Konzept für "TreppenhausKunst" im Gesundheitszentrum findet immer mehr Fans In Pegnitz mit Pegnitzern für Pegnitzer

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Martin Wiesend und Andrea Pfaucht organisieren Treppenhauskunst im Pegnitzer Gesundheitszentrum. Foto: Ralf Münch Foto: red

Es geht nicht um die große Kunst. Aber es geht sehr wohl um Kultur. Privat organisiert, in einem durchaus ungewöhnlichen Umfeld. Und das Konzept funktioniert, sagt Martin Wiesend, Eigentümer des Gesundheitszentrums in der Pegnitzer Hauptstraße. Es nennt sich „Treppenhauskunst“. Nach zarten Anfängen mit überschaubarer Resonanz ist daraus ein Selbstläufer geworden. Anlass für Wiesend und seine Mitstreiter, weiterzumachen – und noch mehr zu wollen.

 
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Martin Wiesend fühlt sich Pegnitz verbunden, obwohl er inzwischen aus privaten Gründen in Bayreuth wohnt. Er ist hier aufgewachsen, hat hier sein Abitur gemacht. Und: „Die Wiesends dürften zu den ältesten Pegnitzer Familien gehören, der Name wurde 1495 erstmals urkundlich erwähnt.“ Er hat in dieser Stadt viel Gutes erfahren, sagt der 56-Jährige.

Er will seiner Stadt etwas zurückgeben

Und deshalb will er ihr etwas zurückgeben. In Form von Kultur. Rund zwei Jahre ist es jetzt her. Da ließ Wiesend im Gesundheitszentrums, in dem mehrere Praxen untergebracht sind, das Treppenhaus renovieren, investierte dafür 50 000 Euro. Er schaltete extra einen Innenarchitekten ein. Weil es ihm wichtig war, „das Historische in diesem Haus aufzuwerten und das Ganze zugleich mit einer modernen Linienführung zu verbinden.“ Und zwar ganz kitschfrei.

Da muss doch mehr gehen

Er war mit dem Ergebnis zufrieden. Als dann eines Tages eine auf ihren Bus wartende Schulklasse bei heftigem Regen in diesem Treppenhaus Unterschlupf suchte, lud er die Kinder spontan zu einer Führung durch das imposante Kellergewölbe ein. Der Nachwuchs war begeistert – und für Martin Wiesend stand ab diesem Zeitpunkt fest: „Aus diesem Gebäude muss sich doch mehr machen lassen.“ Es folgte die Frage: Was macht eine Innenstadt eigentlich lebens- und liebenswert? Und so kam Wiesend auf die Idee mit der etwas anderen „Kultur im Kleinen“.

Gleichgesinnte gefunden

Rasch fand er in Andrea Pfaucht eine Gleichgesinnte. Sie kennt sich aus im Pegnitzer Kulturleben, berichtet als Kurier-Mitarbeiterin seit Jahren darüber. Sie war Feuer und Flamme, das Projekt „Treppenhauskunst“ war geboren. Und schnell auch ein Motto gefunden, sagt Pfaucht (57): „In Pegnitz mit Pegnitzern für Pegnitzer.“

Zunächst war da die Angst

Am Anfang war die Angst. Die Angst, dass kaum jemand kommt. Doch die verflog schnell. Denn die Leute kamen sehr wohl. Wobei man zum Auftakt mit einer Bilderausstellung mit Werken der lokalen Malergröße Horst Welzel auf der sicheren Seite unterwegs war.

Kuschelig eng

Auch danach konnten die „Treppenhauskunst“-Macher nicht über mangelnden Zuspruch klagen. „Wenn 40 Leute kommen, ist das ja auch rasch ziemlich voll“, sagt Andrea Pfaucht. Aber es sind halt oft auch mehr als 40. wie etwa jüngst bei einer Bilderschau der Malerin Eva Thiele aus Oberailsfeld – „da waren es um die 100, da wurde es schon kuschelig eng“.

Sitzen auf grünen Kissen

Ob Bilder- oder Fotoausstellung, ob Lesung oder auch mal ein St.-Patricks-Day: Sitzen auf grünen Kissen auf Treppenstufen, Musik, die von mehreren Ebenen klingen kann – das kommt an. Und nicht immer muss Pegnitz alleine im Vordergrund stehen. Es dürfen schon auch auswärtige Gäste sein. Wie jüngst die Lesung eines iranischen Professors aus Erlangen zum Thema Flüchtlinge – „das ja auch ein lokales ist“, so Pfaucht. Martin Wiesend schmiedet schon die nächsten Treppenhauspläne:

Wie wär's mit einem Kunstprojekt?

„Wir haben da ja noch das zweite hinten raus zur Brauhausgasse. Das müsste renoviert werden – warum sollte man da nicht ein Kunstprojekt draus gestalten? Ich bin über jeden froh, der sich da meldet.“ Und Kollegin Andrea Pfaucht ergänzt: „Wir sind da wirklich nach allen Seiten offen.“

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