EVP sucht die Nähe zum Nachbarn Pegnitz-Bayreuth: Rivalität adieu

Von Richard Reinl
Geht voller Optimismus in die am grünen Tisch „gewonnene“ zweite Bayernlia-Saison mit seinen Ice Dogs – und will die Nähe zu Bayreuth suchen: Trainer Knut Pleger. Foto: Archiv/Andreas Beil Foto: red

Mutiert der Bayernligist EV Pegnitz zur 1-b-Vertretung des Zweitligisten EHC Bayreuth? Der neue Trainer der Ice Dogs, Knut Pleger, selbst ein Bayreuther Eishockey-Urgewächs, schmunzelt bei dieser Frage. Er kennt die Rivalität zwischen dem gewachsenen Traditionsverein und dem mitunter äußerst erfolgreichen, aber auch schon mehrfach gescheiterten Retortenclub und will gerade deswegen die Annäherung. Denn: Pegnitz kann davon nur profitieren.

 
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Das muss Knut Pleger erst einmal einer nachmachen: Ohne mit seinem Team bisher auch nur eine Minute auf dem Eis absolviert zu haben, kann der Eishockey-Lehrer schon einen Aufstieg verbuchen, den am „grünen Tisch“. Unterschrieben hat er bei den Ice Dogs, als der Abstieg in die Landesliga nach einer höchst unglücklich verlaufenen Saison längst besiegelt schien.

Die Chance ergriffen

Doch als die auch wegen des Bayreuther Aufstiegs in die DEL2 schwächelnde Oberliga mit Hilfe der Bayernliga gerettet werden musste, ergriffen die Pegnitzer Verantwortlichen die Chance, weiter in der höchsten bayerischen Liga zu spielen.

Verstärkung ist nicht alles

Es spricht für das Vertrauen des neuen Trainers in die Truppe, dass er für die Bayernliga keine personellen Verstärkungen forderte, sondern stattdessen lieber auf die gewachsene Gemeinschaft setzt, die eigentlich in der Landesliga an den Start gehen sollte. Er weiß, wovon er spricht, hat er doch mit allen Cracks außer Stefan Hagen, Jens Braun und Christof Mendel schon zusammengearbeitet. Lediglich Sven Rothemund ist später noch neu zum Team gestoßen, ein Verteidiger mit Oberligaerfahrung, der zuletzt für Schönheide gespielt hat. Der gebürtige Kulmbacher soll die Lücke schließen helfen, die in der Abwehr durch den Weggang des Kontigentspielers Stefan Ramoser und des Ex-Bayreuthers Patrik Franz entstanden ist.

Ist diesmal der EVP das Überraschungsteam?

Der Coach, der in Augsburg zum ersten Mal die Schlittschuhe geschnürt hat, traut den Ice Dogs einiges zu. Zwar sieht er die Favoritenrolle klar bei Vereinen wie Memmingen, Landsberg, Peißenberg, Miesbach oder dem Aufsteiger Erding, würde sich aber auch nicht wundern, wenn es wieder ein Überraschungsteam geben würde wie Dorfen in der vergangenen Saison: „Vielleicht sind das ja diesmal wir, denn schließlich hat der EVP zuletzt die Aufstiegsrunde nur um einen einzigen Punkt verpasst.“

Ein richtig guter Mann?

Ganz entscheidend für das Abschneiden der Ice Dogs ist nicht nur für Pleger, in welcher Verfassung sich der neue Kontingentspieler Aleksandrs Kercs jr. präsentiert: „Ich habe von ihm bei einem ersten persönlichen Treffen einen hervorragenden Eindruck gewonnen. Er kann gut deutsch, ist unglaublich motiviert und hat zuletzt an einem Sichtungslehrgang für die lettische Nationalmannschaft teilgenommen. Wenn er nur halbwegs das aufs Eis zaubert, was die übermittelten Videos zeigen, dann hat der EVP eine Granate an Land gezogen, an der die Fans ihre helle Freude haben werden, wenn auch vielleicht nur für eine Spielzeit.“

Das Thema Sturmschwäche

Er könnte den großen Unterschied ausmachen im Vergleich zur vergangenen Saison, in dem die Pegnitzer Verantwortlichen zu lange an dem langzeitverletzten Verteidiger Stefan Ramoser festgehalten haben, während die Konkurrenz ausnahmslos Top-Stürmer als Kontingentspieler aufgeboten hat. Letztendlich war es denn auch die Sturmschwäche, die Schwindl & Co. den einen oder anderen entscheidenden Punkt gekostet hat.

Lob von Markus Schwindl

Markus Schwindl attestiert Pleger eine hervorragende Arbeit als sportlicher Leiter, er habe eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt. Seinen überraschenden Rücktritt bedauert er, nennt es aber im gleichen Atemzug durchaus als problematisch, wenn jemand aus dem direkten Umfeld der Mannschaft diese verantwortungsvolle Position ausübt. Deshalb habe er sofort abgewunken, als der Wunsch an ihn herangetragen wurde, nicht nur als Trainer, sondern auch noch als Sportchef zu agieren: „Das hätte schnell zu Konfliktsituationen führen können.“ Froh ist er deshalb, dass sich vorerst der Vorsitzende Steffen Rein und Marco Zimmer, der schon Schwindl zur Seite stand, um diese Belange kümmern.

Schon im Training

Wichtiger ist für den 55-jährigen Coach derzeit, dass sein Team gut vorbereitet in die neue Saison geht. Seit Juni wird deshalb zwei Mal in der Woche zusammen mit den Zweitliga-Cracks in Bayreuth trainiert, ehe es am 9. August – so früh wie nie zuvor – ebenfalls in Bayreuth aufs Eis geht. Das sind die Vorteile, die Pleger in einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Wagnerstädtern sieht, auch wenn dann im Oktober, wenn der EHC schon voll im Spielbetrieb steht, vorübergehend auf Stadien in Mitterteich, Amberg oder Weiden ausgewichen werden muss.

Wann gibt es Eis?

Wenn dann in Pegnitz Eis zur Verfügung steht, soll gar drei Mal wöchentlich geübt werden, dadurch begünstigt, dass alle Spieler aus der Region kommen und deshalb keine langen Anfahrtswege anfallen. Dann hofft der Coach, dass alle Cracks voll mitziehen, denn schließlich haben sie alle beim EVP unterschrieben. Dafür sollen dann auch alle ihre Chance bekommen: „Im Training werde ich vier komplette Blöcke aufs Eis schicken, in den Spielen dann aber notgedrungen auf drei Reihen reduzieren, weil immer jemand ausfällt, ob beruflich oder verletzungsbedingt.“

Trainer sieht Entwicklung in Bayreuth durchaus kritisch

Knut Pleger, der kein Hehl daraus macht, dass er die Entwicklung im Bayreuther Eishockey durchaus kritisch sieht, wollte eine neue Herausforderung. Deshalb freut er sich schon ungemein auf die Bayernliga, die er mit den Ice Dogs so bald wie möglich sichern will.

Coach denkt weiter

Der ehemalige Bayreuther Nachwuchstrainer denkt aber schon viel weiter: „Ralf Skarupa macht hier eine ausgezeichnete Jugendarbeit. Der Verein sollte sich allerdings auch hier stärker mit Bayreuth austauschen, machen doch gemeinsame Aktionen und frühzeitiges Eistraining mehr Sinn als lange Anfahrtswege bei Spielgemeinschaften mit Höchstadt oder Weiden. Hier gilt es, die alte Rivalität aufzubrechen, sonst gibt es in Pegnitz eines Tages kein Eishockey mehr.“ Dass das auch in Bayreuth passieren kann, will der Lehrer an der Altstadt-Mittelschule gar nicht ausschließen. Doch das hätte dann ganz andere Gründe.

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