Schlossberg-Wirt Frank Ambrasat wartet auf Reaktion des Stadtrats Pegnitz: Festspiele kontra Biergarten

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Klar, jetzt herrscht im Biergarten am Schlossberg Winterpause – ob er jedoch im Frühjahr wieder aufmacht, steht noch in den Sternen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Es ist Gras drüber gewachsen. Auf den ersten Blick. Doch das Thema ist noch lange nicht gegessen: Zwischen den Machern der geplanten Faust-Festspiele auf dem Schlossberg und Frank Ambrasat, Betreiber des Biergartens unmittelbar neben der Festwiese ist nach wie vor Sand im Getriebe. Und auch von der Stadt fühlt sich Ambrasat im Stich gelassen. Nun hat sich die Lage verschärft: Der Wirt hat erfahren, dass er wohl auch als Bierlieferant unerwünscht ist.

 
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Sein Problem: „Ich brauche Planungssicherheit.“ Die habe er nur, wenn ihm jemand zusichert, dass er mit im Boot sitzt bei den Festspielen. Denn es nütze ihm nichts, wenn Hunderte von Besuchern zu den Festspielen pilgern, aber kaum jemand aus diesem großen Kreis im Biergarten vorbeischaut. Weil er dort - wie mehrfach berichtet - sein über zwei Jahre entwickeltes Konzept in der Aufführungszeit von Ende Juli bis Anfang September nur noch bedingt umsetzen könne.

Das funktioniert so nicht

Bekanntlich soll ein Bauzaun das Festspiel-Gelände in Richtung Biergarten abgrenzen. Doch was ihn mehr trifft: „Ich kann in dieser Phase eine ganze Reihe von Veranstaltungen nicht anbieten, die ich fest im Programm hatte.“ Wie etwa die donnerstägliche After-Work-Party. Weil ein Nebeneinander von Schauspiel und lauter Partymusik nicht funktioniert.

"Pläne komplett zerschlagen"

„Ich kann das nicht so hinnehmen, meine Pläne wurden komplett zerschlagen“, sagt Ambrasat. Deshalb hat er sich nun in einem offenen Brief an alle Stadträte und an den Bürgermeister gewandt. Er wolle endlich wissen, wie er dran ist. Von der Reaktion werde er es abhängig machen, ob den Biergarten überhaupt noch einmal öffnet. Nicht gut zu sprechen ist der aus Brandenburg stammende Wahl-Pegnitzer vor allem auf Bürgermeister Raab. Dem wirft er zum wiederholten Mal vor, nicht ehrlich und transparent mit der Sache umgegangen zu sein.

Bierwagen von der Kaiser Bräu gebucht

Fünf Monate habe er jetzt abgewartet, „ob sich etwas tut, ob jemand mal auf mich zukommt“. Passiert sei nichts. Immerhin: In diesen Tagen hatte Ambrasat ein längeres Telefonat mit Festspiel-Intendant Daniel Leistner. „Ein gutes, ein offenes Gespräch“, sagt Ambrasat. Er habe dabei durchaus Verständnis für seine Situation erfahren. Doch kurz danach dann eine Nachricht, die für ihn das Fass zum Überlaufen brachte: Er hörte, dass der Festspiel-Verein einen Bierwagen der Kaiser Bräu gebucht habe. Er informierte Leistner, „für ihn war das neu“.

"Schon dreist"

Er finde ein solches Verhalten des Vereins „schon dreist, zumal da mehrfach ganz andere Aussagen geäußert wurden“. Nämlich, dass man die Festspiel-Gäste in den Biergarten lotsen wolle –- „aber 16 Biersorten reichen wohl nicht, es muss noch eine 17. sein“. Da auf der Festwiese zudem ein Wein- und Sektstand errichtet werden soll, sieht Ambrasat seine Felle davon schwimmen. Und er könne ja auch nicht auf Verdacht Brotzeiten und sonstige kleine Speisen in beliebiger Menge vorhalten: „Das ist alles frisch, was wir machen, da muss eine gewisse Sicherheit gegeben sein“.

Wer zahlt für WC-Benutzung?

Ambrasat möchte auch wissen, wie die Toilettennutzung geregelt sein soll. Denn die hat er zusammen mit dem Biergarten von der Stadt gepachtet: „Wenn ich nur die WC-Anlagen zur Verfügung stellen soll, für deren Pflege ich ja auch zuständig bin, dann läuft das nur gegen Entgelt“. Er frage sich, ob dies jemand im Rathaus mit eingerechnet habe „bei diesem auf Null gerechneten Haushalt für die Festspiele“.

Warten auf klares Signal

Ambrasat, dass die Stadträte bereits in ihrer Sitzung am morgigen Mittwoch ihre Sicht der Dinge bekunden. Werde in nächster Zeit kein klares Signal gesendet, müsse er sich entscheiden, ob es nicht besser sei, sich beruflich neu zu orientieren. Was nach der geleisteten Aufbauarbeit sehr schade wäre, so Ambrasat.

Festspiel-Macher weisen Vorwürfe zurück

Uwe Vogel, Vorsitzender des Fördervereins für die Festspiele, reagiert auf die Vorwürfe von Frank Ambrasat angefressen. Der Verein habe sich in jüngster Zeit bewusst zurückgehalten, habe sich auch bewusst zu Anfeindungen im Internet bedeckt gehalten: „Das war eine Hetzkampagne gegen uns in den sozialen Netzwerken, daran war Herr Ambrasat nicht unschuldig.“

Angebote ausgeschlagen?

Was Vogel so gar nicht verstehen kann: „Da wird behauptet, wir hätten ihn außen vor gelassen, wir hätten ihn nicht mit ins Boot geholt.“ Das sei „völliger Quatsch"„. Die Festspiel-Macher hätten Ambrasat vielmehr schon im Februar 2016 über das Projekt informiert und versucht, ihn dafür zu gewinnen. „Wir wollten von Anfang an, dass er mit dabei ist, wollten ihn auch in unsere Werbemaßnahmen einbinden und damit ja auch Reklame für seinen Biergarten betreiben.

Trügerische Hoffnung

Mehrere Gesprächstermine folgten, zuletzt mit zweitem Bürgermeister Wolfgang Nierhoff. Da habe er, so Vogel, noch gehofft, dass es zu einem Miteinander kommt. Diese Hoffnung habe sich als trügerisch erwiesen. Vogel wirft Ambrasat genau das vor, was dieser am Förderverein und an der Stadt zu bekritteln hat: Die andere Seite habe sich nie gerührt. „Da kam nichts, rein gar nichts.“

Zum Handeln gezwungen

Ende des Jahres habe sich der Verein zum Handeln gezwungen gesehen, sagt Vogel. Und so kam ein Vertrag mit der Kaiser Bräu in Neuhaus und der Pegnitzer Jura Bräu zustande - über einen Getränkestand und eine Bierlieferung auf der Festwiese während der Faust-Festspiele.

Wirt könne nur profitieren

Worauf er auch Wert legt: Mehrfach habe man versucht, dem Biergarten-Wirt entgegen zu kommen. Etwa mit Blick auf seine Befürchtung, er müsse diverse Veranstaltungen platzen lassen, so Konzerte mit dem KSB-Werksorchester oder der Jugendbergmannskapelle: „Die könnte man vor oder noch besser nach einer Aufführung stattfinden lassen, die dauern doch nur rund 90 Minuten.“ Und dann wäre das Publikum sozusagen schon auf dem Berg, da könne man doch nur profitieren von den Festspielen.

Lohnt sich auch bei schlechtem Wetter

Das gelte auch für Sommertage mit eher schlechtem Wetter, dann, wenn ein Biergarten normalerweise geschlossen bleibt: „In der Festspiel-Zeit lohnt es sich auch dann, den Garten zu öffnen. Weil dann Leute da sind, die auch etwas konsumieren.“

Massiv beleidigt

Uwe Vogel ist seine Entrüstung deutlich anzumerken. Seien er und seine Mitstreiter doch wiederholt massiv beleidigt worden. Und dies, „obwohl wir immer wieder versucht haben, da eine gemeinsame Linie zu finden.“ Ganz abgesehen davon, dass Insider Finanzierungspläne für die Festspiele weitergegeben hätten, @das ist sehr unschön“.

Tür bleibt offen

Jetzt sei der Punkt gekommen, an dem man schauen müsse, wie man das Ganze zum Wohle der Festspiele und ihrer Gäste am besten organisieren könne. Wobei er Frank Ambrasat durchaus die Tür offen hält: „Wenn er mitmachen will, holen wir ihn gerne in unser Werbeprogramm mit hinein, trotz allem, was passiert ist.“ Am Thema Bierstand auf der Festwiese ändere dies freilich nichts: „Da sind die Verträge geschlossen.“

Das sagt der Bürgermeister

„Der Biergarten spielte und wird auch künftig eine wichtige Rolle spielen in unseren Überlegungen“, sagt Bürgermeister Uwe Raab. In der Vergangenheit habe es verschiedenste Gesprächsangebote an Frank Ambrasat mit zum Teil eher durchwachsenen Ergebnissen gegeben. Selbstverständlich werde auch weiterhin mit dem Blick auf eine konstruktive Zusammenarbeit das Gespräch mit Ambrasat geführt. In Bezug auf den Bierwagen lasse sich von Seiten der Verwaltung noch keine Aussage treffen, „da uns diese Entwicklung erst vor Kurzem zur Kenntnis gelangte“.

Brief wird umfassend beantwortet

Natürlich werde man jetzt die Fragen von Frank Ambrasat in seinem Schreiben an die Stadträte umfassend beantworten.

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