Pfarrer Ignacy Kobus wirft Gemeindemitgliedern Mobbing vor und will weg aus Marktschorgast Pfarrer wirft Gemeinde Mobbing vor

Von
Pfarrer Ignacy Kobus (links) verlässt Marktschorgast. Kirchenpfleger Nikolaus Ott ist baff. Foto: red Foto: red

Es war ungewöhnlich, was Besucher der Autobahnkirche Himmelkron am Sonntag in der Kirche hörten. Der katholische Marktschorgaster Pfarrer, Ignacy Kobus, er ist als Pfarradministrator für Bad Berneck auch für Autobahnkirche zuständig, hat am Sonntagmittag in Himmelkron mitgeteilt, er werde Marktschorgast Ende August verlassen. Schlusspunkt eines langen Zerwürfnisses.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick habe seinem Gesuch nach einer Versetzung aus Marktschorgast jetzt stattgegeben. Er werde gehen, gab Ignacy Kobus bekannt. Schon das ist ein ungewöhnliches Vorgehen, denn der Marktschorgaster Priester hatte diese Nachricht seiner eigenen Gemeinde noch gar nicht mitgeteilt.

Doch es sollte noch ungewöhnlicher werden, was sich da am Sonntagmittag in der Autobahnkirche ereignet hat. Denn Pfarrer Kobus sprach, wie Kirchenbesucher berichten, ganz offen den Grund für seinen geplanten Abgang an:, Mobbing habe ihn zu seinem Schritt getrieben, soll er gesagt haben. Mobbing „von Leuten, die sich Christen nennen.“ Dabei bezog sich der Pfarrer offenbar auf einen Vorfall im Dezember, den er in der Kirche nicht weiter erörterte. Zurück blieben Kirchenbesucher, die sich wunderten und sich Fragen stellten, die unbeantwortet blieben.

Marktschorgaster überrascht

Die Marktschorgaster reagieren überrascht auf diese Aussagen. Florian Graf ist Vorsitzender des Pfarrgemeinderats. Er wisse nichts davon, dass der Pfarrer den Ort verlassen werde, sagt Graf am Montag. Noch weniger wisse er von einem Vorfall im Dezember oder auch davon, dass der Pfarrer sich gemobbt fühle. „Vor zwei Wochen war erst Pfarrfest, auch da hat Pfarrer Kobus nichts gesagt.“ Aber er selbst habe mit seinen Gremien in der Gemeinde darüber nie gesprochen.

Pfarrer Kobus sei sehr eigen. „Er hat seinen eigenen Kopf und der stimmt nicht überein damit, was der Rest sich denkt“, sagt Florian Graf. Was immer auch die Beweggründe des Pfarrers sein mögen, betont der Pfarrgemeinderatsvorsitzende, eines sei sicher: Niemand hier hat ihn gemobbt. Definitiv keiner.“

Kirchenpfleger ist baff

Nikolaus Ott ist Kirchenpfleger und Mesner in der Kirche „St. Jakobus der Ältere“. Er hat regelmäßig mit dem Pfarrer zu tun, arbeitet eng mit ihm zusammen. Aber auch Nikolaus Ott sagt, er wisse nichts davon, dass der Pfarrer den Ort verlassen werde. Auch Ott sagt ganz offen, er sei von Gemeindemitgliedern mehrfach auf Gerüchte angesprochen worden. Auf direkte Fragen, ob diese Gerüchte stimmen, habe der Pfarrer aber keine Bestätigung gegeben. Nikolaus Ott weist den Vorwurf des Mobbings entschieden zurück. Diskussionen und auch Meinungsverschiedenheiten habe es gegeben, räumt er ein. Darüber, wann ein Gottesdienst stattfinden soll, oder wer welche Arbeit macht.

Nichts Ungewöhnliches sei geschehen in der katholischen Pfarrgemeinde von Marktschorgast, macht Ott deutlich. Im Gegenteil. Vor zwei Wochen, an Fronleichnam, habe der Pfarrer noch Pläne geschmiedet, was man im kommenden Jahr anders machen könnte, über Pläne für den September gesprochen. Alles nicht das, was man annehmen könnte von einem Mann, der schon im August nicht mehr der Pfarrer am Ort sein würde.

Er selbst, sagt Ott, sei immer gut mit Pfarrer Kobus ausgekommen. „Ich hatte keine Differenzen mit ihm.“ Deswegen sei er auch überrascht, dass der Geistliche schon im August Marktschorgast verlassen werde. „Ich bin baff.“

Die "Chemie" stimmt nicht mehr

Wenn auch die Stellungnahme des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und des Kirchenpflegers nicht darauf hindeuten, dass die „Chemie“ zwischen dem Pfarrer und mindestens Teilen seiner Gemeinde nicht zu stimmen scheint. Konkretes will keiner sagen. Jedenfalls nicht offiziell.

Zwischen Kobus und den pastoralen Mitarbeitern, dem Seelsorgeteam, sei es nicht optimal gelaufen, ist hinter vorgehaltener Hand dann doch zu erfahren. Die Zusammenarbeit sei gestört gewesen, ist zu hören. Der Pfarrer sei mit seinen Leuten nicht so umgegangen, wie man das von ihm erwarten konnte.

Dann sei irgendwann der Punkt gekommen, an dem es einfach nicht mehr ging. Viele Gespräche soll es gegeben haben.

Fruchtlose Gespräche

Pfarrer Kobus bestätigt im Gespräch, er habe sich in der Seelsorge tatsächlich von manchen Leuten gemobbt gefühlt, schon seit längerer Zeit. „Was ich machen wollte, wurde immer abgelehnt. Und dann wurde ich nach Bamberg gemeldet.“ Der Vorfall im Dezember habe ihn besonders betroffen gemacht. Das Team habe beschlossen, an Weihnachten um 20 Uhr keine Messe mehr anzubieten. Das habe er, Kobus, nicht gewollt und gefragt, ob er nicht dennoch eine Messen lesen könne. Mit Plakaten habe er die dann beworben, damit die Leute erfahren, dass doch ein Gottesdienst stattfinden wird. „Da hagelte es wieder Kritik, bis hin zu einer Meldung beim Erzbischof.“ Viele Geschichten habe es gegeben. Aber diese habe ihn besonders betroffen gemacht. Mit Bedauern in der Stimme sagt der Pfarrer: „Richtig angenommen in der Gesellschaft habe ich mich noch nie gefühlt. Das hat mich sehr belastet.“ Seine Versetzung nach Münchberg freue ihn. Schon vor zwei Jahren habe er sich um die Stelle beworben, sie damals aber nicht bekommen.

Jetzt hat Erzbischof Schick den Marktschorgaster Pfarrer tatsächlich aus Marktschorgast abberufen. Ignacy Kobus wird versetzt. Pfarrer Kobus wird am 1. September eine Stelle als Pfarrvikar im Seelsorgebereich Münchberg-Helmbrechts antreten. Dort wird er einem Pfarrer zugeordnet.

Autor

Bilder