gutachter von Gustl Mollath Foto: Bayerl Foto: red

Der Erlanger Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder (48) behauptet, dass Klaus Leipziger (60) bei seiner Doktor-Arbeit abgeschrieben habe. Allerdings ist die Beweislage sehr dünn. Denn Heidingsfelder, der für die Piraten bei den Wahlen antritt, hat nur eine einzige Stelle gefunden.

 
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Trotzdem hat er Leipziger, den Gutachter von Gustl Mollath und Leiter der Forensik in Bayreuth, bei der Universität in Ulm angezeigt, wo er seine Doktorarbeit abgegeben hat. Dort wird sich Ombudsfrau Liesa Wiesmüller um die Vorwürfe kümmern. Eine Kommission werde die Arbeit Leipzigers prüfen, sagt sie. Leipziger sieht dem „mit großer Gelassenheit" entgegen.

„Das ist eine Sauerei ersten Ranges", sagte Manfred Wolfersdorf. Der Chef der Bezirksklinik Bayreuth ist auch Leipzigers Doktorvater. Er habe die Arbeit geprüft und ihm sei 1999 nichts Negatives bei Zitaten aufgefallen. Leipziger, Facharzt für Psychologie und Neurologie, hat in der von dem „Plagiatsjäger" veröffentlichten Stelle nicht durchgängig indirekte Rede benutzt, um zu zeigen, dass er den Gedanken aus einem Buch übernommen hatte. Leipziger sei „manchmal zwanghaft korrekt", sagt Wolfersdorf. Im Wesentlichen drehen sich die 84 Seiten der Doktorarbeit um die Beschreibung der Forensik und deren Patienten, vor allem von Sexualstraftätern.

Die Bedeutung seiner Arbeit liege darin, dass sie „klinisch wissenschaftlich" beweise: Untergebrachte Straftäter wie Mollath würden weniger rückfällig, wenn sie nachbetreut werden. Leipzigers Befund sei ein Anstoß dafür gewesen, forensische Betreuungseinrichtungen bayernweit einzurichten. Wolfersdorfs Fazit: „Leipziger und seine Familie tun mir leid."

Rückendeckung für den Gutachter kommt auch von Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU). „Man versucht, Leipziger zu vernichten", sagt er. Nachdem man nichts finde, um ihm „ans Zeug zu flicken", behaupte man, er habe abgeschrieben. Das sei sehr durchsichtig. „Ich habe keinen Grund, an seiner Qualifikation zu zweifeln", sagt Denzler. Aber dass der Vorwurf „ausgerechnet jetzt" komme, habe „schon einen besonderen Beigeschmack".

Leipziger spielt als Gutachter im Fall Mollath eine zentrale Rolle. Seit sieben Jahren ist Gustl Mollath wegen Gemeingefährlichkeit in der Psychiatrie untergebracht. Die Bayreuther Forensik, deren Leiter Leipziger ist, hält Mollath immer noch für gefährlich. Schon länger versuchen die Unterstützer Mollaths, die Glaubwürdigkeit der Personen zu beschädigen, die in dem Fall entscheidende Rollen spielen, etwa dessen Ex-Frau oder eben dessen Gutachter Leipziger. Sie halten ihn für „schwer befangen", auch seine Ablösung wurde schon gefordert. Manfred Riebe, der Betreiber der Internet-Seite Nürnberg-Wiki behauptet, Leipziger sei aufgrund seines Studiums nicht qualifiziert.

Heidingsfelder, der die Plagiatsjagd inzwischen hauptberuflich betreibt, hat unter anderem belegt, dass Annette Schavan, die FDP-Politiker Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis sowie Stoiber-Tochter Veronica Saß bei ihren Doktorarbeiten abgeschrieben haben. Er gilt bei den fränkischen Piraten aber als umstritten. Eine Anstellung als Plagiatsjäger bei der Universität Erlangen war gescheitert. „Qualitätssicherung ist ein Thema", heißt es dort über dessen Arbeit, „aber das sollte auch Qualität sein."

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