Fall Peggy: Antrag im NSU-Prozess

Archivfoto: Peter Kneffel/dpa Foto: red

Die DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Böhnhardt am Fundort von Peggys Leiche hat für Aufregung gesorgt. Erstmals seit dem Fund geht der Münchner Prozess um die NSU-Mordserie am Mittwoch weiter. Ein Opferanwalt will den brisanten Komplex da ansprechen.

 
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Die brisante DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der 2001 verschwundenen Peggy dürfte an diesem Mittwoch auch den Münchner NSU-Prozess beschäftigen. Opferanwalt Mehmet Daimagüler kündigte im Vorfeld des Verhandlungstages vor dem Oberlandesgericht München einen Antrag zu dem Komplex an. Einzelheiten wurden dazu zunächst nicht bekannt.

Mitte Oktober war bekanntgeworden, dass am Fundort von Peggys Leiche in einem Wald an der bayerisch-thüringischen Grenze eine DNA-Spur Böhnhardts entdeckt worden war. Ein möglicher Zusammenhang zwischen den beiden großen Kriminalitätsfällen hatte auch in der Politik für Entsetzen gesorgt.

Als Zeuge ist am Mittwoch ein ehemaliger Berliner Wachpolizist geladen. Er will im Mai 2000 die Hauptangeklagte Beate Zschäpe zusammen mit Uwe Mundlos in einem Café unmittelbar an der größten Synagoge Deutschlands im Stadtteil Prenzlauer Berg gesehen haben.

Das Gericht hat den Mann auf Antrag des Nebenklage-Anwalts Yavuz Narin geladen. Narin hatte seinen Antrag damit begründet, Zschäpe und Mundlos könnten ein Anschlagsziel des «Nationalsozialistischen Untergrunds» ausgespäht haben.

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft haben Mundlos und das dritte mutmaßliche Mitglied des NSU, Uwe Böhnhardt, zehn Menschen aus überwiegend fremdenfeindlichen Motiven ermordet. Zschäpe soll bei keiner Tat direkt beteiligt gewesen sein, sie habe aber im Hintergrund gewirkt und möglicherweise Anschläge mitgeplant. 

Der Wachmann hatte seine Beobachtung bereits am nächsten Tag in einer Polizeivernehmung geschildert. Demnach sei ihm eine schwarzhaarige Frau rechts von der Eingangstür aufgefallen. Mit ihr am Tisch hätten eine weitere Frau mit zwei Kindern und zwei Männer gesessen. Als einen der Männer habe er Mundlos erkannt. Die vier seien mit einem Stadtplan oder einer Landkarte beschäftigt gewesen.

Am Abend nach seiner Beobachtung habe er zu Hause im Fernsehen die MDR-Sendung «Kripo live» gesehen, in der eine Fahndung nach dem NSU-Trio lief. Auf eingeblendeten Fotos habe er Zschäpe und Mundlos wiedererkannt und sofort das Landeskriminalamt Thüringen angerufen. Zwar habe Mundlos in dem Café - anders als auf dem Fahndungsfoto - einen Kinnbart getragen, er sei sich aber trotzdem sicher gewesen.

Vier Monate später, am 9. September 2000, sollen Mundlos und Böhnhardt in Nürnberg ihren ersten Mord verübt haben. Die Fahndung nach dem NSU-Trio blieb bis zum Schluss erfolglos. Erst im November 2011 flog der NSU auf, als sich Mundlos und Böhnhardt nach einem gescheiterten Bankraub in Eisenach das Leben nahmen.

dpa

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