Warum der Fränkische Hof und die Zaußenmühle nicht mehr mitmachen Pegnitz: Zwei Wirte sagen Flinderer adieu

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Thomas Schlabeck, Inhaber des Fränkischen Hofs, servierte seinen Gästen im vergangenen Jahr zum ersten Mal Flinderer-Bier - und damit vorerst auch zum letzten Mal. Foto: Archiv/Klaus Trenz Foto: red

Der Kalender für den Flinderer, für die berühmte fünfte Pegnitzer Jahreszeit, steht. Er weist Lücken auf. Und zwei Wirte sind in dieser Saison nicht mehr dabei. Der eine hatte nur einmal mitgemacht. Der andere schon siebenmal. Warum sie sich ausgeklinkt haben, begründen sie auf Nachfrage im Kurier-Gespräch.

 
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„Wir haben es einmal probiert, das war ein Experiment“, sagt Thomas Schlabeck, Inhaber des Fränkischen Hofs. Ein Experiment, das sich nicht rechne. Weil da zum einen die Personalkosten sind. Nicht nur mit Blick auf den Mindestlohn. Sondern mit Blick auf den Personalaufwand insgesamt: „Du musst da von morgens bis abends Leute vorhalten, das kostet, das sind exorbitante Kosten.“ Und zugleich stiegen auch die Einkaufspreise für die Flinderer-Ware. „Wenn man sich überlegt, was du da für ein Kilo Bratwürste hinlegen musst und für welchen Preis du es dann auf den Tisch bringen sollst...“

Das rechnet sich einfach nicht mehr

Vergleiche man diese mit den Verkaufspreisen, die beim Flinderer üblich sind, lasse sich dies „kalkulatorisch nicht mehr verantworten“. Schon gar nicht, wenn man wie beim Flinderer den ganzen Tag über bis in die Nacht hinein geöffnet haben muss.

Kaum noch Personal zu finden

Und wenn man schon beim Thema Personal sei: „Du kriegst ja auch kaum noch jemand in dieser Branche.“ Für Vereine, für gastronomische Einrichtungen, die über eine Großfamilie organisiert sind, oder für brauereieigene Betriebe wie die Ratsstube lasse sich das noch schultern. Aber nicht für eine ganz normale Gaststätte, ob im Eigentum oder als Pächter.

Abschied von der Tradition

Das ist die eine Seite, die finanzielle. Aber da spielt noch mehr mit, was Schlabeck zum Aussteigen bewegt – „und das ist schon auch ausschlaggebend“. Der Flinderer habe sich längst von seinen traditionellen Wurzeln verabschiedet. „Er ist nichts Besonderes mehr“, so Schlabeck. Irgendwie gebe es ihn ja inzwischen das ganze Jahr über. Weil der Verkauf des Spezialbieres, um das das hauptsächlich geht, nicht mehr auf eigentliche Flindererzeit beschränkt sei. Weil es dieses Bier auch regelmäßig weit über die Pegnitzer Grenzen hinaus zu trinken gibt. Sogar in Nürnberg, nicht nur in Elbersberg und anderen Orten in der Umgebung.

Das macht andere kaputt

Noch mal das Stichwort Tradition: Da stehen heute Schnitzel, Pizza und vegane Gerichte auf der Speisekarte. Was nicht heiße, dass man Jahr für Jahr dasselbe anbieten müsse – „aber was hat das noch mit dem Flinderer zu tun?“ Das gelte auch für die Dauer der Flinderersaison an sich. Zwölf Wochen, das sei einfach zu lang. Sieben Wochen reichten vollkommen aus. „Das macht doch auch die anderen Gaststätten kaputt, die keinen Flinderer haben“, sagt Schlabeck. Und daher habe er sich entschlossen: „Schuster, bleib bei deinen Leisten und mach ganz normal dein Restaurant.“

Bier für 2,40 Euro? Geht nicht...

Ganz ähnlich die Sichtweise von Markus Geyer, Pächter der Zaußenmühle. Auch er legte schon einmal eine Pause ein, das war 2015. „Im vergangenen Jahr waren wir dann wieder dabei, das siebte Mal insgesamt“, sagt er. Warum nun erneut der Abschied? Auch er sagt: „Das rechnet sich nicht, wenn ich das Bier für 2,40 Euro verkaufe, funktioniert das einfach nicht.“

Knödelsalat kam gut an

Auch er verweist wie Schlabeck auf die Personalkosten. Und wie der Mann vom Fränkischen Hof sieht auch er die Tradition schwinden. Was nicht heiße, dass man diese nicht modernisieren sollte. „Das muss man sogar“, sagt Geyer. Aber anders, als es passiert. Er denke da durchaus auch an vegetarisches Essen: „Ich habe beim letzten Mal Knödelsalat und diverse andere Salate angeboten, das kam richtig gut an.“

Warum werden Termine nicht verlost?

Er fragt sich zum Beispiel, warum die Lokale im selben Zeitraum ihre Flinderer-Woche haben. „Wie wäre es mit einem Fest im Vorfeld auf dem Marktplatz, bei dem alle Wirte eine Brotzeit anbieten und die Flinderer-Termine verlost werden – das wäre doch mal etwas Neues, etwas wirklich Interessantes auch für die Öffentlichkeit.“

"Von der Stadt kommt nichts"

Doch dazu brauche es eine Initialzündung. Auch von der Stadt. Die mache keine Werbung für ihr Aushängeschild, schon gar nicht im Raum Nürnberg, wo dies Sinne mache. „Da könnte man auch an eine eigene Facebook-Seite denken, aber da kommt einfach nichts.“

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