Pegnitz: Neue Bereitschaftspraxis läuft

Von Frank Heidler
Die Auerbacher Ärztin Dr. Anja Lindel in der KVB-Bereitschaftspraxis, die in der Pegnitzer Sana-Klinik untergebracht ist. Foto: Frank Heidler Foto: red

Die neue Bereitschaftspraxis an der Sana-Klinik wird von der einheimischen Bevölkerung offenbar gut angenommen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) zählte dort seit dem Start Anfang Juli bis Mitte September rund 670 Patienten. „Tendenz steigend“, erklärte KVB-Sprecherin Birgit Grain auf Anfrage des Kurier.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein ganz normaler, leicht verregneter Mittwochnachmittag im September in der Bereitschaftspraxis. Seit 17 Uhr wartet hier die aus Auerbach kommende, hier Dienst tuende Bereitschaftsärztin Dr. Anja Lindel auf ambulante Patienten, weil die meisten Haus- und Facharztpraxen geschlossen haben. Auch nach einer halben Stunde: noch kein einziger Besucher im Wartezimmer.

Die ganze Palette

Die Krankheitsbilder sind bunt gemischt, wie in jeder Allgemeinarztpraxis auch. Die ganze Palette mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit, inneren Erkrankungen oder kleineren Verletzungen, aber auch Gallenkoliken oder Rückenschmerzen.

"Grippewelle wird interessant"

Dr. Dirk Rebhan von der Hausarztpraxis am Mühlweg in Pegnitz hat schon in der neuen Bereitschaftspraxis Dienst geschoben. Ihm ist es für ein echtes Resümee noch etwas zu früh. „Den Sommer über war es eher ruhig.“ Der junge Mediziner glaubt aber, dass sich das im beginnenden Winterhalbjahr ändert: „Die Grippewelle wird interessant sein.“

"Schon eine Umstellung"

Die Tätigkeit in der Bereitschaftspraxis sei im Unterschied zur eigenen Praxis „schon eine Umstellung“. Denn in den eigenen Räumen kenne man die Ausstattung und wisse, wo sich alle Behandlungsutensilien befänden. Der hausärztlich tätige Internist bemängelt ein wenig, dass er in der KVB-Bereitschaftspraxis keinen Zugriff auf ein Ultraschallgerät für eine gründliche Diagnose habe. „Das wäre sehr wünschenswert.“ Rebhan weiß allerdings auch, dass Befunde wie ein „Stau an den Nieren“ in 90 Prozent der Fälle klinisch abgeklärt werden müssen. Rebhans Kollegin Lindel hat sich – allerdings nur in einem einzigen Fall – das Ultraschallgerät aus der Sana-Klinik ausgeliehen.

Die Kehrseite

Gegenwärtig arbeitet Rebhan einmal im Monat in der Bereitschaftspraxis. „Das ist gefühlt häufiger als früher.“ Der Arzt sieht auch die Kehrseite: „Früher konnte es passieren, dass man vom Freitag um 13 Uhr fast durchgehend bis zum Montagmorgen im Einsatz war, das hat schon geschlaucht.“ Mit der Bereitschaftspraxis erfolge die Einteilung der Ärzte tageweise.

Ärztin voll des Lobes

Voll des Lobes ist Dr. Anja Lindel über die Arbeit in der Bereitschaftspraxis. „Das ist eine enorme Entlastung. Ich bin sehr gerne hier, auch die Assistenz ist hervorragend.“ In ihrer Auerbacher Anfangszeit vor 14 Jahren war sie „jede zweite Nacht“ für Notfälle herausgeklingelt worden.

Der "Sitzdienst"

In der Bereitschaftspraxis verrichtet nach der neuen Regelung ein Arzt seinen „Sitzdienst“ in den Praxisräumen der Sana-Klinik, sein Kollege übernimmt den fälligen Fahrdienst. Dabei sitzt er aber nicht selbst am Steuer, sondern wird von einem Fahrdienst der KVB zum Kranken chauffiert. Auch das eine echte Neuerung. Die Meinungen in der Ärzteschaft dazu sind durchaus geteilt. Als „positiven Aspekt“ sieht Dr. Dirk Rebhan, wenn man „nachts alleine zu einem Kranken auf ein einsames Gehöft“ gerufen werde. „Da ist man als Arzt froh über eine Begleitung.“ Dieser Umstand wird gerade von Medizinerinnen als angenehm empfunden.

Wer welche Ansprüche hat

An den Regelungen für Hausbesuche habe sich mit den Bereitschaftspraxen im Gegensatz zu früher nichts geändert, erklärt KVB-Sprecherin Birgit Grain. Das sei alles im Bundesmantelvertrag für Ärzte genau geregelt. Einen Anspruch auf „Besuchsbehandlungen“ hätten dabei jene Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage seien, die Bereitschaftspraxis aufzusuchen.

Anhand des unter der Notrufnummer 116 117 geschilderten Krankheitsbildes entscheide der Bereitschaftsarzt von Fall zu Fall, ob er den gewünschten Hausbesuch auch tatsächlich annehme.

Zusammenarbeit "hervorragend"

Aus Sicht der KVB-Sprecherin klappe die Zusammenarbeit von kassenärztlicher Vereinigung und Klinik „hervorragend“. Diese Aussage wird aus Sicht der Sana-Klinik nur in abgeschwächter Form bestätigt. „Zufriedenstellend“, attestiert Gabriele Grellner aus der Geschäftsführung der Sana-Klinik auf Anfrage des Nordbayerischen Kurier.

Noch in der Pilotphase

Momentan läuft noch die Pilotphase für die Pegnitzer Bereitschaftspraxis. In dieser Zeit werde laut KVB-Sprecherin Birgit Grain regelmäßig untersucht, „inwiefern die Neustrukturierung des Bereitschaftsdienstes zu Verbesserungen für Patienten, Ärzte und die beteiligten Kliniken geführt hat“.

Die Öffnungszeiten

Die Bereitschaftspraxis ist montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 21 Uhr, mittwochs und freitags von 17 bis 21 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 21 Uhr besetzt.