Angehörige: Wer pflegt statt arbeitet, wird künftig mehr unterstützt. Die Pflegeversicherung zahlt für Angehörige Rentenbeiträge, Arbeits- und Unfallversicherung wird verbessert. Aber: „Der Kindererziehung ist die Pflege von Angehörigen immer noch nicht gleichgestellt“, sagt Hartmann. So werden Menschen, aus dem Arbeitsmarkt aussteigen, weil sie einen Angehörigen mit Pflegestufe drei betreuen, nur 20 Euro pro Jahr auf dem Rentenkonto gutgeschrieben. Kümmern sie sich um ihr Kind, sind es 27 Euro.
Beratung: Pflegebedürftige erhalten künftig rechtlichen Anspruch auf Beratung. „Viele wissen oft nicht nicht, welche Leistungen ihnen zustehen“, sagt Imhof. Wie genau die Beratung aussehen soll, ist aber unklar, sagt Hartmann. Die Beratung der Pflegekassen sei oft unzureichend, kritisiert Imhof. Dabei sei dies ihre Aufgabe. Pflegestützpunkte sollten daher ausgebaut werden. „Ich habe damit in Nürnberg gute Erfahrungen gemacht“, sagt Imhof.
Aber: „Bayern hinkt bei den Pflegestützpunkten im bundesweit hinterher“, sagt Rabenstein. Viele andere Institutionen deckten bei der Beratung nur Teilbereiche ab. Deshalb würde der VdK oft diese Aufgabe übernehmen. „Die Pflegestützpunkte würden unsere Mitarbeiter entlasten“, sagt Rabenstein.
Was die meisten nicht wissen: Es gibt seit diesem Jahr mehr Hilfe, um Angehörige zu entlasten. Für Tages- und Ersatzpflege gibt es mehr und länger Geld. Umbaumaßnahmen, zum Beispiel für ein barrierefreies Bad, bezuschusst die Kasse mit 4000 Euro statt bislang 2600 Euro – und unabhängig von Einkommen und Vermögen, sagt Hartmann. Außerdem gibt es Geld für niederschwellige Angebote. Zum Beispiel, wenn Angehörige ins Kino möchten und jemand bezahlen, um dem Kranken Gesellschaft zu leisten.
Pflegeversicherung: Am Ende läuft es auf eine Frage hinaus, sagt Hartmann: Was ist uns Pflege wert? Fest steht: Die Pflegeversicherung wird nie Vollkasko sein. Mit der zweiten Stufe der Reform steigt der Beitrag um 0,2 Prozent. Patientenbeauftragter Imhof fordert sogar ein Prozent. Geschäftsführer Hartmann plädiert für 0,5 Prozent, um Geringverdiener nicht noch mehr zu belasten. Aber er sagt auch: Was die Versicherung leistet, reicht nicht.
Für einen Platz im Pflegeheim bei Pflegestufe 1 betrage der Eigenanteil immer noch rund 1400 Euro monatlich. „Dafür reicht bei den meisten unserer Mitglieder die Rente nicht. Selbst wenn sie 20 000 Euro gespart haben, sind die in zwei Jahren weg.“ Dann werden die Kinder zur Kasse gebeten. Das wollten die wenigsten. Zusatzversicherungen setzten auf Risiko. „Es ist immer besser, wenn das gesetzlich geregelt ist, weil der Staat das Geld langfristig sicher anlegt.“
Neue Angebote auch für Nicht-Mitglieder: Monika Rockstroh ist die erste VdK-Lotsin in Bayreuth und leitet Hilfesuchende zu dem passenden Beratungs-angebot. Sie soll die Hauptamtlichen entlasten, indem sie Menschen, für die der VdK nicht zuständig ist, weiter an die richtige Stelle verweist. Die ehrenamtlichen VdK-Pflegebegleiter kommen nach Hause und leisten pflegebedürftigen oder alten Menschen stundenweise Gesellschaft. Sie verschaffen Angehörigen Zeit für sich.
Mehr zum Thema:
Nach der Reform: Frust in der Pflege bleibt.