Paul Götz: Zum Tod des Stipendiatenvaters

Beharrlich, still und mit Sinn für Nachwuchsförderung: Paul Götz, Foto: Andreas Harbach Foto: red

„Was er geleistet hat, ist kaum zu beziffern“: So würdigt Horst Eggers, Präsident des Richard-Wagner-Verbands International, das Lebenswerk von Paul Götz. Der Ehrenvorsitzende des Richard Wagner-Verbands Bayreuth war vor drei Wochen verstorben.

 
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Gut verbürgt ist die Geschichte, dass er überhaupt nur wegen Richard Wagner in Bayreuth landete. Geboren in Würzburg, studierte Paul Götz Jura. Und wo normalerweise Karrieregedanken Weichen stellen, war es bei ihm die Liebe zu Wagner und seinen Musikdramen. „Wagner – das war sein Lebenswerk“, sagt Horst Eggers, Präsident des Richard-Wagner-Verbands International, über den langjährigen Präsidenten des Richard-Wagner-Verbands Bayreuth, der Anfang des Monats im Alter von 81 Jahren verstarb. Eggers erinnerte am Wochenende bei der Präsidiumssitzung des Richard-Wagner-Verbands International an Götz’ Wirken und hob vor allem seine Bedeutung für die Stipendienstiftung hervor.

Götz war von 1985 bis 2009 Geschäftsführer der Richard-Wagner-Stipendienstiftung. Für dese Zeit zählt die Statistik der Stiftung über 5 400 Stipendiaten – mehr als jeder andere Geschäftsführer zuvor. Nicolaus Richter, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbands Bayreuth, nannte ihn einen „hochverdienten ehemaligen Vorsitzenden“, der bis in die jüngste Zeit am Verbandsleben teilgenommen habe, und erinnerte an Götz' Tätigkeit im Präsidium des Verbands International.

Im Hintergrund

Götz leistete seine ehrenamtliche Arbeit so unaufgeregt wie bescheiden. Eine Anekdote aus seiner Würzburger Zeit illustriert, wie zurückhaltend Götz sein konnte. Er liebte Theater und klassische Musik und stand sogar selbst mal als Statist bei einer Produktion von „Carmen“ mit auf der Bühne. Allerdings unter einer Bedingung: „Es durfte auf gar keinen Fall ein Heimspiel in Würzburg sein, denn ich war von Natur aus ein wirklich sehr scheuer junger Mann. Schweinfurt und Aschaffenburg waren okay.“ „Er hatte feinen Humor, war ein stiller Mensch“, so fasst es Horst Eggers zusammen. Was erklären könnte, warum sogar der Richard-Wagner-Verband Bayreuth so spät vom Tode seines Ehrenvorsitzenden erfuhr. Götz war bereits am 5. März verstorben.

Götz hatte seine Begeisterung für Wagner als freier Mitarbeiter der „Mainpost“ in Würzburg entdeckt, als er Kino-Kritiken schrieb. Der zuständige Redakteur war großer Wagner-Fan und machte Götz neugierig. Der hatte sein Erweckungserlebnis 1958 bei einer „Lohengrin“-Aufführung im Festspielhaus mit Astrid Varnay und Sándor Kónya. „Ich saß in der letzten Reihe des Festspielhauses und war einfach nur gefesselt von dem, was ich sah und hörte.“ Mit Hartnäckigkeit schaffte er es dann sogar noch, eine Aufführung der „Meistersinger“ zu erleben – im Orchestergraben. „Das wäre heute natürlich nicht möglich“, sagte er dem Kurier vor einem halben Jahr. „Können Sie sich vorstellen, welche Klangflut einen umgibt, wenn man hinter den Bläsern sitzt? Kein Wunder, dass Wagner so intensiv auf mich abgefärbt hat.“

Aus Liebe zu Wagner nach Bayreuth

Götz zog also als "Opernnarr", wie er selbst sich nannte, nach Bayreuth, wo er für die Regierung von Oberfranken tätig war. Dass er an Wagners letzter Hauptwirkungsstätte arbeiten durfte, empfand Götz stets als Glücksfall, wie auch die enge Zusammenarbeit mit Adolf Hopf und Heddy Beer an der Spitze des Richard-Wagner-Verbands. 1972 wurde er zweiter Vorsitzender, 1985 erster.

Paul Götz sah als Jurist seine Aufgabe auch darin, den Ortsverbänden eine zuverlässige Grundlage in Gestalt einer verbindlichen Satzung zu geben. Er besuchte so gut wie alle Städte, an denen sich Wagner einmal aufgehalten hatte. Respektable 21 Male war er mit dem Verband allein in Venedig. Sein wichtigstes Anliegen aber war es, jungen Leuten den Weg in eine Karriere in der Kunst zu ebnen. Dass so viele seiner Stipendiaten zu Stars auf der Bühne und im Orchestergraben wurden – Götz hat das mit außerordentlichem Stolz registriert. 5472 junge Menschen habe er mit ausgesucht und betreut, sagte er mal, „eine unglaubliche Zahl.“ Horst Eggers fasste es so zusammen: „Er war wahrlich der Stipendiatenvater.“

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