Vor drei Monaten hat Dietmar Huttarsch das Pegnitzer Kino wiedereröffnet – Senioren gehen häufiger ins Kino als früher Pegnitzer Kino lockt sogar Bayreuther

Von Sarah Bernhard
Drei Monate nach der Wiedereröffnung des Regina Filmtheaters zieht Dietmar Huttarsch ein Fazit. Foto: Ralf Münch Foto: red

Anfang November hat Dietmar Huttarsch nach zehn Jahren Pause das einzige Pegnitzer Kino wiedereröffnet und betreibt es im Alleingang. Nach drei Monaten zieht er eine erste Bilanz. Und ist stolz. Denn wenn er es richtig anstellt, kommen sogar Bayreuther zu ihm ins Kino.

 
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Lässig lehnt Dietmar Huttarsch hinter der Theke. Rechts die Popcornmaschine, links die Kaffeemaschine, die er noch abbezahlen muss. Eigentlich wollte der 47-Jährige den Kino-Vorraum an einen Gastronomen vermieten. Aber jetzt macht er es doch lieber selbst. Ein Gespräch über filmbegeisterte Senioren, Huttarschs Lieblingsgenre und das Leben nach dem Herzinfarkt.

Herr Huttarsch, ist drei Monate nach der Eröffnung des Kinos die Anfangseuphorie noch da?

Dietmar Huttarsch: Ja, wobei es auch ein bisschen vom Film abhängt. Die Rocky-Fortsetzung „Creed“ lief ziemlich schlecht, obwohl sie eigentlich supi war. Aber Hape Kerkeling und „Unframed“ gehen wieder recht gut.

Sind das Filme, die sie zeigen, weil Sie sie sowieso gucken wollten?

Huttarsch: Nein, ich richte mich nach dem Publikumsgeschmack. Was die Leute wollen, merkt man daran, wie oft sie zum Beispiel auf Facebook nach einem Film fragen. „Bin dann mal weg“ etwa ist schon ein bisschen älter, aber mich haben so viele Leute danach gefragt, dass ich ihn trotzdem mit reinnahm. Ab dieser Woche kommt „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino, der liegt mir deutlich mehr.

Schauen Sie Ihre Lieblingsfilme dann zumindest privat oder reicht’s Ihnen nach der Arbeit?

Huttarsch: In der ersten Zeit, während „Star Wars“ lief, bin zu gar nichts gekommen, aber jetzt bringe ich es ab und zu mal unter, einen Film zu schauen. Tagsüber oder ziemlich spät, wenn ich nicht schlafen kann. Ich mag gerne Horrorfilme. Und Tarantino.

Kommen Filmfreunde auch von weiter her?

Huttarsch: Ein Großteil der Besucher sind Pegnitzer, aber es kommen zum Beispiel auch Auerbacher. Das war früher schon so, als das Kino meiner Großmutter gehört hat. Obwohl das Amberger Kino von Auerbach aus genauso weit weg ist.

Und wie waren die Reaktionen?

Huttarsch:Durch die Bank gut. Normalerweise, wenn ein Geschäft aufmacht, wartet keiner auf einen. Hier schon.

Warum?

Huttarsch: Wahrscheinlich haben viele gemerkt, dass die letzten Jahre über was gefehlt hat.

Haben Sie auch schon Stammgäste?

Huttarsch: Gleich vom ersten Tag an. Ich habe zum Beispiel einen jugendlichen Stammgast, der hat sich fast jeden Film angeschaut, auch wenn es ihn gar nicht interessiert hat. Das Hauptpublikum sind aber Kinder und Erwachsene. Teenies kommen weniger als ich dachte, die fahren wohl doch eher nach Bayreuth oder Nürnberg. Mittlerweile gehen dafür viele Senioren ins Kino, das war früher nicht der Fall.

Und was schauen die am liebsten?

Huttarsch: Von James Bond bis zum kleinen Prinzen alles.

Welcher Film war bisher am erfolgreichsten?

Huttarsch: James Bond und „Krieg der Sterne“ liefen super. Weil ich sie ab dem Bundesstart haben wollte, musste ich beide drei Wochen spielen und es war trotzdem immer was los.

Aber für drei Wochen lang zwei Vorstellungen am Tag hat Pegnitz doch gar nicht genügend Einwohner.

Huttarsch: Das ging, weil manche mehrmals gekommen sind. Aber es kamen auch Leute aus der Umgebung, zum Beispiel aus Pottenstein. Und was mich besonders gefreut hat: einige aus Bayreuth. Ich habe „Krieg der Sterne“ auch in 2D gespielt, das war gut für die, die 3D nicht mögen.

Es gibt Leute, die 3D nicht mögen?

Huttarsch: Ja, 3D ist doch schon längst wieder out. Ich bin mir sicher, sobald die erste große 3D-Produktion floppt, wird es aus dem Kino verschwinden.

Sie wollten eigentlich auch künstlerisch wertvolle Filme zeigen.

Huttarsch: Ich hatte ja auch den kleinen Prinzen im Programm. Aber Autorenfilme bringe ich im Augenblick nicht unter, weil dieses Jahr so viele gute Blockbuster kommen: The Hateful Eight, The Revenant mit Leonardo di Caprio, Independence Day 2 oder Ghostbusters. Im Sommer kommen auch einige Marvel-Verfilmungen, die werden immer besser.

Sie haben das Kino saniert, die Technik erneuert, führen das Kino trotz Herzinfarkt fast im Alleingang und jetzt stehen Sie auch noch selbst hinter der Theke. Warum ist Ihnen das alles hier so wichtig?

Huttarsch: Film liegt mir schon immer am Herzen. Ich bin im Kino aufgewachsen, hatte lange eine Videothek. Seit dem Herzinfarkt kann ich nicht mehr alle Tätigkeiten ausführen, die ich gerne würde, weil ich mich nicht so lange belasten darf. Da ist das Kino optimal, weil ich zwar mit der Vorbereitung Stress habe, aber wenn alle drin sind, kann ich mich eine Stunde lang ausruhen.

Wollen Sie das jetzt bis zur Rente durchziehen?

Huttarsch: Ja.

Und glauben Sie, dass es klappen wird?

Huttarsch: Ich habe auf jeden Fall Glück, dass ich für den Start eine Kinoboom-Phase erwischt habe. Es kann aber sein, dass es in fünf, sechs Jahren anders ausschaut und die Leute mit Cyberhelmen daheim sitzen. Aber solange es sich trägt, werde ich versuchen, das Kino weiterzuführen.

 

Die Filmtauschbörse

Am vergangenen Wochenende hat Dietmar Huttarsch die Filmtauschbörse wiedereröffnet. Immer am ersten Samstag im Monat zwischen 10 und 13 Uhr können Filmliebhaber dort gegen eine Gebühr von zwei Euro ihre alten DVDs und Blu-Rays tauschen. „Das bringt mir zwar finanziell nichts, aber es liegt mir sehr am Herzen“, sagt Huttarsch, der selbst rund drei Kubikmeter Filme besitzt.