Aus der Zeit gefallen ist dieser Bayern-Zusatz im Gesetz, so sieht das auch die Kreisvorsitzende der Grünen, Ulrike Gote. Zumal es Mittel und Wege gibt. Zum Beispiel bei den bayerischen Beamten: Die dürfen sich in Stadt- oder Gemeinderäte wählen lassen, ihr Mandat ausüben, wenn sie dabei ihre Dienstpflichten nicht verletzten. Im Bayreuther Stadtrat sitzen einige Beamte, auch auf den Kandidatenlisten der Parteien und Gruppierungen für die nächste Stadtratswahl findet man Beamte. Und keiner regt sich darüber auf. Dass die evangelische Landeskirche ihre Pfarrer an der kommunalpolitisch kurzen Leine hält, um Unfrieden in ihren Gemeinden zu vermeiden, versteht Gote ebenso wenig. Gut möglich, dass die Kirche die Gläubigen unterschätzt. „Es darf doch wohl jeder wissen, wo ein Pfarrer steht. Dann kann man diskutieren.“ Anders herum übrigens habe die Evangelische Landeskirche deutlich weniger Berührungsängste mit der Politik. Vier Landespolitiker arbeiten in der Synode mit. Und auch auf lokaler Ebene, sagt Gote, scheut man die Nähe nicht. Im Oberbürgermeisterwahlkampf haben sich Kirchenvertreter mit dem damaligen CSU-Bewerber Michael Hohl gezeigt.
Ulrike Gote, die auch Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags ist, will die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Bei bevorstehenden Treffen mit dem Landesbischof und Synodalen wird sie den politischen Zölibat für evangelische Pfarrer in Bayern ansprechen. Eine schnelle Lösung erwartet sie nicht. „Das wird das Bohren dicker Bretter.“ Bis dahin müssen die Pfarrer in Bayern Jeremias Wort „Suche der Stadt Bestes“ auf andere Weise folgen. So wie es Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam tun wird. Sie ist und bleibt ein politischer Mensch. Auch ohne Stadtrat.
INFO: Nach dem Verzicht von Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam rückt die Studentin Karin Labsch auf Rang 44 der Grünen-Liste nach.