Nach Silber bei der Junioren-WM soll der nächste Schritt folgen Paul Hanf peilt Weltcup-Starts an

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Seine Autogramme könnten bald noch begehrter werden: Der Warmensteinacher Paul Hanf will sich im Kreis der weltweit stärksten Kombinierer etablieren. Foto: Mularczyk Foto: red

Almaty ist für Paul Hanf ein gutes Pflaster: Vor zwei Jahren hatte er dort seinen bisher einzigen Weltcup-Start, am Wochenende holte er dort eine Silbermedaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft. Doch jetzt will der 19-jährige Warmensteinacher auch an anderen Wettkampforten durchstarten. Sein Ziel: der Weltcup. Doch die Konkurrenz ist groß.

 
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Auf dem Papier stehen noch acht Kombinierer vor Hanf. Acht Sportler, die dem deutschen A-Kader angehören. Und sie sind namhaft: Olympiasieger Eric Frenzel, Fabian Rießle, Johannes Rydzek, Tino Edelmann, Björn Kircheisen – sie alle sind jederzeit in der Lage, ein Weltcup-Rennen zu gewinnen oder zumindest aufs Podest zu laufen.

„In jedem anderen Land wäre es wohl leichter, ins Weltcup-Team zu kommen. Wenn wir Norwegen und Österreich ausklammern, würde jede Nation einen Sportler wie Paul mit Kusshand nehmen“, sagt Kerst Dietel, Hanfs langjähriger Stützpunkttrainer in Klingenthal. „Aber Paul hat es drauf, sich gegen die nationale Konkurrenz durchzusetzen und einen Weltcup-Platz zu ergattern.“

In beiden Disziplinen stark

Talent und Ausgeglichenheit in den zwei Disziplinen Langlauf und Skispringen seien seine Stärken – auch wenn er auf der Schanze noch etwas besser sei. Seine größte Stärke sei aber manchmal seine größte Schwäche: „Paul lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, macht eigentlich immer sein Ding, sieht immer alles positiv. Das kann im Leistungssport in manchen Situationen ein Nachteil sein.“

Jedoch arbeite Hanf an sich, sei sehr ehrgeizig im Training. „Das ist die Grundvoraussetzung für den Sprung in den Weltcup“, sagt Dietel. „Und eine Portion Glück gehört auch dazu.“ Man müsse zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Leistung abrufen.

Im Blickfeld der Bundestrainer

Mit seinen Auftritten bei der am Wochenende zu Ende gegangenen Junioren-WM könnte Hanf schon einen weiteren Schritt gemacht haben. Die Plätze sieben und neun bei den Einzelstarts und bester Deutscher beim Gewinn der Silbermedaille im Teamwettbewerb – der Fichtelgebirgler sollte in seinem letzten Jahr als Junior noch weiter ins Blickfeld der Bundestrainer gerückt sein. Im Mannschaftsrennen ließ Hanf auch den Weltcup-Starter Jakob Lange hinter sich.

„Es hat zwar nicht ganz für die Einzelmedaille gereicht, aber ich bin mit meinen WM-Leistungen zufrieden“, sagt Hanf. „Einmal hatte ich Pech mit dem Ski, zudem war die Leistungsdichte enorm hoch, aber die Silbermedaille ist der größte Erfolg meiner Karriere.“ Nun wartet der 19-Jährige auf Rückmeldung der Trainer, denn die Junioren-Titelkämpfe wurden noch nicht mit den Sportlern analysiert.

„Vielleicht klappt es ja noch in dieser Saison mit einem Weltcup-Start“, macht sich Hanf Hoffnungen. Aber unter Druck setzt er sich nicht. „Wenn nicht, dann gebe ich im Continental-Cup weiter Vollgas.“ Dort, in der zweiten Liga der Nordischen Kombinierer, ist Hanf in der Gesamtwertung aktuell Zwölfter – und damit einziger Deutscher unter den Top 15, vor Hanf liegen nur Norweger und Österreicher.

„Tobias Haug ist das jüngste Beispiel“, sagt Hanf. „Sein Weg hat über den Continental-Cup in die A-Nationalmannschaft geführt.“ Diesen Weg will auch der 19-Jährige gehen, selbst wenn er sehr steinig werden würde.

Lange Anfahrt zum Trainingsort

Der Warmensteinacher opfert viel für seinen Sport. Ausbildung bei der Bundespolizei und zwei zweistündige Trainingseinheiten am Tag, sechsmal die Woche – viel Freizeit bleibt da nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass Hanfs Ausbildungsstätte in Bad Endorf am Chiemsee liegt, sein Trainingszentrum aber in Klingenthal im Erzgebirge. Einfache Fahrtstrecke: 335 Kilometer. „Im Sommer fahre ich eigentlich jedes Wochenende nach Klingenthal“, sagt Hanf.

Das Erzgebirge ist seine zweite Heimat geworden. Hier war er auf dem Sportgymnasium, hier schätzt er die optimalen Trainingsbedingungen. „Und ich kann bei den Fahrten immer einen Abstecher bei meinen Eltern machen, das macht die Anreise gefühlt etwas kürzer.“

Hanf reist gerne. Deshalb genießt er den Winter: Fast jedes Wochenende geht es in ein neues Land, eine neue Stadt. „Das ist definitiv eine der schönsten Begleiterscheinungen des Leistungssports“, sagt Hanf. „Deswegen will ich auch so lange wie möglich Kombinierer bleiben.“

Und was passiert, wenn er in einigen Jahren erkennt, dass es doch nicht ganz für die A-Nationalmannschaft gereicht hat? „So weit plane ich nicht im Voraus. Außerdem bin ich sehr zuversichtlich, dass ich bald meine Weltcup-Starts bekomme“, sagt Hanf und macht sich auf nach Österreich. In Ramsau steht mit dem Wettkampf im Continental-Cup die nächste Empfehlungschance für ihn an.

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