Die Inbetriebnahme des Pendolino-Verkehrs am 23. Mai 1992 sorgte denn auch für viel Aufsehen. In den Zügen tummelte sich jede Menge Prominenz und entlang der Strecke fanden allerorten Bahnhofsfeste statt. Oberfranken war plötzlich der Nabel der Eisenbahnwelt. Auch die Technik-Freaks waren begeistert, nicht nur wegen der Neigetechnik, sondern auch wegen der ersten drei Hochgeschwindigkeitsweichen außerhalb von ICE-Neubaustrecken, die in Schnabelwaid Züge aus Richtung Nürnberg bei vollem Tempo auf das Gleis nach Bayreuth schickten. Pegnitz durfte sich besonders freuen, avancierte doch seine Bahnstation zum Flügelbahnhof, an dem Züge in Richtung Norden geteilt und auf dem Weg nach Süden wieder zusammengefügt wurden.
Doch es herrschte nicht nur eitel Sonnenschein um die Pendolinos. Weil Klimaanlagen fehlten und Fenster nicht geöffnet werden konnten, klagten Pendler in den heißen Sommermonaten über saunaähnliche Zustände in den „Konservenbüchsen“. Noch schwerer wog, als im August 2000 bei einer Routineuntersuchung Risse in der Radaufhängung entdeckt wurden. Sieben Züge wurden abgestellt und die Höchstgeschwindigkeit reduziert. Damit immer noch nicht genug: Ende 2000 brach bei einem Pendolino auch noch eine Achse. Das nahm das Eisenbahnbundesamt aus Sicherheitsgründen zum Anlass, die komplette Baureihe 610 für ein Jahr aus dem Verkehr zu ziehen. Was so toll begonnen hatte, schien sich zum Fiasko zu entwickeln, geriet doch der Fahrplan in ganz Nordostbayern komplett aus den Fugen.
Das endgültige Aus wegen Mangels an Ersatzteilen
Die Nachfolgebaureihe 612 aus deutscher Fertigung war zwar auch alles andere als fehlerfrei und doch läutete sie Zug um Zug das Ende des Pendolino-Zeitalters ein. Es wurde zwar noch einmal ein Modernisierungsprogramm für die 20 Pendolinos eingeleitet, doch retten konnte es den einstigen Vorzeigezug nicht. Vor allem der Mangel an Ersatzteilen für die relativ kleine Baureihe läutete das endgültige Aus ein.
Am Dienstag nun fuhr Jürgen Büttner aus Hof, der der Neigetechnik seit der ersten Schulung für das Projekt verbunden ist, den offiziell letzten Pendolino von Hof nach Nürnberg und wieder zurück. Eine Fotoausstellung in einem der Waggons erinnerte an den einstigen Vorzeigezug, den nicht wenige Eisenbahner als den besten aller Zeiten bezeichnen. Uwe Domke, Geschäftsführer der Regio Nordostbayern, erinnerte an zwei Jahrzehnte Eisenbahn- und eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Trotz aller Probleme sei der Pendolino ein technisch sehr stabiles Gerät gewesen.