Experte Helmut Tobert: Im Juni Exemplare gefunden, die früher erst im Herbst kamen Pilze: Ein komisches Jahr

Helmut Tobert hat von Pilzen,die er gesammelt hat, sogar Sporenbilder angefertigt. Dazu legt man die Pilzhüte auf ein Blatt Papier, die Sporen zeichnen sich schwarz ab. Foto: Sonny Adam Foto: red

Der Neuenmarkter Helmut Tobert (69) ist ein Experte, wenn es um Pilze geht. Seit seiner Kindheit streift er durch die Wälder. Mindestens 250 verschiedene Arten kann er aus dem Stegreif bestimmen. Doch zur Zeit lohnt es sich kaum, Ausschau nach einer Pilzmahlzeit zu halten. Tobert weiß warum. Die Welt der Pilze ist durcheinander geraten.

 
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„Dieses Jahr ist ein bisschen komisch. Ich habe schon im Juni Exemplare gefunden, die sonst eher im Herbst kommen. Aber jetzt ist es viel zu trocken – Pilze brauchen Feuchtigkeit“, sagt Helmut Tobert. Doch er istzuversichtlich, dass – wenn es jetzt regnet – die Pilze aus dem Boden schießen. Seit seiner Kindheit ist der Neuenmarkter ein passionierter Pilzsucher. „Ich kenne vielleicht 250 Sorten, viele auch mit lateinischem Namen. Aber es gibt ja so viel mehr Pilze“, sagt Tobert. Schätzungsweise existieren weltweit hunderttausend verschiedene Arten, allein in unserer Region wachsen 4000 bis 6000 Pilze.

In der Nähe von Bad Berneck

„Manche Arten sind sehr selten. Ich hatte einmal das Glück, einen Tintenfischpilz zu sehen“, berichtet Tobert beim Rundgang durch die Wälder bei Bad Berneck. Dieses Waldgebiet gehört zu seinen Lieblingsstellen. Und während er von seinem seltenen Fund schwärmt, bückt er sich wiederholt und findet tatsächlich ein paar Pilze: Pfifferlinge, Täublinge, aber keine Maronen oder Steinpilze.

Der Tintenfischpilz strömt einen starken Aasgeruch aus, wäre allerdings nicht giftig, erzählt er von seinem seltensten Fund. „Aber so eine Rarität lässt man stehen. Das versteht sich von selbst“, sagt Tobert. Auch andere Seltenheiten – wie den zinnoberroten Kelchbecherling oder den scharfen Korkstacheling hat er schon gefunden, bewundert und stehen gelassen.

Pilze haben Daseinsberechtigung

Immer wieder kann sich der Neuenmarkter über Zeitgenossen ärgern, die Pilze, die sie nicht kennen, einfach umstoßen oder niedertreten. „Jeder Pilz hat seine Daseinsberechtigung. Wenn man Pilze sucht, dann muss man auch nach oben schauen. Denn manche Pilze kommen nur in Verbindung mit bestimmten Baumarten vor“, erklärt Tobert. So findet man die Rotkappe oder den Birkenpilz nur in der Nähe von Birken. Der Butterröhrling oder Goldröhrling lässt sich bei Kiefern oder Lärchen finden.

Pilze mögen bestimmte Bäume

„Ich habe das schon oft beobachtet. Wenn der Wald verändert wird, wenn Bäume gefällt werden, dann kommen bestimmte Pilze nicht mehr“, erklärt der Experte. „Aber Pilze können auch ihr Aussehen verändern. Wenn es stark regnet, dann schauen sie wässrig aus. Bei Fliegenpilzen verschwinden die Flecken – dann sehen Fliegenpilze oft ein bisschen aus wie ein Täubling. Man muss wirklich genau schauen“, warnt der 69-Jährige. Manchmal nimmt er Interessierte mit zu Erkundungstouren. „Leider kennen die jungen Leute die Pilze gar nicht mehr“, sagt er.

Manche schwer zu erkennen

Einen Lehrling hat der Neuenmarkter allerdings: Andreas Haberstumpf aus Fölschnitz geht oft mit dem erfahrenen Pilzkenner in den Wald. Manchmal schickt das Landratsamt Pilzsammler zu Helmut Tobert. Denn er ist derjenige, der die Pilze fachkundig beurteilen kann. „Manche Pilze sind aber schwer zu erkennen. Beispielsweise gibt es Exemplare, die erkannt man nur am Stiel. Wenn die Leute dann nur die Köpfe dabei haben, dann müssen die weg. Sicher ist sicher“, sagt Tobert.

Einen echten Pilzsachkundigen gibt es in Kulmbach seit Jahren nicht mehr. „Das müsste natürlich jemand sein, der sich auskennt und der auch die Prüfungen der mykologischen Gesellschaft ablegt“, sagt Friedhelm Haun vom Landratsamt Kulmbach. „Für mich kommt das aber nicht in Frage. Das Pilzesammeln soll für mich ein schönes Hobby sein und bleiben“, sagt Helmut Tobert.

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