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Kommentar von Peter Rauscher
Blankoscheck fürs Pflegeheim
Wenn Eltern ins Pflegeheim kommen, beginnt in vielen Familien das große Rechnen. Oft reichen Rente, Vermögen und Pflegeversicherung alleine nicht aus, um hohe Heimkosten zu decken. Allein in Oberfranken muss in dreieinhalbtausend Fällen (Stand 2014) die Sozialhilfe einspringen. Dann wird geprüft, ob die Kinder der Pflegebedürftigen zum Unterhalt beitragen müssen – und das kann teuer werden.
Gesundheitsministerin Huml will solche Familien entlasten. Bis zu 100 000 Euro Jahreseinkommen soll kein Unterhalt mehr für Eltern im Pflegeheim fällig werden. Die meisten, die jetzt noch für ihre Angehörigen zahlen müssen, blieben künftig verschont, wenn Humls Bundesratsinitiative Erfolg hätte. Insofern klingt der Vorstoß vielversprechend – wenn man mal außer acht lässt, dass die Finanzierung offen ist und die Sozialhilfeträger schon jetzt unter hoher Belastung leiden.
Hemmschwelle dürfte schlagartig sinken
Ein anderer Effekt ist viel gravierender. Ums mal überspitzt zu sagen: Wenn Kinder nichts mehr dafür bezahlen müssen, dass ihre Eltern im Heim untergebracht werden, dürfte die Hemmschwelle schlagartig sinken. Kostet ja nichts, die Oma und den Opa im Heim unterzubringen.
Dabei ist bekannt, dass die meisten älteren Menschen, auch wenn sie Hilfe brauchen, möglichst in ihren eigenen vier Wänden bleiben wollen. Das funktioniert nicht immer – manchmal ist eine Heimunterbringung unvermeidlich – aber in vielen Fällen. Voraussetzung ist, dass die nötigen Strukturen für die ambulante Versorgung durch Pflegekräfte, intaktes soziales Umfeld, gemeindliche Hilfe und ehrenamtliche Unterstützer geschaffen werden. Ein Blankoscheck fürs Pflegeheim wäre für diese Bemühungen ein herber Rückschlag.